IT-COM Europe will den Schweizer Assemblierermarkt aufrollen

IT-COM Europe, seit diesem Januar in der Schweiz aktiv, will im Assemblierermarkt nicht nur Fuss fassen, sondern ihn am liebsten gleich übernehmen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/12

     

Seit Anfang des Jahres gibt es in der Schweiz einen neuen Assemblierer und Komponenten-Disti. Die Schweizer Niederlassung von IT-COM Europe wurde am 14.12.2002 in Rotkreuz gegründet und ist seit 6. Januar operativ. Das Unternehmen ist eine hundertprozentige Tochter der börsenkotierten deutschen IPC Archtec, die neben dem Hauptsitz in Deutschland und der Schweizer Niederlassung auch in England, Österreich, Frankreich und Italien präsent ist.
Das Unternehmen hat 2002 mit weltweit 180 Mitarbeitenden einen Umsatz von 330 Mio. Euro erwirtschaftet. Im holländischen Venlo befindet sich das zentrale Logistikcenter, die Lieferung erfolgt sofort ab Lager. Die Notebook-Systeme werden in Deutschland, die PC-Systeme in Österreich produziert.
Getreu dem Firmenmotto «Wer glaubt gut zu sein, hat aufgehört besser zu werden», will das neunköpfige Schweizer Team von IT-COM im ersten Jahr einen Umsatz von 150 Millionen Franken einfahren. Das entspräche in etwa 30% des Gesamtvolumens, das im letzten Jahr von den Schweizer Assemblierern erwirtschaftet wurde.
Die Summe beziehe sich jedoch auf ganz Europa, relativiert Roland Gauch (Bild), Geschäftsführer von IT-COM. Doch auch der Umsatzanteil, den man in der Schweiz erreichen will, ist nicht ganz unbescheiden: 15 Mio. Franken ist das Schweizer Ziel des Newcomers. IT Reseller hat sich mit Roland Gauch unterhalten.

IT Reseller: Was sind Ihre Zielmärkte, worauf sind Sie spezialisiert?

Roland Gauch: Der Zielmarkt mit den Komponenten ist ganz Europa, in der Schweiz und Italien kommt zusätzlich noch der System-Bereich (PC-Systeme, Notebooks, Barebones etc.) hinzu. In der Schweiz und Italien konzentrieren wir uns hauptsächlich auf den Retail-Kanal und Assemblierer.

Wie viele Systeme wollen Sie jährlich bauen?

In der Schweiz möchten wir im ersten Jahr 4000 Systeme verkaufen und in Italien etwa das gleiche. Nächstes Jahr wird es sicherlich einiges mehr sein. Das Problem ist, dass es in der Schweiz länger geht, etwas aufzubauen als im Ausland.

Warum?

Der Schweizer ist ein Gewohnheitsmensch. Es braucht bei ihm immer viel, bis er etwas neues versucht. Aber meistens, wenn er Erfolg hat, bleibt er dabei.

Wie stark sind Sie im Servicebereich engagiert?

Bei uns ist der Service fast wichtiger, als immer den besten Preis zu erreichen. Aus diesem Grund haben wir uns für die Firma Gloor Electronic als Service-Partner entschieden. Der sehr grosse Vorteil bei Gloor ist, dass sie die Reparaturen bis auf Chip-Level durchführen.

Gewinnen Assemblierer in der Schweiz (noch) Marktanteile?

Das war so, ich bin aber der Meinung, mit den Preisen, die heute HP, Acer etc. machen, wird es sich auf die Grossen aufteilen. Wer heute nicht davon profitieren kann, im Ausland zu assemblieren oder seine Kosten sehr tief zu halten, wird früher oder später verlieren. Hier spielt im Moment die Kriegskasse eine grosse Rolle.

Und die ist gut gefüllt bei IT-COM?

Wenn es sein muss, können wir das sehr lange durchhalten. Nur, wir sind da um Geld zu verdienen.

Zur IT-Konjunktur: Wie ist die momentane (Kunden)-Stimmung?

Sehr gelassen, ich habe das Gefühl, dass die Kunden auf ein Wunder warten. Nur das Wunder wird nie kommen!

Wird es im Assemblierer-Markt zu einer weiteren Konsolidierung kommen?

Das wird sicherlich so sein. Wenn ich die EU anschaue, bekomme ich von unserer Kreditfirma fast jeden Tag die Meldung von Firmen, die Insolvenz angemeldet haben oder extreme Kreditkürzungen hinnehmen müssen. Es ist sicherlich noch nicht so schlimm in der Schweiz, aber wenn wir nichts dagegen machen, werden wir früher oder später das gleiche Problem bekommen.

Spüren Sie auch die Konkurrenz durch die Hersteller?


Wer schon nicht.

Was sagen Ihre Kunden über kommende Projekte? Wie schätzen Sie den Markt in den nächsten Monaten ein?
Die Projekte werden sehr vorsichtig angeschaut, somit sind die Mengen bis teilweise 50% kleiner. Ich glaube nicht, dass es sich verbessern wird in diesem Jahr.

Ist für Sie die Qualität oder Verfügbarkeit von Komponenten ein Problem?

Die Qualität ist heute kein Thema mehr. Auch die Verfügbarkeit ist im Moment kein Problem. Im Moment können Sie jede Menge Barebones haben.
Stellen Sie mehr Probleme bei der Finanzierung Ihrer Geschäfte fest? Haben Banken und Versicherungen ihre Bedingungen verschärft?
Wir haben das Glück, dass wir keine Bank benötigen, da wir den Kredit direkt von der IPC bekommen. Wenn wir aber die Banken benötigen würden, wäre es sicherlich nicht einfach, Geld zu bekommen. Wenn die Banken so weitermachen und alle IT Firmen gleich behandeln, wird es für die Zukunft sehr traurig aussehen. Seit die Banken so viel Geld gewonnen aber auch wieder verloren haben, geben sie keinen Franken mehr ohne 400% Sicherheit. So ist es für Start-Up Firmen oder Firmen, die sich vergrössern könnten, fast untragbar. Nur leider werden es die Banken nie lernen. Bei ihnen gibt es nur weiss und schwarz!
(Interview: sk)


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