Erste Auswirkungen der Finanzkrise

Die grossen IT-Unternehmen scheinen unterschiedlich stark von der globalen Finanzkrise betroffen zu sein, wie eine Umfrage bei hiesigen Niederlassungen zeigt. Die schwächelnde US-Wirtschaft wirkt sich bei IBM, HP und EMC aus.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/10

     

Das Medienecho ist zwar mittlerweile etwas abgeklungen, aber dennoch wütet sie unbarmherzig weiter: Die Finanzkrise. Die betroffenen Banken haben die notwendig gewordenen Stellenstreichungen kommuniziert und zum Teil bereits umgesetzt. Das Fiasko hat aber nicht nur in der ­Finanzbranche und bei den Häuserbesitzern verheerende Auswirkungen, auch andere Branchen, insbesondere Zulieferer der Banken und Immobiliengesellschaften, sind davon betroffen. Wie sieht es in der IT-Branche aus? Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Grossbanken ihre Investitionen bereits gedrosselt haben. Investitionen in die IT werden auf das Nötigste beschränkt und Projekte auf die lange Bank geschoben. Davon sind die grossen IT-Hersteller und -Dienstleister genauso betroffen wie kleinere Entwicklungs- und Integrationsunternehmen.
Die grossen IT-Hersteller aber wiegeln ab. Weder bei IBM, CA, HP oder Microsoft soll der Personalbestand eingefroren werden. Ein Blick auf die Stellenangebote der Hersteller bestätigt dies. Im Gegenteil sind die Firmen wild darauf und nutzen selbst die träge Organisation der «Informatica08» dazu, neue Leute zu rekrutieren. IBM und HP beispielsweise haben sich auf das schöne Geschlecht als Quelle neuer Mitarbeiter ausgerichtet und organisieren «Frauen in der IT»-Anlässe.

Microsoft und CA unbeeindruckt

Bei der Schweizer Niederlassung von Microsoft wird man mit solchen Anlässen nicht die gesteckten Ziele erreichen, denn der Hesteller will innerhalb der nächsten 12 Monate, vor allem für den Aufbau eines Entwicklungszentrums, 150 Mitarbeitende einstellen. Bezüglich den konjunkturellen Schwächen der Finanzbranche gibt man sich gelassen: «Die Finanzkrise, oder generell schwierige Wirtschaftszyklen, haben keinen direkten Einfluss auf die ICT-Branche», sagt Pressesprecherin Barbara Josef.


Ebenso sieht man es bei CA, das erst kürzlich durch die Entlassung von Mitarbeitern inklusive dem Weggang des Schweizer-Chefs Schlagzeilen machte. Der moderate Rückgang der Mitarbeiterzahl stehe in keinem Zusammenhang mit der gegenwärtigen Krise des Finanzsektors. Er habe vielmehr mit der Zentralisierung des Backoffice auf EMEA-Ebene und mit natürlicher Fluktuation zu tun, sagt Laurent Hürlimann, Country Sales Director bei CA und ergänzt: «Da CA meist in strategisch wichtigen Bereichen der Institute tätig ist, erwarten wir keine Auswirkungen der Finanzkrise auf unser Geschäft.»

Die Situation von EMC, HP und IBM

«Es gibt keinen Einstellungsstop. Wir haben ganz im Gegenteil Probleme, bestimmte Stellen zu besetzen, vor allem im Beratungs- und Integrationsbereich. Deshalb haben wir, entgegen unserer ursprünglichen Absicht, auch beschlossen, bei der Informatica 08 mitzumachen», sagt Beat Welte, Head of Public Affairs, bei HP. Allerdings gibt Welte auch zu, dass die Finanzkrise nicht spurlos an HP vorbeigeht. Die Auswirkungen der Finanzkrise merke man auch bei HP, allerdings sei der Bereich Finanzindustrie trotzdem ausgeglichen. «Es boomt bei den Kantonal- und Regionalbanken und deshalb läuft der Sektor als Ganzes gut», so Welte.

Bei Big Blue beantwortet man die Frage auf die für IBM typische, neutral formulierte Weise: «Dadurch, dass sich IBM in den letzten Jahren vermehrt global ausgerichtet hat und so Schwankungen, wie zum Beispiel die Finanzkrise in den USA, besser als manche Anbieter ausgleichen kann, sind wir für die weitere Entwicklungen gut aufgestellt», sagt IBM-Sprecherin Susan Orozco. «Wir sind zum Teil auch von der Schwäche der US-Wirtschaft betroffen, aber nicht in einem Ausmass, dass ein Anstellungsstop verhängt worden wäre», sagt EMC-Marketingleiter Daniel Renggli. Zwar verlangsame man bei EMC zur Zeit die Rekrutierung von neuen Mitarbeitern, aber man sei nach wie vor daran, die richtigen Talente zu suchen.


Die kleine, nicht repräsentative Umfrage zeigt: Auch wenn man nicht gern darüber spricht, die IT-Branche ist sehr wohl von der Finanzkrise betroffen. (Markus Häfliger)


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