Achtung Hoffnung


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/01

     

Die Aussichten auf das IT-Jahr 2006 sind mit Sicherheit rosiger als auch schon. Ich erinnere mich noch zu gut, wie nach dem Jahr-2000-Wechsel und nach dem Platzen der Internetblase die Branche mit garantierter Sicherheit bei allen unseren Befragungen den Aufschwung vor Augen hatte. Man glaubte, die Konsolidierung sei abgeschlossen, und wer noch im Markt sei, gehöre zu den Überlebenden. Mit ebensolcher Sicherheit konnte man allerdings davon ausgehen, dass der erwartete Aufschwung nicht eintrat und die Erwartungen auf Besserung um ein Jahr weiter hinausgeschoben werden.
Mittlerweile hat die Branche zwar dazugelernt und geht nicht mehr a priori davon aus, dass die besseren Zeiten nur deshalb einfach kommen, weil es doch ganz einfach irgendwann wieder aufwärts gehen muss. Das letzte Jahr hat der Branche einmal mehr vor Augen geführt, wie trügerisch es sein kann, wenn man sich auf falsche Hoffnungen verlässt. Viele Begegnungen mit Gesprächspartnern haben mir bestätigt, wie lange sie letztes Jahr darauf gewartet haben, dass die Auftragslage endlich besser wird – erst im Herbst ging es für viele Firmen aus dem Channel wieder aufwärts. Selbstverständlich gab es auch Ausnahmen; tendenziell können sich Firmen dann nicht über mangelnde Aufträge beklagen, wenn sie sich in einem Umfeld spezialisiert haben, in dem die Nachfrage nach Wissen hoch und die Wertschöpfung dementsprechend gross ist.
In unserer diesjährigen Channel-Befragung kommt klar zum Ausdruck, dass die Branche wieder zuversichtlicher ist, zumindest hinsichtlich der näheren Zukunft. Ich rate aber zur Vorsicht. Ich will keinesfalls als Miesepeter daherkommen, aber es entsteht ein wenig der Eindruck, als wolle man wachsen, indem man neue Geschäftsfelder angeht. Wenn man sich aber auf Wege begibt, die man nicht kennt, besteht die Gefahr, dass man auf unwegsames Gelände gerät. Die Margenfalle lauert mittlerweile an vielen Wegrändern. Und wo die nicht ist, hockt das Klumpenrisiko.


Markus Häfliger
Chefredaktor


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