SOA zwischen Wunsch und Realität

Bei service orientierten Architekturen geht es gemäss Cap Gemini in erster Linie um ein Managementkonzept und erst in zweiter Linie um Technik. In der Schweiz sind die Firmen gegenüber SOA skeptischer als im übrigen Europa.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/05

     

Laut dem IT-Barometer sind 2006 für Deutschland, einer Umfrage von Cap Gemini, für jedes fünfte Unternehmen Serviceorientierte Architekturen (SOA) ganz oben auf der Prioritäten­liste. «2006 dürfte zum Einstiegsjahr für SOA werden», kommentiert Dr. Martin Raab, Vice President bei Cap ­Gemini, dieses Ergebnis, «viele deutsche Unternehmen haben sich mit dem Thema auseinandergesetzt. Der Vorbereitung folgen nun die Taten.»
In der Schweiz ist die SOA-Euphorie nicht ganz so gross. Laut der ebenfalls von Cap Gemini durchgeführten, gesamteuropäischen Studie IT-Trends 2006 haben hierzulande unter den relevanten IT-Themen Sicherheit und Infrastruktur Vorrang, während Enterprise Application Integration weniger im Vordergrund steht als noch im vergangenen Jahr. Insbesondere aber das neue, Serviceorientierte Architekturparadigma stösst auf deutlich weniger Begeisterung als in Deutschland: Gegenüber 41 Prozent in unserem Nachbarland planen in der Schweiz lediglich ein knappes Drittel der Befragten eine Service­orientierte Architektur oder sind daran, sie einzuführen. Davon sind über die Hälfte noch in der Konzept- und je 23 Prozent in der Design- und der Rollout-Phase. Als Gründe für den Umstieg werden vor allem Standardisierung und Optimierung der IT-Anwendungen, höhere Flexibilität und die Anpassung an neue Anforderungen genannt.

Konzeptionelles Framework

Etwas vereinfacht gesagt bildet SOA ein konzeptionelles Rahmenwerk, in dem sich Softwareservices erstellen, verwalten und kombinieren lassen. Das Ziel ist eine an Geschäftsprozessen ausgerichtete Anwendungslandschaft, die schnell auf veränderte Anforderungen reagieren kann. Europaweit wollen 45 Prozent der für die Studie Befragten in absehbarer Zeit auf die neue Architektur umstellen. 16 Prozent arbeiten bereits mit SOA. 21 Prozent sind noch unentschlossen und 18 Prozent planen keinen SOA-Einsatz. 2005 waren dies 30 Prozent.
Die leistungsfähigere Integration von Informationen und Prozessen ist für annähernd drei Viertel der Befragten ein wichtiges Argument. Genannt wird auch die Möglichkeit schnellerer Innovationen bei Prozessen und Geschäftsmodellen.
Hinsichtlich der Unternehmensstrategie geht es vor allem um die Optimierung der Geschäftsprozesse und die Standardisierung und Optimierung der bestehenden Anwendungen. Dass die Erschliessung neuer Märkte bei denjenigen, die SOA einsetzen wollen, kaum eine Rolle spielt, deutet laut Cap Gemini darauf hin, dass viele IT-Leiter die ganze Tragweite des neuen Konzeptes noch nicht wirklich zur Kenntnis genommen haben.

Wachsendes Verständnis

Serviceorientierte Architekturen sind kein reines IT-Thema, betont die Studie. Primär gehe es um ein Managementkonzept Die Informationstechnologie schafft zwar die Voraussetzungen dazu, doch im Grunde ist SOA eine Frage der unternehmensstrategischen Ausrichtung, was auch die Industrie stets betont.
IT-Leiter, die bereits eine SOA einsetzen oder ihren Einsatz planen, scheinen dies eher verstanden zu haben. Sie halten SOA laut der Studie zu 38 Prozent für ein Managementkonzept. Bei SOA-Skeptikern dagegen steht die Technik im Vordergrund. Niemand von den IT-Leitern, die keine SOA einsetzen wollen, verstand SOA als Managementkonzept. Bei den Befragten, die keine Angabe zum Einsatz einer SOA gemacht hatten, konnten 66 Prozent das SOA-Konzept überhaupt nicht einordnen. Cap Gemini geht daher davon aus, dass sich diese erst wenig mit dem Thema auseinandergesetzt haben und schliesst dar­aus, dass sich mit dem Informationsgrad auch die Meinung über den Sinn und Zweck von SOA ändert.

Kosten eher untergeordnet

Mit der Nutzung von Web-Services hat ein Entscheid Pro oder Contra SOA offensichtlich nur bedingt zu tun. Nicht jeder IT-Leiter, der Web-Services nutzt, ist auch von SOA begeistert. Allerdings setzen Unternehmen, die bereits mit einer SOA arbeiten oder dies planen, deutlich häufiger Web-Services ein (65%) als jene, die keine SOA aufbauen wollen (40%).
Da in einer SOA die Services mehrfach verwendet werden können, verspricht die Architektur auch Kostenvorteile. Doch anders als in den USA scheint die Kostenreduzierung für die Befragten in Europa eine untergeordnete Rolle zu spielen. Bei den Gründen, die gegen eine SOA sprechen, stehen die Kosten ebenfalls nicht an erster Stelle: Der Aufwand und die Projektkosten schrecken nur ein Viertel der Befragten ab. 19 Prozent sind die Ausgaben für die Lizenzen zu hoch. Die meisten jedoch, nämlich 44 Prozent, wollen keine Migration durchführen, weil andere Projekte Vorrang haben. Und 31 Prozent der Unternehmen sagen, die derzeitige Architektur genüge ihren Anforderungen, es gebe daher keine Motive für die Umstellung. Überraschend ist, dass nur 19 Prozent der IT-Leiter die Migration auf eine SOA ablehnen, weil sie die Plattformen für nicht ausgereift halten. (fis)


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