Susanne Schroff - Die Menschenfreundin
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Susanne Schroff - Die Menschenfreundin

Nach zehn Jahren als Geschäftsführerin von Rotronic hat Susanne Schroff Anfang Jahr diese Position abgegeben und widmet ihre Zeit nun zwei Stiftungen, die einst ihre Eltern gründeten.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2010/04

     

«Man muss etwas aus seinem Leben machen. Man braucht einen Lebensplan, muss aber offen bleiben – auch für Neues und Unbekanntes.» So lautet die Philosophie von Susanne Schroff. Sie weiss, wovon sie redet, befindet sich ihr Leben doch gerade im Umbruch. Denn auf Anfang 2010 ist die 44-Jährige nach rund zehn Jahren als Geschäftsführerin des Bassersdorfer Distributors Rotronic zurückgetreten. Das Amt der Präsidentin des Verwaltungsrates hat sie indes behalten.

Rückzug, aber nur teilweise

«Ich habe mich zurückgezogen, um mich strategischen Aufgaben zu widmen, wie man so schön sagt», erklärt Schroff ihren Entscheid. Diesen Schritt habe sie seit über zwei Jahren geplant. Sie sei nun nicht mehr so ins Tagesgeschäft verwickelt, kümmere sich dafür um die Tochtergesellschaften und um die Gründung des Tochterunternehmens in Italien. Dort will Rotronic im Juli mit einem eigenen Vertrieb von Feuchtemessgeräten starten. «Wir haben in Italien lange mit einem Distributor zusammengearbeitet, wollen nun aber in den grossen Märkten mit einer eigenen Firma präsent sein.»
«Manchmal fällt es mir schwer, mich rauszuhalten», gibt Schroff zu. «Die Geschäftsleitung hat mir halt Spass gemacht», fügt sie schon fast entschuldigend an. Sie sei offen, kommunikativ und neugierig, «was es einem auch nicht gerade einfacher macht, wenn man sich zurückzieht», so Schroff lachend. «Zudem denke ich, dass die Arbeit ein ganz wichtiger Aspekt im Leben ist – sie macht zufrieden.» Allerdings wisse sie auch, dass die Firma jetzt besser aufgestellt sei als noch vor ein paar Jahren. «Dennoch ist es manchmal schwer, wenn plötzlich Sachen entschieden werden, in die man nicht mehr involviert ist. Aber das habe ich ja gewusst, ich bin schliesslich freiwillig zurückgetreten. Das muss ich mir ab und zu wieder bewusst machen», fügt Schroff schmunzelnd an.

Traumdestination Indien

«Natürlich habe ich nun auch mehr Freizeit», so die gebürtige Deutsche. Ihre Eltern haben vor rund zwanzig Jahren in Deutschland zwei Stiftungen gegründet – eine für wissenschaftliche, eine für so­ziale Zwecke. Hier will Schroff ihr Engagement endlich ausbauen. «Ich sehe mich persönlich eher im philanthropischen Bereich. Ich habe das Glück und das Privileg, dass ich in eine wohlhabende Familie geboren wurde und glaube auch, dass es mit Rotronic positiv weitergeht. Die Leute, die jetzt die Firma leiten, machen dies eigenverantwortlich und sehr gut. Deshalb kann ich mich verstärkt um andere Dinge kümmern.»

Kinderheim in Indien

Besonders am Herzen liegen Schroff ein Kinderheim und ein HIV- und Diabetiker-Krankenhaus in Indien, das mit den Mitteln der Schroff-Stiftungen finanziert wurde. Dabei ist es der 44-Jährigen vor allem ein Anliegen, dass das Geld direkt bei den Betroffenen ankommt. Das Hilfswerk in Indien wird von einem katholischen Priester geleitet. «Ich weiss, was er mit dem Geld macht. Er unterbreitet mir konkrete Vorschläge, wie zum Beispiel einen Spielplatz für die Kinder zu bauen.» Aber auch Freunde und Bekannte würden sie unterstützen, indem sie bereits für über 70 Kinder in Indien eine Patenschaft übernommen haben. Was bislang aber noch fehle, sei ein Leitbild. Das soll sich nun ändern. «Es ist wie bei der Gründung eines Unternehmens, man braucht einen Plan und Ziele.»
Bislang war Schroff jedes Jahr in Indien, allerdings nie für längere Zeit: «Ich war beruflich zu sehr eingespannt.» Im November reist Schroff wieder nach Indien, diesmal aber länger als nur für ein paar Tage. Schroff liebt dieses Land «wegen der Spiritualität – aber das soll jetzt nicht zu abgehoben klingen –, den Farben und dem Essen. Diese extreme Vielfalt begeistert mich. Entweder man liebt oder hasst Indien – ich bin auf alle Fälle sehr beeindruckt.»
Auch in der Schweiz plant die bekennende Indien-Liebhaberin eine Stiftung. Ziel ist, andere wohltätig denkende Menschen mit geeigneten Projekten zusammenzubringen. «Diese können durchaus in der Schweiz sein, da es auch hier Armut gibt.» Die Ideen seien vorhanden, jetzt gehe es an die Umsetzung.
Bei all ihrem sozialen Engagement ist es Schroff aber sehr wichtig, «dass ich nicht wie eine Nonne rüberkomme». Ebenso betont sie, dass es die Stiftungen schon seit vielen Jahren gibt. «Soziale Arbeit ist momentan ein Mode­thema. Bei mir war es aber nicht so, dass ich mir nach dem Rücktritt gedacht habe: ‹Was könnte ich jetzt tun?› und dann zum Schluss gekommen bin, dass ich mich sozial engagieren könnte.»

Susanne Schroff

Susanne Schroff ist 1965 in Deutschland geboren und in einer «typischen Unternehmerfamilie» aufgewachsen. Ihre Eltern gehörte die Firma Schroff, die 19-Zoll-Schränke herstellt. Nach dem Abitur folgte ein Betriebswirtschaftsstudium. «Ich wusste längere Zeit nicht, in welche Richtung ich gehen will. Mit einem BWL-Studium bleiben einem viele Türen offen», erklärt die 44-Jährige ihre Wahl. Zudem sei für sie klar gewesen, dass sie nicht als Tochter des Chefs in das elterliche Unternehmen einsteigen wolle. 1995 kam Schroff in die Schweiz zu Rotronic. Nach einem Jahr als Praktikantin entschied sie sich, zu bleiben. Sie übernahm die Leitung des Bereiches Kommunikation, bevor sie 1999 zur Co-Geschäftsführerin von Rotronic ernannt wurde. Gefragt nach dem beruflichen Erfolg, auf den sie am meisten stolz ist, nennt sie die Gründung der Rotronic-Niederlassungen in Frankreich und China. Schroff reist gerne, interessiert sich für Kunst und macht gerne Sport. Zudem ist sie Präsidentin der YPO Young Presidents Organisation (Zurich Chapter) und Mitglied im Lions Club.


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