Rafael Cruz - Der Bonvivant

Sicherheit als Geschäft und Lebensqualität im Privaten sind die Themen, mit denen Rafael Cruz sich am liebsten beschäftigt. In beiden Bereichen strebt der Veranstalter der Security-Zone und des Security-Podiums nach Perfektion - und wirkt dabei stets ausserordentlich entspannt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/16

     

Das Auftreten des Rafael Cruz ist immerzu souverän, der Anzug sitzt, das Lächeln ist freundlich, das Talent zum Diplomaten offensichtlich. Und doch gibt es Situationen, die ihn aus der Ruhe bringen. So geschehen bei der Organisation des Portrait-Termins, als IT Reseller ihn auf seine Handynummer anruft, die vor unbestimmter Zeit einmal in die Redaktionsdatenbank eingetragen wurde. Hörbar irritiert, fast schon nervös, seine Stimme zu einem Flüstern gedimmt, nimmt er den Anruf entgegen: «Wer ist da? Ich kann nicht telefonieren, bin mitten in einer Prüfung.» Was ist geschehen?


Zwei Wochen später: Rafael Cruz schmunzelt, isst etwas vom Hummer-Salat - das von ihm ausgelesene Restaurant ist bekannt für seine exzellente Küche - und sagt: «Sie haben mich auf mein altes Handy angerufen, das jetzt meinem Sohn gehört. Ich habe es für einmal ausgeliehen und sass mitten in der Theorieprüfung zum Hochseeschein. Ihr habt mich ganz schön aus dem Konzept gebracht.»

Durch einen Unfall zur IT gekommen

Schlimme Auswirkungen hat der Vorfall nicht gehabt: Cruz hat die Theorieprüfung bestanden. Erheiternd ist hingegen, dass er jahrelang den Ausbau der Mobilnetze in der Schweiz vorantrieb, PR für die Nützlichkeit der ständigen Verfügbarkeit machte. Fünf Jahre lang hat er für den finnischen Aussenhandelsverband IT-Produkte aus dem Norden in der Schweiz vermarktet. «Allerdings», so Cruz, «bin ich nur durch einen Unfall zur IT gekommen, zuvor hatte ich davon keinen blassen Schimmer.» Während seiner Ausbildung zum PR-Berater suchte einer seiner Professoren jemanden, der für die finnische Baubranche den Schweizer Markt bearbeitet. Cruz, davor fünf Jahre für Geberit im Marketing tätig, analysierte die Marktsituation und gab ein vernichtendes Urteil ab: «Die Finnen haben im Baubereich wenig zu bieten und die Schweizer Bauindustrie ist sehr stark gegen Importe geschützt. Ihr habt keine Chance, wir müssen etwas anderes machen. Wie wäre es mit IT?»


Es war die Zeit der GSM-Lizenzvergaben, und der Zeitpunkt hätte optimaler nicht sein können. Nokia Networks, als finnischer Konzern, wollte sich den Netzwerkbau des Schweizer Mobilfunknetzes sichern. Knapp 1,5 Milliarden Franken Auftragsvolumen galt es zu holen. Cruz erinnert sich: «Wir haben angefangen, richtig gute PR zu machen. Haben Journalisten regelmässig eine Woche lang nach Finnland eingeladen, anhand von Beispielen gezeigt, wie wichtig mobile Mobilfunktechnologien sind, wie Achtjährige im Internet surfen, dass Internet sozialen Ausgleich schafft und so weiter.» Das hat hervorragend funktioniert. Doch irgendwann kam der Punkt, wo er das Angestelltenleben satt hatte: «Bevor ich mein ganzes ­Leben als Knecht verbringe, mache ich besser etwas Eigenes, dachte ich mir.» Also gründete er im Frühjahr 2001 mit seiner damaligen Assistentin die Agentur Consul&Ad – ein Kunstwort aus Konsulat, Consult­ing und Advertising - und versuchte im IT-Markt Schweiz Fuss zu fassen. Der Start glückte, auch weil die beiden Gründer kurz zuvor an der Börse viel Geld und somit ein gutes Startkapital verdient hatten.

Verantwortung ist sexy

Durch seine Tätigkeit für die finnische IT-Branche hatte Cruz ein breites Netzwerk zur hiesigen Szene aufgebaut. So ging es nicht lange, dass er für die Orbit die Organisation des IT-Sicherheits-Parks übernahm. Doch 2004, als die Orbit abgesagt wurde, stellte er mit der Security-Zone seine eigene Messe auf die Beine. Das war unabhängig vom Niedergang der Orbit geplant: «Wir haben die damalige Ausstellungshalle, die Giessereihalle Puls 5 beim Technopark in Zürich, schon im Jahr zuvor gebucht. Es zeichnete sich ab, dass der Anspruch an Messen steigen wird und die Orbit diesen Wandel nicht gut überstehen würde.» Ein Erfolg war die erste Security-Zone allerdings nur bedingt: «Wir hatten eine Riesenhalle voll mit Ausstellern und dadurch einen Sack voll Geld gemacht. Das Problem war bloss: Wir hatten kaum Besucher.» Die Ursache war schnell gefunden: Zu wenige Parkplätze waren in der Umgebung. Also zog man in die ABB-Hallen um und wurde schnell zum bekanntesten Event der Schweizer IT-Sicherheitsbranche. Heute ist Cruz alleiniger Inhaber von Consul&Ad - die Mitgründerin verliebte sich auf einer Neuseelandreise und wanderte aus - und verschiebt die Messe erneut: In den Papiersaal von Sihlcity: «Es ist wahnsinnig sexy, die volle Verantwortung für seine Entscheidungen zu haben. Ich schaue jetzt mal, wie der Papiersaal funktioniert. Die Anbieter haben jedenfalls gut gebucht.»

Jazz und Segeln statt Millionen

Ebenfalls gut läuft die neu lancierte Reihe «Security-Podium», eine weitere Veranstaltung, die den Arbeitstitel «Security-Forecast» trägt, ist in Planung. Überarbeiten will Cruz sich dennoch nicht: «Einige Wochen vor den Veranstaltungen arbeite ich bis zu 180 Prozent. Über das Jahr gesehen jedoch nicht annähernd 100. Ich mache lieber gute als viel PR, segle und spiele Saxophon, statt auf einen frühzeitigen Herzinfarkt hinzuarbeiten. Dafür verzichte ich gerne auf eine eigene Yacht. Sprich: Ich halte meinen Lebensstandard tiefer als möglich.» Sagt es und braust mit seinem grünen, alten Volvo-Kombi - in dem ein Ur-Nokia-Natel hängt, das so gross ist wie ein argentinisches Stück Grillfleisch - davon.

Rafael Cruz

Rafael Cruz wurde 1963 als Sohn eines Spaniers und einer Schweizerin geboren. Aufgewachsen ist er in Kreuzlingen am Bodensee, in der Region machte er auch eine technische Lehre. Nach der Lehre absolvierte Cruz in Lausanne die Alliance Superieure, ein Französisch-Diplom auf höchstem Niveau. Das Bedürfnis, Englisch zu lernen, zog ihn darauf für einige Monate nach London. Dann lockte ihn ein Jobangebot für zwei Jahre in die Karibik, wo er für Imholz als Resident Manager tätig war, und seine Leidenschaft für das Segeln, Surfen und Tauchen auslebte. Die Möglichkeit, für Imholz ein Reisebüro zu leiten, verschlug ihn für ein Jahr nach Wien, danach wollte er sich mit seiner damaligen Freundin und heutigen Frau an einem festen Wohnsitz niederlassen. Er wollte nach Italien, sie, eine Italienerin, in die Schweiz. «Wie das halt so oft ist, hatte die Frau Recht», sagt er dazu. Heute wohnt er mit ihr und zwei Söhnen in Rapperswil-Jona am Zürichsee, von wo aus er mit seiner Agentur Consul&Ad unter anderem die Security-Zone und das Security-Podium organisiert. (Claudio De Boni)


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