Drahtlose Cebit – Besucherlose Cebit?


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/05

     

Der erste Tag der grössten IT-Fachmesse der Welt stellt einmal mehr die Frage, ob das Konzept der Grossveranstaltungen noch zeitgemäss ist. Das alles beherrschende Thema ist «Mobile Communication». Ob mit Handy, PDA oder Laptop, die Erreichbarkeit des Users in allen Lebenslagen steht im Mittelpunkt der wichtigsten Innovationen. Damit führt die Cebit sich selbst ad absurdum, denn die Besucher haben dies längst vorweggenommen.
Wenn man überall erreichbar ist, stehen einem auch Informationen überall zur Verfügung. Es ist inzwischen einfacher, Produktinformationen im Internet zu finden, als auf der Cebit. Auch Pressemitteilungen findet man schon Stunden vor der Veranstaltung in den News-Tickern. Wenn also nur noch die Pflege der persönlichen Kontakte als Messezweck übrigbleibt, dann stellt sich aber zwangsläufig die Frage nach dem Preis/Leistungsverhältnis.
Auch die Neustrukturierung der Hallenbelegung hat nicht nur Vorteile. Zwar hat es die Messeleitung geschafft, die Wege für diejenigen, die gezielt nach einer Produktgruppe suchen zu minimieren, der Druck auf die Aussteller, die Aufmerksamkeit der Besucher auf die eigenen Produkte zu lenken, ist dadurch allerdings überproportional gewachsen. Wenn messemüde Füsse die Wahl haben, ob sie einem zu den prunkvollen Lounges der Grosskonzerne tragen, oder zum schlichten Stand eines kleineren Anbieters, entscheidet allzu oft das Unterbewusstsein.
Selbst die erfolgreiche Einladung potentieller Kunden im Vorfeld der Messe kann von zweifelhaftem Wert sein, wenn diese zunächst an verlockenden Ständen sämtlicher Mitbewerber vorbei müssen. Das gilt gleichermassen für Hallen voller farbiger PC-Gehäuse, wie für konzentrierte Ansammlungen von Softwarelösungen.
Selbstdarstellung blüht besonders in Boomzeiten, von daher kämpft die Cebit natürlich mit der allgemeinen Wirtschaftslage. Es sind zukünftig intelligentere Lösungen gefragt um Hersteller, Handel und Kunden zusammenzubringen. Ansonsten ereilt den IT-Riesen das Schicksal der Dinosaurier: zu viel Masse, zu wenig Hirn.
Thomas Mironiuk (Bild) besuchte für IT Reseller die Cebit.


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