An der einen Wand hängt eine Lithographie von Jean Tinguely mit dem Titel «Requiem pour une Feuille morte», an der anderen eine farblich verfremdete Umsetzung des stilisierten Apple-Apfels; ein Werk von Andy Warhol. Diese beiden Bilder im Büro von Swico-Präsident Jürg W. Stutz stehen für zwei wichtige Wegmarken in seinem Leben: Von 1978 bis 1995 baute er
Apple in der Schweiz auf. Und das Tinguely-Bild steht für seine technische Faszination, die in der Jugend angefangen hat und sich bis heute fortsetzt, wenn er in seiner knappen Freizeit technische Artikel liest («Ich bin ein Leser der Mittwochsausgabe der NZZ»).
Stutz’ Berührungspunkte mit Elektronik und Digitaltechnik reichen aber noch hinter seine Zeit mit Apple zurück. Bereits nach Abschluss seines Studiums als Elektroingenieur an der ETH Zürich trat er als Mitgründer von Sencor in Erscheinung und leitete diese im Bereich Consumer Electronic aktive Firma während elf Jahren. Die Firma wurde später in die Celtone-Holding überführt, und noch in dieser Zeit begann Stutz mit dem Aufbau der Apple-Geschäfte in der Schweiz. Dieses Muster zieht sich in Stutz’ Biographie durch wie ein roter Faden. Stets beginnt er parallel zu seiner aktuellen Aufgabe an neuen Projekten zu arbeiten. So etwa auch Anfang der 1990er Jahre, als er die Apple-Division in der Industrade leitete und anfing, Beratungsdienstleistungen für Unternehmen anzubieten.
Breites Wissen als Rüstzeug
Schon früh sammelte Stutz Erfahrungen mit Messen. Er kennt die Zeiten, in denen die Firmen sich noch beinahe die Köpfe einschlugen, um an Ausstellungsfläche ranzukommen. «Wer 200 Quadratmeter wollte, musste sich am Schluss mit 15 Quadratmetern begnügen», erzählt er seine Augen leuchten dabei. Auch die Besucherzahlen bringen ihn ins Schwelgen. Im Jahr 1989 zum Beispiel konnte die Informatik-Messe Logic in Zürich 43’000 Besucher zählen. Gleichzeitig hat er auch Messen, die einst blühten, verwelken sehen etwa die Unterhaltungselektronikmesse Fera.
Das Messewesen ging mit dem Verbandswesen Hand in Hand. Anfang der 1990er Jahre wurde Jürg W. Stutz in den Fachbereich 1, Hardware, des Büfa gewählt, wie der Bürofachverband damals hiess. 1991 schlossen sich der Büfa und der Software-Verband GES mit weiteren Verbänden zum Swico zusammen.
Zuerst wurde Stutz 1998 in den Vorstand und zum Vorsitzenden des Fachbereichs 1 gewählt. Im Jahr 2000 dann erfolgte seine Wahl zum Präsidenten des Swico, und soeben ist er für zwei weitere Jahre in seinem Amt bestätigt worden. Weshalb er damals gewählt wurde? «Sicherlich wegen der Breite meines Wissens. Ich kenne das Messewesen, das PC-Geschäft oder Dinge wie Shrink-Wrapped-Software», sagt Stutz.
Am Anfang seiner Swico-Zeit stand die Messe, namentlich die Orbit, stark im Vordergrund. Wie sich die Verhältnisse änderten, lässt sich mit der Ausstellungsfläche illustrieren: Sie ist von über 50’000 auf 15’000 Quadratmeter zusammengeschmolzen. Aber Stutz ist hoffnungsvoll: «Die Talsohle ist durchschritten, einen rasanten Anstieg wird es nicht geben, aber ich rechne mit deutlich mehr Besuchern in diesem Jahr», sagt er.
Konvergenz erfasst den Verband
Die Zeichen der Zeit sind auch am Verband nicht spurlos vorübergegangen. Von der alten Struktur mit der Unterteilung in Fachbereiche wie Hardware, Software und Consumer Electronics hat man sich verabschiedet. «Durch die zunehmende Konvergenz machte diese Unterteilung immer weniger Sinn», erklärt Stutz. Heute ist der Verband nach Themen gegliedert: Ausbildung, Arbeitssicherheit, Energie-Effizienz, Urheberrecht – um einige zu nennen. Er sei nicht der klassische Verbandspräsident, er engagiere sich auch operativ, sagt Stutz. Er kümmert sich um das Thema Urheberrecht, einen Bereich, der nicht zuletzt mit den MP3-Steuern derzeit hoch im Kurs steht. Seine Engagements im Verband, in weiteren Verbänden sowie Gremien und Kommissionen läppern sich schliesslich zu 60 Stundenwochen zusammen. Gegen Abend pflegt er etwa seinen Draht in die USA dort ist er in Kalifornien an zwei Softwarefirmen beteiligt. «Die Frage ist doch, ob es spannend ist», entgegnet Stutz. Er will etwas bewegen können, strickt gerne Netzwerke und findet es faszinierend, in Gesprächen Dinge zu lernen, die ihm sonst verborgen bleiben würden.
Stolz ist Stutz, dass es ihm gelungen ist, den Swico europäisch anzubinden. Der Verband gehört zur European Information & Communications Technology Industry Association (EICTA). Als Wermutstropfen in seiner bisherigen Amtszeit erwähnt Stutz, dass es ihm 2002 nicht gelungen war, Swisssoft in den Swico zu integrieren. Dieser Softwareverband hat sich mit dem Verband der Webarchitekten und Sima zur Swiss Interactive Media and Software Association (Simsa) verschmolzen. Damit wäre er seinem Ziel näher gekommen, die Mitgliederzahlen zu steigern. Dieses Ziel hat er noch vor sich: Binnen der nächsten drei bis fünf Jahre will er die Mitgliederzahlen verdoppeln können. Und Jürg W. Stutz hat noch andere Ziele: «Der Rahmen steht, aber ich will noch nicht in der Öffentlichkeit darüber sprechen», lacht er verschmitzt. (map)
Jürg W. Stutz
Seit dem Jahr 2000 ist Jürg W. Stutz Präsident des Swico, des Schweizerischen Wirtschaftsverbandes der Informations-, Kommunikations-
und Organisationstechnik, der auch Partner der Messe Orbit-iEX ist. Zu den Mitgliedern des Verbandes gehören Hersteller, Dienstleister und Vertriebsfirmen sowohl aus der IT- wie auch der CE-Branche.
Als Jugendlicher hätte er sich auch vorstellen können, Mathematiker oder Physiker zu werden – die Zahlenakrobatik faszinierte ihn.
Aus dem Elternhaus, der Vater war Inhaber eines Holzbaubetriebes, kam jedoch der Impuls, ein klarer definiertes Berufsziel anzustreben – so wurde er Elektroingenieur. Seine Stärke sei die Kreativität bei der Lösung von komplexen Sachverhalten. («Ich administriere nicht gern.»)
In seiner spärlichen Freizeit spielt er Golf und Tennis und fährt Ski. Seit 1993 besitz er ein Haus in Florida («Mein Traum wäre, den Winter dort zu verbringen und den Sommer hier in der Schweiz»).
Auf die einsame Insel (oder nach Florida) nimmt er mit:
- Meine Partnerin («Das ist doch klar.»)
- Das Golfbesteck («Mein Handicap hat sich nicht verändert.»)
- Ein Kommunikationsvehikel («Den Freundeskreis kann man leider nicht mitnehmen.»)