Höhenflug des OLED-Displays

Organische Displays sind die neuen Überflieger auf dem Klein-Display-Markt. Vor allem der vermehrte Einsatz bei MP3-Playern sorgt für ein Bombenwachstum auf dem für Hersteller äusserst lukrativen Markt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/18

     

Organic Light Emitting Displays, kurz OLEDs genannt, könnten sich zur kommenden Display-Generation mausern. Dafür sprechen in erster Linie die aktuellen Verkaufszahlen. Im zweiten Quartal dieses Jahres wurden weltweit 14,2 Millionen OLED-Displays ausgeliefert. Im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht das einer Steigerung um satte 82 Prozent. Insgesamt setzten die Hersteller mit den brillanten Kleinbildschirmen 125 Millionen Dollar um – und der Verkaufsboom geht ungebrochen weiter. Vor allem das ebenfalls florierende Geschäft mit den MP3-Playern treibt die Verkaufszahlen von OLEDs in die Höhe, denn die gestochen scharfen Kleinbildschirme kommen in diesem Segment immer mehr zum Einsatz. Der Umsatz stieg hier um stolze 752 Prozent gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres. Fallend sind die Umsätze bei den Handy-Subdisplays. Minus 66 Prozent, was allerdings immer noch für einen Umsatzanteil von 43,9 Prozent reicht.

Das lukrative Geschäft lockt aber auch immer mehr Player aufs Parkett. Teilten sich letztes Jahr noch sechs Hersteller den OLED-Kuchen, reissen sich heute schon 21 darum – Marktführer ist Samsung. Keiner will sich diesen Kassenfüller entgehen lassen. Denn die Organic-Diplays lassen sich nicht nur 50 Prozent günstiger produzieren als herkömmliche TFTs, sondern sie sind durch ihre beschränkte Lebensdauer von zwischen drei bis fünf Jahren auch eine nie versiegende Einnahmenquelle. «Vergleichen kann man das Ableben des OLEDs mit einem Glühwürmchen, welches irgendwann nicht mehr leuchtet», sagt Martin Bieri (Bild), CTO der Sedico IT, dem Schweizer Generalimporteur von Samsung. So können natürlich alle Hersteller auf einen regelmässig wiederkehrenden Austauschzyklus bauen, der die Kassen wie von alleine füllt. Ein weiterer Vorteil für die Hersteller: «Die vorhandenen Produktionsstrassen der TFTs können ebenfalls für die Herstellung von OLEDs genutzt werden», so Bieri weiter.
Der Endkunde merkt vom schnellen Verblassen des Displays, mindestens im Moment, noch nichts. Denn MP3-Player, Kameradisplays oder Handys, bei denen OLEDs im Einsatz sind, erneuert der Endkunde meistens schon bevor das OLED seinen Geist aufgibt. Allerdings könnte sich dies mit der von der Industrie angestrebten Weiterentwicklung schnell ändern.


Sind heute OLEDs maximal im Bereich ein bis drei Zentimeter Bildschirmdiagonale optimal einsetzbar, könnten schon bald Computer- und TV-Bildschirme mit dieser Technik möglich sein. So war der momentane Marktführer Samsung vor kurzem in der Lage, einen Flachbildschirm mit einer Diagonale von einem Meter zu präsentieren. «Allerdings sind diese Panels noch nicht voll ausgereift. Serientauglich sind sie mit Sicherheit noch nicht, aber es zeigt, dass es möglich ist, auch grössere Displays mit der OLED-Technik zu produzieren», so Bieri. Der Prototyp von Samsung, mit einer Auflösung von 1280 mal 800 Pixel und einem Kontrastverhältnis von 5000:1, wird momentan ausschliesslich an Messen gezeigt. Mittelfristig jedoch plant der koreanische Elektronikriese mit OLED den TV-Gerätemarkt zu betreten.

Hersteller freuen sich über günstige Herstellungskosten und die kurze Lebensdauer von bis zu fünf Jahren. Aber auch der Endkunde profitiert vom OELD, beispielsweise durch eine bemerkenswert schnelle Reaktionszeit. «So garantiert OLED schmierfreie Bilder und durch die direkte Ansteuerung jedes einzelnen Pixels eine einzigartige Schärfe und Farbbrillanz», schwärmt Bieri. Beim TFT leuchten, je nach Grösse, zwischen einer und 24 Lampen im Hintergrund. Beim biologisch abbaubaren OLED ist jeder Pixel eine Lampe – solange er gebraucht wird. Vorstellen kann man sich das wie das Ein- und Ausschalten einer Deckenlampe. Dies ermöglicht die perfekte Darstellung von Schwarz. Die immer schnellere werdende Reaktionszeit beim TFT hingegen verkürzt die Lebensdauer – der OLED unterliegt diesem Verschleiss nicht. Zudem lassen Erschütterungen den OLED ebenfalls kalt. Ob Computer-,
TV- oder MP3-Bildschirme, die Entwicklung geht unaufhaltsam weiter. Stichwort: Papierdisplay. Bieri: «Das aufrollbare Display wir schon nächstes Jahr für Furore sorgen.» Ein Bildschirm, vorstellbar wie eine Pergamentrolle, welcher in Zukunft weitere ungeahnte Nutzungsmöglichkeiten eröffnet.

Die innovative OLED-Technologie basiert auf einer tintenähnlichen Flüssigkeit, die mit Eisen versetzt ist, um den Strom fliessen zu lassen. Und die Prognosen für diese Technik sehen weiter rosig aus. Spezialisten gehen davon aus, dass nächstes Jahr 1,2 Milliarden, 2009 bereits 4,4 Milliarden Dollar jährlich umgesetzt werden können. (sm)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER