Freud und Leid mit den Spielkonsolen

Mit Spielkonsolen schreiben die Hersteller nach wie vor Verluste. Attraktivere Spiele, tiefere Preise und Bezahl-Downloads sollen Geld in die Kassen spülen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/02

     

Die Einführung der neuen Playstation PS3 hat Sony im abgelaufenen dritten Quartal ein gutes Stück vom Gewinn weggefressen. In diesen drei Monaten schrumpfte er von 210,35 Milliarden Yen im vergleichbaren Vorjahreszeitraum auf 178,91 Milliarden Yen (rund 1,75 Mrd. Franken). Für das im März zu Ende gehende Geschäftsjahr 2007 rechnet Sony für die Gaming-Sparte mit einem Verlust von 1,6 Milliarden Dollar.
Nun bestätigte Sony Gerüchte, die Preise für die Playstation 3 eventuell zu senken. Zwar sei noch nichts entschieden, doch prüfe man diese Option. In Japan hatte Sony den Preis der PS3 schon vor dem Start im November um rund 20 Prozent gesenkt.
In Europa, wenn die Konsole am
23. März, nach mehrmaligem Verschieben wegen Produktionsengpässen, endlich auf den Markt kommt, will Sony vorerst nur das leistungsstärkere, teurere Modell mit 60 Gigabyte Speicherkapazität lancieren. «Wir haben keine Absicht, auch das 20-­Gigabyte-Modell einzuführen», sagte ein Sprecher von Sonys Videospiele-Sparte letzte Woche. Die PS3 soll für rund 600 Euro über den ­Ladentisch gehen und gleichzeitig in Australien, Neuseeland, Afrika und dem Nahen Osten lanciert werden. Für den Anfang sollen eine Million Geräte in den Handel kommen. Die Japaner hoffen, im nächsten Fiskaljahr, das im März 2008 endet, mit der Playstation 3 den Breakeven zu erreichen. In diesen Plänen sind zu einem gewissen Grad auch Preissenkungen enthalten, liess Sony Senior Vice President Takao Yuhara gegen­über der Presse verlauten.

Verlustgeschäft Xbox

Microsoft hat seine Prognose für Verkäufe der Xbox 360 heruntergeschraubt. Zwar verkündeten die Redmonder kürzlich auf der Unterhaltungselektronik-Messe CES in Las Vegas noch stolz 10,4 Millionen verkaufte Exemplare und ein Umsatzplus im zweiten Quartal von 76 Prozent. Nun wurde aber das angepeilte Ziel von 13 bis 15 Millionen verkauften Spielkonsolen im Geschäftsjahr 2007, das am 30. Juni endet, auf knapp 12 Millionen Stück reduziert. Als Grund nennt Microsoft unter anderem den angehäuften Lagerbestand im Handel. Zudem wolle man die ­Kosten reduzieren, die das Geschäft mit der Konsole mit sich bringt, denn momentan verliert die Gates-Company mit jeder verkauften Xbox 360 noch Geld. Die Sparte Entertainment and Devices, die im zweiten Quartal einen operativen Verlust von 289 Millionen Dollar einfuhr, soll aber künftig Bares in die Kassen spülen. Die Sparte besteht neben der Xbox auch aus der Abteilung IPTV und Windows Mobile und unter anderem dem Musikplayer «Zune», der dem Unternehmen bis jetzt auch noch ­keine Gewinne beschert hat. Die grössten Verluste fährt Microsoft in dieser Sparte aber nach wie vor mit der Xbox 360 ein - das Geld wird in der Regel mit den gewinnträchtigen Computerspielen eingenommen. So hatte Microsoft gemäss der kalifornischen Tageszeitung San Jose Mercury News mit den Hardware-Verkäufen der ersten Xbox-Generation Verluste von rund 3,8 Milliarden Dollar zu verschmerzen.

Nintendo verdient

Nintendo bildet im Vergleich zu Sony und Microsoft da eine Ausnahme: Laut japanischen Analysten würde das Unternehmen bei der Spielkonsole Wii auch gutes Geld mit der Hardware verdienen. Die erfolgreiche Markteinführung von Nintendos neuer Konsole dürfte sich auch bei den Absatzzahlen der Playstation und der Xbox bemerkbar machen. Zumindest sei das Interesse in Japan an der Playstation bereits rückläufig, heisst es, da es an guten Spielen mangele. Microsoft versucht dieser Entwicklung nun mit neuen, attraktiven Spielen entgegenzuwirken.

Bezahl-Downloads

Zudem setzen alle drei Unternehmen künftig auf Bezahl-Downloads von Spielen. Noch vor einigen Jahren weigerten sich viele Unternehmen, Spiele als Downloads anzubieten. Mittlerweile ist ein Umdenken festzustellen, und es können überall Minimalver­sionen oder Grundfassungen von Spielen gratis online heruntergeladen werden. Für Erweiterungen und zusätzliche Features muss gezahlt werden. Laut Aussagen des Fraunhofer Instituts sollen dabei die Umsätze mit Videospielen inzwischen die Einspielergebnisse von Spielfilmen übersteigen. Für das Spiel «Fifa 07» des koreanischen Anbieters Electronic Arts wurden bis dato beispielsweise mehr als 700’000 Erweiterungen gekauft. Das Gratisspiel wurde insgesamt fünf Millionen Mal heruntergeladen. Der Trend geht eindeutig weg vom Laden- hin zum Onlineverkauf. Ein weiterer wichtiger Trend sind Multiplayer-Spiele. Wer bei einem Massenspiel dranbleiben will, muss immer öfter einen Abo-Beitrag berappen. Während Abogebühren für Spiele in Asien schon gang und gäbe sind, entwickelt sich der Markt in Europa erst langsam.

Werbung in Spielen

Als weiterer Umsatztreiber wird in der Studie «Digitale Spiele - Trends und Perspektiven 2007» des Unternehmensberaters Ernst & Young Werbung in Spielen genannt. Anders als beim Online-Vertrieb scheine dieses Thema für viele Entwickler allerdings noch ein Tabu darzustellen, weil sie befürchten, den Spieler mit Werbung zu verärgern, heisst es. Doch über kurz oder lang wird diese Entwicklung nicht mehr aufzuhalten sein. (sk)


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