Felix Kunz - Der Sammler
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Felix Kunz - Der Sammler

Der Solothurner Felix Kunz ist ein Computer- und Elektronikfreak, aber auch ein Geschäftsmann. Seine Arbeitstage haben deshalb gerne mal 14 Stunden. Langeweile kennt er nicht.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2011/01

     

Hoch oben über der Stadt Solothurn, nur ein paar Schritte vom Frauenkloster Namen Jesu entfernt in einem ehemaligen Bauernhaus, findet man das Computer- und Technikmuseum «Enter». Ein Ort, an dem man Hightech aus den letzten rund 40 Jahren nicht unbedingt erwartet. Doch hier sind sie zu sehen, die ersten Computer, Fernseher, Chips, Schreibmaschinen, Handys und Taschenrechner. Ins Leben gerufen hat das Museum Felix Kunz.
Den bald 50-jährigen Solothurner beschäftigen Computer, seitdem es sie gibt. Begonnen hat alles am Gymnasium Solothurn, das Kunz abbrechen musste, weil seine Leistungen in Griechisch und Latein nicht genügend waren. Kein Wunder, sein Hauptinteresse lag damals wie heute weniger bei antiken, sondern mehr bei Programmiersprachen. Und Kunz war auch ein Bastler. Mehrfach nahm er am Wettbewerb «Schweizer Jugend forscht» teil und gewann ihn sogar zweimal. Gegen Ende seiner Zeit am Gymnasium und während der anschliessenden Lehre baute Kunz in seiner Freizeit erste Rechner. Das war zu einer Zeit, als mit dem Apple I die ersten PCs auf den Markt kamen.

Vom Entwickler zum Manager

Das Bauen von Rechnern sollte Kunz die nächsten fast 30 Jahre begleiten. Nach der Lehre und nach einem Studium machte er sich 1985 selbständig und gründete das Ingenieurbüro Kunz Titronic. 1992 folgt der grosse Schritt: Zusammen mit seinem ersten Mitarbeiter gründete Kunz in Luterbach das Unternehmen Digital-Logic und baute den ersten Embedded Computer. Dies sollte der Anfang einer grossen Erfolgsgeschichte werden: Aus dem damaligen Kleinbetrieb ist in den folgenden knapp 20 Jahren ein Unternehmen mit rund 130 Angestellten geworden. «Ich hätte das nie gedacht», gesteht Kunz. Mit Digital-Logic hat er sich selber stark mitentwickelt: Der Entwickler wurde ungewollt und automatisch zum Manager und Geschäftsführer. Etwas, das ihm eigentlich zusagte. Nur die Personalprobleme, die habe er nie gerne gehabt: «Sie können zu einer echten Belastung werden», meint Kunz und erklärt, dass er alles erlebt habe, von Kurzarbeit über Entlassungen bis hin zu schweren Krankheiten der Mitarbeitenden. Aber das gehöre eben zum Geschäft.

14-stündige Arbeitstage

Trotz den vielen Management-Aufgaben sorgte Kunz stets dafür, dass er auch Entwickler blieb. 50 Prozent Management, 50 Prozent Entwicklung war seine Devise. Wie er beides unter einen Hut brachte? Kunz verlängerte einfach seinen Arbeitstag, auf im Schnitt 14 Stunden. Bis schliesslich der Tag kam, an dem er genug hatte.
«Es gibt mehrere Gründe, weshalb ich Digital-Logic im Herbst 2009 verkauft habe», erklärt der Solothurner, «rein wirtschaftliche, aber auch persönliche. Ich sah eine Möglichkeit, das Unternehmen in eine sichere Zukunft zu schicken, unabhängig von meiner Person.» Und 19 Jahre, in denen er unter Vollast lief, seien genug gewesen. Den absolut richtigen Zeitpunkt für so einen Entscheid gebe es aber wahrscheinlich nie, ist Kunz sich sicher.

Langeweile gibt's nicht

Nach dem Ende der Ära Digital-Logic fiel Kunz nicht etwa in ein Loch, im Gegenteil. Dafür sorgten seine vier Kinder, im Alter von 2 bis 9 Jahren. Ausserdem gründete der Geschäftsmann sein nächstes Unternehmen, Sokutec. Bislang widmete sich Kunz mit Sokutec hauptsächlich der Beratung von Start-ups. Demnächst will der Solothurner zwei weitere Dienstleistungen anbieten. Zum einen will er für Unternehmen das Konvertieren von alten Datenträgern auf neue übernehmen. Sein Vorteil: Dank den Museumsstücken, die zu einem grossen Teil noch laufen, kann er praktisch jeden Datenträger lesen und kopieren. Zum anderen will der Elektrotechniker zukünftig Reparaturen für defekte Motorsteuergeräte und iPhones anbieten. «Ich will kein IT-Lädeli betreiben, von dem es um die Ecke schon fünf gibt, sondern will Leuten mit speziellen Problemen helfen», erklärt Kunz sein Konzept.

Sein Computer- und Technikmuseum

Das zweite Kunzsche Grossprojekt ist das angesprochene Computer- und Technikmuseum Enter. Im kommenden Herbst will er es im alten Feldschlösschendepot direkt beim Bahnhof Solothurn neu eröffnen. Neben dem Museum mit einer Gesamtausstellungsfläche von 1800 Quadratmetern soll im neuen Gebäude ausserdem ein Elektronik-Retro-Shop entstehen.
Kunz steckt nicht nur viel Freizeit und Leidenschaft ins Museum, sondern auch viel Geld: Die neuen Räumlichkeiten beim Bahnhof Solothurn gehören ihm. Das Geld stammt aus dem Verkauf von Digital-Logic. «Ich habe es in ein neues Projekt investiert, denn auf der Bank nützt es mir nichts und im Finanzmarkt verliert man es nur», meint Kunz.
Es wird also bald gezügelt. Kunz wird das zu einem grossen Teil selber tun können, hat er doch im letzten Mai noch die Lastwagenprüfung gemacht. Er mache die Dinge eben gerne selber, meint Kunz. Wie er seine Lieblingsstücke zügeln wird, weiss er noch nicht. Den Apple I, den ersten Fernsehapparat von Autofon, den Edison Phonograf oder das IBM-370-Rechenzentrum werde er aber ganz sicher nicht einfach so in den Truck laden. (mv)
Felix Kunz crack
Felix Kunz (49) wuchs in Günsberg und Oberdorf im Kanton Solothurn auf, besuchte dort die Grundschulen und schliesslich die Kantonsschule in Solothurn. Auf das Gymi folgte eine Lehre als Elektroniker bei der Firma Autophon. Nach dem Lehrabschluss entschied sich Kunz für ein Studium der Elektrotechnik an der Fachhochschule Biel. 1985, im Alter von 24 Jahren, machte er sich mit dem Ingenieurbüro Kunz Titronic selbständig. Dieses überführte Kunz 1992 in das in Luterbach neu gegründete Unternehmen Digital-Logic. Die Firma bestimmte fortan und bis im Herbst 2009, als Kunz Digital-Logic an den deutschen Konkurrenten Kontron verkaufte, sein Leben. Seitdem widmet er sich voll und ganz seiner sechsköpfigen Familie sowie dem Computer- und Technik-Museum Enter, das er 2002 eröffnete. Und als wäre das nicht genug, gründete Kunz 2010 mit Sokutec noch ein neues Unternehmen, einen IT-Dienstleister.crackcrack


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