Zeit des Umbruchs für Sage Schweiz

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2. Mai 2020 - Sage Schweiz setzt ein neues SaaS-Betriebsmodell um, musste den Abgang seines Country Managers verkraften und hatte lange keinen Channel-Chef.

Gegenwärtig ist Sage Schweiz an mehreren Fronten aktiv. Nebst der Coronapandemie ist der ERP-Spezialist mit der Umstellung auf ein reines Software-as-a-Service-Betriebsmodell beschäftigt, implementiert ein neues Partnerprogramm und besetzt Schlüsselpositionen neu. Nachdem Channel-Chef Massimo Collu Sage Schweiz im August 2019 verliess, hat im März dieses Jahres auch Country Manager Tobias Ackermann seinen Rücktritt bekannt gegeben. Im Interview mit «Swiss IT Reseller» erklärt Thomas Hersche, Country Manager ad interim, welche Auswirkungen diese Situation auf das Unternehmen hat.

«Swiss IT Reseller»: Sage Schweiz befindet sich auf dem Weg zum reinen SaaS-Anbieter. An welchem Punkt in diesem Prozess befindet sich das Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt?
Thomas Hersche:
Die letzten Jahre haben wir für eine Modernisierung und Konsolidierung genutzt. Wir haben einige Bereiche verkleinert und verändert sowie neue Versionen unserer Lösungen lanciert. Für dieses Jahr stehen unser Ecosystem mit unseren Lösungen und die weiteren Schritte hin zu einem SaaS-Betriebsmodell im Fokus. Dies wird uns auch über das aktuelle Jahr hinaus noch beschäftigen, aber wir bleiben der Strategie, die wir eingeschlagen haben, treu.

Was bedeutet diese Transformation für die Partner und was für die Kunden?
Für die Kunden ist unsere Transformation wohl am wichtigsten, denn sie stellt einen Bedarf dar, den die Kunden gedeckt haben möchten. Wir spüren, dass das Thema SaaS an Fahrt gewinnt und dass die Wertschöpfungsketten immer mehr davon abhängen. Deshalb richten wir unsere Produkte und Dienstleistungen noch stärker darauf aus. Auch auf die Partner wird sich diese Transformation auswirken, davon bin ich überzeugt. Es entstehen neue Geschäftsfelder und die Partner erhalten neue Möglichkeiten, sich selbst und ihre Dienstleistungen zu positionieren. Eine Herausforderung wird die weitere Umsetzung der Digitalisierung sein, denn wir sehen gerade jetzt, in Zeiten der Coronakrise, dass längst nicht alle Unternehmen dafür gewappnet sind. Dies wird ohne Zweifel zu Veränderungen bei den Kunden und Partnern führen, wobei ich darin eine positive Entwicklung sehe, weil sich bei vielen das Mindset in Bezug auf Cloud-Technologien und Subscription-Modelle wandelt. Natürlich wird es im Zuge dessen auch Partner geben, welche das neue Geschäftsmodell von Sage nicht übernehmen möchten und sich deshalb zurückziehen werden. Solche Fluktuationen sind aber weitgehend normal.
(luc)

Inwiefern will Sage in der Schweiz sein Partnernetzwerk ausbauen?
Für uns ist der Ausbau des Partnernetzwerks insofern wichtig, als wir zusammen mit unseren Partnern weiter wachsen wollen. Wir werden deshalb das weltweite Sage Partner Program nun auch in der Schweiz umsetzen. Wir sind damit nun fast fertig und werden es nächstens ausrollen. Damit wird es für die Partner noch einfacher werden, mit uns zusammenzuarbeiten, weil wir ihnen einen klaren Rahmen geben, damit sie mit uns wachsen können. Wir hatten in der Schweiz bereits ein Partnerprogramm. Nun adaptieren wir aber das in anderen Teilen der Welt bewährte Programm auch für den Schweizer Markt. Unser Partnernetzwerk in der Schweiz ist schon relativ breit, nun wollen wir qualitativ weiterwachsen, mit Dienstleistungen, die bei den Kunden gefragt sind.

Nach welchen Partnern hält Sage Ausschau?
Für uns sind Partner interessant und wichtig, die bereits über Know-how rund um das Thema Enterprise Resource Planning und kundenseitige Geschäftsprozesse verfügen und schon eine gewisse Kundenbasis haben. Wichtig ist aber auch der Wille, mit Sage zusammenzuarbeiten und mit uns neue Kunden zu gewinnen.
Sage Schweiz will sein Betriebsmodell optimieren. Was heisst dies konkret?
Wir haben uns seit Oktober letzten Jahres stark in die Segmentierung hineinbewegt und uns entschlossen, den Markt in Small- und Medium-Kunden zu unterteilen. Das heisst, dass wir in der Schweiz nicht auf die ganz grossen Unternehmen ausgerichtet sind, sondern strategisch gesehen vorrangig Lösungen für die Anforderungen von KMU anbieten. In diesem Bereich haben wir die gesamte Go-to-Market-Organisation konsolidiert. Dieser Prozess ist noch nicht ganz abgeschlossen, aber wir arbeiten konsequent daran.
(luc)

Was wird das Unternehmen im laufenden Jahr besonders beschäftigen?
Gerade jetzt ist natürlich auch für uns die Coronapandemie ein Thema, das sich auf verschiedenen Ebenen auswirkt. Wichtig ist in der jetzigen Situation, den Kontakt zu Kunden, Partnern und Mitarbeitern zu verstärken. Die Zusammenarbeit stellt sicher eine Herausforderung dar, auch weil der persönliche Kontakt fehlt, der in meinen Augen zentral ist. Wir waren jedoch gut auf die Krise vorbereitet. Als der Bundesrat zusammen mit dem Bundesamt für Gesundheit den Lockdown verkündete, waren alle unsere Büros innerhalb von zwölf Stunden leer und die Mitarbeiter im Home Office. Dabei kam uns die bereits eingeschlagene Strategie entgegen, bei der wir uns auf drei zentrale Themen fokussieren: auf den Kundenerfolg, den Mitarbeitererfolg und Innovation. Beim Kundenerfolg wird in diesem Jahr unser Marketplace zentral sein sowie das Sage Partner Program. Betrachtet man den Mitarbeitererfolg, dann haben wir viel in das Thema Work-Life-Balance investiert, unter anderem, indem wir unseren Hauptsitz modernisiert haben, aber auch dadurch, dass wir unseren Mitarbeitern schon früh ermöglicht haben, im Home Office zu arbeiten. Und über die Sage Foundation können sich alle Mitarbeitenden während je fünf Arbeitstagen im Jahr gemeinnützig engagieren, beispielsweise indem sie auf einem Bergbauernhof mithelfen. Und im Bereich Innovation schliesslich haben wir seit Oktober begonnen, die Produkteentwicklung wieder vermehrt in die Schweiz zu holen. Ausserdem haben Neu­wahlen für den Partnerbeirat stattgefunden, durch den Partner die Möglichkeit haben, auf gewisse Themen des Unternehmens Einfluss zu nehmen.

Lassen Sie uns über personelle Fragen sprechen. Im März hat Country Manager Tobias Ackermann das Unternehmen verlassen. Weshalb ist er gegangen, und was bedeutet dies für Sage Schweiz?
Herr Ackermann hat Sage aus persönlichen Gründen verlassen. Es ist aber schon so, dass der Wechsel alle bei Sage Schweiz überrascht hat. Um die Kontinuität des Geschäftsganges nahtlos zu gewährleisten, wurde deshalb ein Country Manager ad interim eingesetzt, bis ein neuer Geschäftsführer für die Schweiz gefunden ist. Das ist gerade jetzt, in dieser schwierigen Zeit, besonders wichtig. Unsere Kunden und Partner können sich darauf verlassen, dass das Management des Unternehmens weiter funktioniert. (luc)

Was möchten Sie als Chef ad interim bewirken, und welche Pläne haben Sie für das Unternehmen?
Der Wechsel war abrupt, und ich hatte nicht viel Zeit, mich auf die neue Rolle vorzubereiten. Allerdings war ich bereits Stellvertreter von Tobias Ackermann und deshalb mit den meisten Themen bestens vertraut. Für mich war daher klar, dass ich die eingeschlagene Strategie weiterführen würde. Und so konnten wir trotz Coronakrise die Geschäfte quasi ohne Unterbrüche und wie bisher weiterführen.

Nach dem Abgang von Massimo Collu als Channel-Chef im August letzten Jahres wurde noch kein Nachfolger kommuniziert. Gibt es mittlerweile einen neuen Channel-Verantwortlichen?
Ein Channel-Verantwortlicher hat uns in den letzten Monaten tatsächlich gefehlt, denn es ist eine sehr wichtige Funktion in unserem Unternehmen. Deshalb haben wir auch mit Nachdruck nach einem Nachfolger gesucht. Nun konnten wir die vakante Stelle mit Martin Puntigam besetzen, der das Amt per 1. April übernommen hat. Er ist auch schon mitten im Geschehen und arbeitet daran, sich schnellstmöglich in seiner neuen Rolle einzufinden. In der Zeit bis zur Ernennung von Martin Puntigam haben die Segment-Leader und die Partner Account Manager die Verantwortung für das Channel-Geschäft übernommen, weshalb die Kontinuität weitgehend gewahrt werden konnte. Dennoch sind wir froh, nun einen neuen Channel-Chef zu haben, denn es erleichtert den Kontakt zu den Partnern doch sehr. ¦ (luc)

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