Editorial

Kommunikation ist auch Wertschätzung

Mitte März schrieb die britische Plattform «The Register», dass Citrix die Preise für Partner, die weiterhin eine monatliche Pay-as-you-go-Subscription wünschen, verdoppeln möchte. Ziel der Aktion: Die Partner Richtung Langzeit-Lizenzen zu drängen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2024/04

     

Bei den Partnern hätten die Gerüchte für Fassungslosigkeit, Ungläubigkeit und Wut gesorgt, so «The Register», während Citrix selbst Anfragen der News-Plattform zum Thema grosszügig ignorierte – die Gerüchte also Gerüchte sein liess. Warum? Weil Kommunikation nicht die ganz grosse Stärke des Unternehmens zu sein scheint.

In dieses Bild passen auch Kommentare, die zu der Citrix-Meldung auf «Swiss IT Reseller» abgegeben wurden. Ein Leser bestätigte dort die Kostensteigerung von 100 Prozent und brachte ausserdem noch Abnahmeverpflichtungen für CSP-Partner ins Spiel. Distributor ADN kommentierte zur Preisverdoppelung bei den Citrix-Lizenzen derweil, dass es so schlimm schon nicht werden wird. Dies unter Berufung auf ein Partner-Kick-off in Florida, dem man beiwohnen konnte und man offenbar informiert wurde. Aber auch ADN bemerkte, dass einige Verwirrung herrsche – «auch durch die verbesserungsfähige Kommunikation des Herstellers».
Mit der faktischen Nicht-Kommunikation steht Citrix allerdings nicht allein. Das Vorgehen passt zunehmend zum Geschäftsgebaren gewisser Big-Tech-Akteure. Ich erinnere dabei an Broadcom. Broadcom schaffte es bereits bei der Symantec-Übernahme, Partner und letztlich auch Endkunden wochen- und monatelang in Ungewissheit zu lassen, welche Pläne man mit dem Security-Anbieter verfolgt, und wiederholt dieses Kunststück aktuell mit VMware, wo die Partner mit mangelnder Kommunikation und Hauruckentscheidungen erneut im Dunkeln darüber gelassen werden, wohin der VMware-Weg führen soll. Und auch Microsoft als weiteres Beispiel schafft es immer wieder, durch weitreichende Änderungsankündigungen – gerade an der Preisstruktur – praktisch ohne Vorlaufzeit seine Partner in die Bredouille zu bringen und sie so spüren zu lassen, wer am längeren Hebel sitzt.


Denn Fakt ist: Gerade bei Herstellern kritischer Infrastruktur – und dazu gehören sowohl Citrix wie auch VMware und Microsoft – ist es für den Partner unmöglich, bei Unzufriedenheit oder unliebsamen Entscheiden oder unverhältnismässigen Preisanpassungen einfach zum nächstbesten Anbieter zu gehen. Auf einen dieser Hersteller zu setzen, ist für den Partner ein strategischer Entscheid, ein Commitment, ein Investment. Offene, strukturierte und frühzeitige Kommunikation wäre das geringste Mass an Wertschätzung, das man seitens Hersteller dafür erwarten dürfte.
Quelle: Swiss IT Magazine
Marcel Wüthrich ist Chefredaktor von Swiss IT Magazine.


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