EDS erhebt schwere Vorwürfe im Swiss-Outsourcing-Deal

Wieder schlägt ein Outsourcing-Deal hohe Wellen: Die Beratungsfirma TSG soll versucht haben, beim Swiss-Deal doppelt zu kassieren. TSG spricht von einer Schlammschlacht und weist die Vorwürfe zurück.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/03

     

Wie die «NZZ am Sonntag» (NZZaS) in ihrer Ausgabe vom 6. Februar berichtet, hat der IT-Dienstleister EDS gegen die Beratungsfirma The Sourcing Group (TSG) schwere Vorwürfe erhoben. Die Berater sollen versucht haben, beim rund 80 Millionen Franken schweren IT-Outsourcing-Deal der Swiss doppelt abzukassieren. Der Auftrag selber ging nach monatelanger Evaluation an Swisscom IT-Services.
Brisantes Detail: Zahlreiche Mitarbeiter des Consulting-Unternehmens The Sourcing Consulting (TSC), zum damaligen Zeitpunkt ein Schwesterunternehmen der TSG, arbeiteten im «Leasingstatus» für Swisscom IT-Services.

Zweifelhaftes Angebot

Wie es im Bereicht heisst, habe TSC einige Wochen vor der Mandatserteilung der Swiss an TSC im Oktober 2003 dem Outsourcer EDS ein zweifelhaftes Angebot unterbreitet: TSC bot EDS gegen eine Kommission von einem Prozent des Auftragsvolumens den «beschleunigten Abschluss des Outsourcing-Vorhabens» an. EDS bereitete zu diesem Zeitpunk bereits zahlreiche IT-Dienste für die Swiss auf und es schien, als ob EDS das beste Angebot für den Auftrag vorge-
legt hätte. TSC-Boss und -Eigentümer Helmuth Zimmermann bestätigt zwar, einen solchen Vorschlag gemacht zu haben, verteidigte sich aber gegenüber der «NZZ am Sonntag»: «Das Ganze ist eine Schlammschlacht von EDS, die den auf sicher geglaubten Vertrag mit der Swiss nicht erhielt.» EDS selber behauptet, man habe
den Deal nach rechtlicher Prüfung hin verworfen, weil er nicht der Geschäftsethik des IT-Dienstleisters entspreche.
Die Swiss schrieb Mitte 2004 das Projekt schliesslich aus. Im August 2004, Monate bevor das Projekt zum Abschluss kam, beendete die Airline aber plötzlich die Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen. Zu den Gründen wollte sich die Swiss nicht äussern. Zimmermann wiederum begründete das Ende der Zusammenarbeit mit der Verflechtung seiner Firma TSG mit Swisscom IT-Services, die plötzlich auf dem Parkett der Anbieter auftauchte. Ein unabhängiges Agieren sei dadurch nicht mehr möglich gewesen.

Gleiche Firma, neuer Name

Eigenartig nur: Zimmermanns zweite Firma TSG war seit April 2004 vollständig in die Dienste der Swisscom IT-Services involviert. Wie die NZZaS in ihrem Artikel weiter schreibt, habe Swisscom IT-Services auch bestätigt, dass sie zahlreiche TSG-Mitarbeiter zu 100 Prozent geleast habe. Diese Mitarbeiter treten nach aussen auch als Swisscom-IT-Services-Mitarbeiter auf.
Im Mai 2004 wurde die TSC dann an eine Firma namens 4U Source verkauft und der Name TSC im Handelsregister gelöscht. Gemäss Zimmermann eine Massnahme, um beide Geschäfte in Zukunft klar voneinander trennen zu können.

Lachender Dritter im Bunde ist Swisscom IT-Services

Bereits in der Vergangenheit wurden Stimmen laut, dass die Swisscom-Tochter sich Deals mit Dumpingpreisen ergattere. Wie auch immer. Wer für wen tätig war und wer wem schlussendlich was zugeschoben hat, bleibt offen. Tatsache ist aber, dass der Deal an Swisscom IT-Services ging und die Swisscom-Tochter mit dem Erhalt eines Vertrages einmal mehr hohe Wellen geschlagen hat. (pbr)


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