Auch die Monstermesse stagniert

Gerade gibt sich die internationale IT-Elite in Hannover ihr Stelldichein. Aber selbst die Riesenmesse Cebit musste in diesem Jahr erstmals sinkende Ausstellerzahlen verbuchen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/05

     

Im Dezember letzten Jahres prahlte der Veranstalter der Cebit, die Deutsche Messe AG, noch damit, dass die diesjährige Ausgabe der Riesenmesse die erfolgreichste aller Zeiten werde. Auf einer um 10’150 Quadratmeter vergrösserten Nettoausstellungsfläche von 442’025 Quadratmetern sollten laut Hochrechnung 8300 Aussteller (200 mehr als im Jahr zuvor) um die 850’000 Besucher anlocken.
Zumindest bezüglich der belegten Ausstellungsfläche (Stand 8. März 2002) mussten die Veranstalter nun ihre Erwartungen etwas zurechtrücken. Von den 442’000 Quadratmetern konnten nur 425’268 tatsächlich belegt werden. Das sind knapp 16’760 weniger als erhofft und ganze 7700 weniger als im Vorjahr. Auch die hochgerechnete Zahl an Ausstellern von 8300 wurde mit 7962 Ausstellern 131 Aussteller weniger als im letzten Jahr nicht ganz erreicht.

Europa im Messefrust

Dabei ist das grösste Minus bei den Deutschen selbst zu finden: 115 deutsche Unternehmen weniger fanden den Weg zur diesjährigen Cebit. Die europäischen Aussteller halten sich allgemein in diesem Jahr etwas zurück. Die Anzahl der Schweizer Aussteller schrumpfte von 113 im letzten Jahr auf 95, von Branchengrössen darunter kaum eine Spur. Auch die USA schickten 132 Aussteller weniger als 2001. Ausgeglichen wird die Anzahl hauptsächlich durch die vermehrte Teilnahme von Ausstellern aus Asien, die allein 1082 Aussteller, davon 594 aus Taiwan, ausmachen. Auch die Prognose betreffend Besucherzahlen wurde um 50’000 auf noch 800’000 reduziert.

Sparkurs angesagt

Die konjunkturelle Lage zwingt die ganze Branche, ein bisschen leiser zu treten. Ein Messeauftritt ist nun mal teuer und manch einer verspricht sich von Hausmessen oder fokussierteren Fachmessen eine gezieltere Kundenansprache. Wer an der Cebit also nach Branchengrössen wie etwa Siebel, Oracle, Computer Associates oder J.D. Edwards sucht, tut es vergebens. Sie nehmen entweder gar nicht teil oder schlüpfen bei Partnern unter. Auch Grössen wie beispielsweise AOL haben ihre Teilnahme abgesagt.

Kein Platz für Distributoren

Der Rückgang der Messebeteiligung sei, so die Deutsche Messe AG, auch darauf zurückzuführen, dass gewisse Produkte aus dem Ausstellungsprogramm genommen worden seien. «Veraltete Technik und Produkte, die heute an jeder Ecke zu erstehen sind», wurden wegrationalisiert. Sogenannte Randthemen sollen an der Cebit nicht mehr gezeigt werden. Unter das Stichwort Randthemen scheinen auch die Distributoren zu fallen. Die haben jedenfalls mehrheitlich auf ihre Messeteilnahme verzichtet.
Es hätte keine attraktiven Angebote seitens der Messe gegeben. Die Halle 10 sei entgegen allen Versprechungen nicht umgebaut worden, Nutzen und Kosten stünden nicht mehr in gesundem Verhältnis und schlechte Hallenkonzepte und unnötige Einschränkungen würden den Ausstellern ein professionelles Arbeiten zunehmend erschweren, so tönt es aus der Disti-Ecke. So haben denn auch Distributoren wie COS, NT Plus, Demuth & Dietl, Comstore oder Landis ganz auf ihre Messepräsenz verzichtet.
Andere wie beispielsweise Actebis, Ingram Macrotron, Computer 2000, Azlan oder Peacock zeigen sich nur an Partnerständen. Die Distributoren veranstalten vom 25. bis 27. April in Offenbach ihre eigene Messe, die von der IT-Fachzeitschrift «Computer Partner» lancierte Fachhandelsmesse «Channelworld Expo». (sk)


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