Claude Bosshard - der Disziplinierte

Claude Bosshard ist Gründer und Chef der Firma Bosshard & Partner Unternehmensberatung. Sein Erfolgsrezept liegt darin, auf neue Herausforderungen zuzugehen und sie diszipliniert zu meistern. Zwar ging es für ihn nicht nur nach oben, doch sein Glaube half ihm, immer wieder aufzustehen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/01

     

Eigentlich hätte sich Claude Bosshard nur ins gemachte Nest zu setzen brauchen. «Du hast es gut, für dich ist die Wiese bereits gemäht», bekam er von Kollegen zu hören. Sein Vater war ein erfolgreicher Unternehmer im Treuhandbereich. Die Türe stand offen. Dies entsprach jedoch nicht Bosshards Charakter: «Ich habe immer wieder den anspruchsvolleren Weg gewählt.» Als er nach der C-Matura beim Berufsberater nach Vorschlägen für seine Ausbildung suchte, riet ihm dieser an, Textil- oder Computer-Ingenieur zu werden. «Ich hatte keine Ahnung von Computer und Elektronik», so Bosshard. «Ich konnte dazumal kaum eine Steckdose auseinander nehmen.» Seiner Einstellung entsprechend entschied er sich für die grössere Herausforderung, für das Elektroingenieur-Studium an der ETH in Zürich.
Nach dem Studium zog er frisch verheiratet mit seiner Frau nach Bern, wo er erste Erfahrungen als Elektronik-Entwicklungsingenieur sammelte. Gleichzeitig startete er die Vorbereitungen, mit seiner Frau nach England umzusiedeln, um das weltweite Geschäft seiner Verwandten mit der Entwicklung und Vermarktung von Passfoto-Automaten auszubauen. Doch es kam anders. Seine Frau äusserte den Wunsch, die Kinder in der Schweiz aufzuziehen. So konzentrierte er sich vorerst auf wissenschaftliche Tätigkeiten in der Systemtechnik der Militärindustrie. «Dort stand die Simula­tion von zu optimierenden Regelsystemen auf dem Plan», so Bosshard. Das zusätzliche Wissen eignete er sich mit entsprechenden ETH-Nachdiplomstudien an. Parallel dazu war er Dozent für Regeltechnik an der Technikerschule ITA und löste nebenberuflich Engineering-Aufträge für die Aluminiumindustrie. In seiner Freizeit engagierte er sich als Event-Organisator für Jungwacht und Blauring und zusätzlich während neun Jahren als Präsident des Tennisclubs Bremgarten.

Wachsendes Selbstvertrauen
«Nach fünf lehrreichen Ingenieurjahren und verschiedenen Nebenjobs bewarb ich mich nun erstmals für eine vollzeitliche Führungsaufgabe», so Bosshard. Diese fand er bei Zühlke Engineering in Schlieren. Diese Aufgabe war der Start für die zweite Karriere. Nach über drei erfolgreichen Jahren Aufbauarbeit bei Zühlke übernahm Bosshard die Verantwortung des Profitcenters Verkehrstechnik bei Sauber + Gisin, bevor er für IVM Engineering, einem weltweit tätigen Engineering-Unternehmen, die Schweizer Niederlassung ausbauen durfte. Um den Markt noch besser zu verstehen, absolvierte Bosshard eine Marketingausbildung an der Universität St. Gallen. Auch bei diesem Entscheid ging er sehr pragmatisch vor: «Viele Ingenieure sind nicht besonders kommunikativ. Die Kombination von Ingenieur- und Marketing-Wissen macht mich somit relativ einzigartig», so Bosshard.
1991 kam eine Zäsur im Leben von Claude Bosshard. Zuerst wurde ihm die Arbeitsstelle gekündigt, danach kündigte ihm seine Frau die Scheidung an. «Dies war ein absoluter Tiefpunkt. In einer solchen Situation muss man erst einmal zu sich selber zurückfinden», erinnert er sich und fügt gleich hinzu: «Mein Glaube hat mich dabei sehr stark unterstützt.» Bosshard entschied sich in dieser Situation für eine interne Managementaufgabe in der Logistik der Zürcher Kantonalbank, mit dem Ziel, mehr Zeit für mehr Qualität im Leben zu gewinnen. «Mit der Netzwerk- und Workstation-Verantwortung gegenüber 3000 internen Mitarbeitern war ich jedoch mindestens so stark gefordert wie vorher.» Der erste Kontakt mit bankenorientierter IT bei ZKB und die anschliessende Führungsaufgabe bei Unisys habe dann sein Selbstvertrauen so gestärkt, dass er den Schritt in die Selbständigkeit wagte. Dabei ging Bosshard gewohnt sachlich ans Werk: Er legte eine Excel-Entscheidungstabelle an und kam zum Schluss, dass eine erfolgreiche Unternehmung mindestens drei Standbeine braucht: «Wie bei einem einfachen Stuhl», so Bosshard, «damit das Ganze eine minimale Stabilität hat.» 1996 setzte Bosshard das Vorhaben für seine dritte Karriere in die Tat um und gründete Bosshard & Partner Unternehmensberatung. Die drei von ihm ausgewählten Standbeine sind IT Engineering, IT Outsourcing und die IT Skillbörse, eine Börse für externe Beratung und Unterstützung in IT-Projekten.


Auch in der Freizeit aktiv
Bosshard war dem raschen Erfolg verpflichtet, denn zunächst lebte er von seinen Ersparnissen. «Wenn die Unternehmung, der Lebensunterhalt und zusätzlich noch Alimente finanziert werden müssen, so ist höchste Konzentration gefordert», so Bosshard. Nach sechs Monaten erreichte seine Unternehmung jedoch bereits die Gewinnzone. Mittlerweile zählen über 20 internationale Unternehmungen und über 2000 IT und Business Consultants zu den Partnern von Bosshard & Partner. Mit über 60 Mandaten wurde 2008 ein Umsatz von über 15 Millionen Franken erzielt.
2002 nahm Bosshard eine neue Herausforderung an: Er wurde Gründungs- und Vorstandsmitglied von SwissPRM. Während sieben Jahren hat Bosshard massgebend die erfolgreiche Positionierung des Verbandes bestimmt – in den letzten drei Jahren als Präsident. Diese Aufgabe übergibt er am 26. Februar 2009 seinem Nachfolger. In seiner Freizeit ist ihm die «aktive» Erholung sehr wichtig, wobei er sich mit kulturellen und naturbezogenen Aktivitäten beschäftigt, sei es in Kunstausstellungen, mit dem Motorboot auf dem Vierwaldstättersee oder beim Sport im Kanton Graubünden. «Um höchste Lebensqualität zu erzielen, habe ich meine Arbeitswoche um einen Tag verschoben und arbeite von Sonntag bis Donnerstagabend.» So begibt er sich jeweils am Donnerstag nach der Arbeit mit seiner Partnerin per Zug und Postauto ins Ferienhaus nach Valbella, um jeweils ab Freitag die freie Natur sowie die menschenleeren Wanderwege, Golfplätze und Skipisten zu geniessen.

Claude Bosshard
Der 58-jährige Claude Bosshard wuchs die ersten 7 Jahre in Schlieren im ­Kanton Zürich auf. Sein Vater war der bekannte FCZ-Fussballer Walter Bosshard, seine Mutter stammte aus der Westschweiz. «Bis Schulbeginn sprach ich nur Französisch», so ­Bosshard. Die lateinische und germanische Herkunft erlaube ihm heute, mit den verschiedenen Kulturen im globalen Markt verständnisvoller umzugehen, ist er überzeugt. Bosshard hat ­einen Bruder und eine Schwester, die beide ebenfalls mit finanztechnischen Funk­tionen im Unternehmen betraut sind. Claude Bosshard lebt mit seiner Lebenspartnerin im aargauischen Freiamt, wo sie gerade ein neues Haus bezogen haben. Zusammen mit seiner von ihm geschiedenen Frau hat er eine 23- und 25-jährige Tochter. (Markus Gross)


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