Stellvertreterkriege


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/08

     

Als uns noch die Angst vor «dem Russen» umtrieb und der Eiserne Vorhang als unüberwindbares Hindernis zwischen zwei Welten wahrgenommen wurde, war der Stellvertreterkrieg ein fester Begriff. Die beiden Supermächte hüteten sich zu Zeiten des Kalten Krieges davor, sich direkt eins auf den Deckel zu geben. Es wäre wohl unweigerlich zu einem dritten Weltkrieg gekommen. Stattdessen liess man kleine Staaten, die der eigenen jeweiligen politischen Gesinnung nahe standen, gegeneinander kämpfen.
Einen Stellvertreterkrieg in der Softwarebranche konnte erleben, wer sich am 15. und 16. April an die Topsoft in Windisch begab. Weder SAP noch Microsoft, die ja nun beide gerne den Business-Software-Markt für KMU erobern würden, gaben sich mit einem eigenen Stand die Ehre.
Vielmehr liess man die kleinen Integratoren und Modulhersteller gegeneinander antreten. Gelb getünchte Stände (SAP hat eine neue Farbe entdeckt) auf der einen, noch anarchisches Wirrwarr (Microsoft Navision) auf der anderen Seite. Ach ja, und dann gibt es ja noch die Blockfreien
(Abacus) und die «Kleinen» aber Feinen (Axis, Oppacc und Step Ahead).
Seit unserem letzten Fokus zum Thema Business-Software hat sich im Markt also einiges getan. Die Aufbauarbeit von SAP hinterlässt bereits deutliche Spuren. Bei Microsoft ist erst bei genauem Hingucken ein Profil erkennbar, das wird sich aber in den nächsten Monaten ändern. Ausser Zweifel steht, dass das Engagement der drei Software-Supermächte den Markt weiterhin massgeblich verändern wird. Und binnen der nächsten drei Jahre wird das Anbieterfeld nochmals kräftig durchgeschüttelt.
Die Software-Supermächte sollten dabei keine Mühen scheuen, und ihren Partnern gut zuhören. Im lokalen Markt sind sie auf Gedeih und Verderb von ihnen abhängig. Zudem ist die Vorstellung nur schwer zu ertragen, wie sich der Markt mit nur noch einer verbleibenden Supermacht gestalten würde.
Matthias Pfander
Redaktor


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