Schärfster Konkurrenzkampf an der Topsoft

Weder euphorisch noch deprimiert, aber nach wie vor etwas verunsichert - etwa so lässt sich die Stimmung an der diesjährigen Topsoft beschreiben. SAP nutzte die Messe für einen optisch beeindruckenden Auftritt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/08

     

«Das Preis/Leistungsverhältnis der Topsoft ist ex-Orbit-ant», scherzt der Marketing-Mann von Step Ahead. Er streift damit einen Grund, weshalb viele Aussteller heuer wohl ein positives Fazit der Topsoft in Windisch ziehen.
Die Quadratmeterpreise sind günstig, die Besucher müssen keinen Eintritt bezahlen, Kaffee, Knabbergebäck und Kleinst-Sandwiches sind umsonst. Zudem spricht der Anlass eine klar definierte Zielgruppe an - die KMU, um die bekanntlich ja auch die Orbit buhlt.
Lobende und kritische Kommentare hielten sich aber seitens der Aussteller letztlich in etwa die Waage. IFAS-Verkäufer Claudio Turnaturi findet beispielsweise, dass die Topsoft besser sei als im letzten Jahr. Am meisten Leads mache man aber an der Orbit. Michele Nicolosi von Bäurer und zuständig für den ERP-Systemvertrieb findet, dass es für die Zahl der Aussteller schlicht zuwenig Besucher habe. Generell wurde der erste Tag als eher schwächer beurteilt als der Mittwoch.

Sonnenblumengelbe Übermacht

Pragmatisch sieht dies SAP-Berater René Rütti von Intelligence: «Wenn sich am Schluss nur schon ein Auftrag ergibt, hat sich die Teilnahme gelohnt. Bei diesen Standpreisen sowieso.» Die Fläche von drei Turnhallen füllt die Topsoft mittlerweile, und 66 Aussteller sind in diesem Jahr zugegen.
Trotzdem entsteht nie der Eindruck eines eigentlichen Besucheransturms. Die entspannte Atmosphäre führt dazu, dass sich so mancher Aussteller auf einen Schwatz mit dem Nachbarstand einlässt oder sich die Konkurrenzlösung am Stand des Mitbewerbers vorführen lässt – Ramco besuchte Bison.
Unübersehbar reiht sich im rechten Teil der Halle eine sonnenblumengelbe Standwand an die nächste: SAP-Territorium. (Die Farbe sei nicht teuer gewesen, hiess es seitens SAP.) Der ERP-Hersteller nutzt die Topsoft um seine KMU-Lösung Business One zu bewerben. Gemäss einhelliger Meinung sollen bereits zehn Business-One-Installationen in der Schweiz in Auftrag gegeben worden sein.
Dennoch ist die Investitionsfreude noch nicht dort, wo sie sein sollte. Mehrere Aussteller beklagen sich darüber, dass die Pläne zwar in der Schublade der Kunden lägen, aber der Start hinausgezögert werde. Roger Wipfli, Geschäftsleitungsmitglied bei Data Unit, rechnet beispielsweise für dieses Jahr nur auf ein paar wenige Business-One-Abschlüsse, die man an einer Hand wird abzählen können.

Konkurrenz noch nicht formiert

Microsoft, als Mutterfirma von Navision, unterliess es, sich an der Topsoft gross ins Zeug zu legen. Die betreffenden Aussteller waren erst auf den zweiten Blick als Navision-Partner identifizierbar. Die Partner scheint dies nicht gross zu stören – man habe ja schliesslich die Garantie, dass es zumindest noch sechs Jahre mit Navision weitergehe, erklärt Erich Wirth seine Gelassenheit und zündet eine Pfeife an.
Die Übernahme von Navision durch Microsoft habe bis jetzt lediglich dazu geführt, dass in den Navision Centers nicht mehr Lotus Notes im Einsatz stehe. Fragezeichen stehen offenbar auch beim Thema Abacus im Raum. Konkurrenzanbieter, die der St. Galler Softwareschmiede durchaus wohlgesonnen gegenüber stehen, fragen sich zusehends, was Abacus den Herausforderungen durch Microsoft und SAP entgegenzusetzen hat.
Eine gewisse Verunsicherung unter den Ausstellern spürt man durchaus. Tunlichst vermeiden es die Aussteller Herstellernamen in den Mund zu nehmen - oder drehen sich zuerst diskret ab, um dann einen Namen zu flüstern. Schliesslich liegt ja die jüngste Übernahme nur wenige Tage zurück. Deshalb tut man gut daran, es sich mit keinem Player zu verscherzen.

Mehr Eigeninitiative nötig

Wie in früheren Jahren bemängeln einzelne Aussteller, dass zuwenig Marketing im Vorfeld der Veranstaltung betrieben worden sei. Dies lässt der Messeverantwortliche Marcel Siegenthaler nicht gelten. Man müsse als Aussteller mithelfen und Interessenten einladen, entgegnet er. Gemunkelt wurde, dass einige Aussteller ihre Kunden nicht einladen wollen, aus Angst sie an die Konkurrenz zu verlieren.
Siegenthaler zieht insgesamt ein positives Fazit – er schätzt, dass die Besucherzahl in etwa gleich hoch war, wie ein Jahr zuvor – so um 1000 werden es wohl gewesen sein. Die erstmals durchgeführten Workshops seien erfolgreich gewesen und werden im nächsten Jahr wieder aufgenommen, wagt Siegenthaler bereits einen Ausblick auf die Topsoft 2004. Bis dann – so mutmassten mehrere Aussteller im Gespräch mit IT Reseller – werden wohl einige der an der diesjährigen Topsoft anwesenden Anbieter ins Gras gebissen haben. (map)


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