Der Smart-Home-Markt im Wandel

4. Mai 2019 - Die Firma Spline aus Thalwil konzipiert Smart-Home-Installationen von Grund auf. Verkaufsleiter Tobias Schmid erklärt, was sich im Smart-Home-Markt tut, wieso er spannend ist und wohin er sich bewegt.

"Smart Home ist in der Schweiz nach wie vor ein Nischenmarkt". Dies sagt Tobias Schmid gleich vorneweg. Er ist Verkaufsleiter der Firma Spline aus Thalwil, die seit nunmehr 15 Jahren Smart-Home-Installationen konzipiert. Dazu entwickelt sie eigene Software für Bus-Systeme eines Schweizer Herstellers, mit der die verbundenen Geräte zentral gesteuert werden können. "Ursprünglich waren wir im Geschäft mit Villen tätig. Heute statten wir auch Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen oder Geschäftsräume aus", erklärt Schmid. Der Markt wandle sich aber. Heute würden immer mehr vernetzte Consumer Gadgets wie geschaltete Steck­dosen, WLAN-Kameras oder smarte Lautsprecher auf den Markt kommen. "Es tut sich viel, und ich habe das Gefühl, dass der Smart-Home-Markt tatsächlich wächst. Allerdings entwickelt er sich aktuell in zwei verschiedene Richtungen. Zum einen gibt es den professionellen Markt mit gesamtheitlichen, integrierten Lösungen, die von Spezialisten umgesetzt werden müssen, und auf der anderen Seite einen Consumer-Markt, der aus einer immer grös­seren Vielzahl einzelner Geräte und Lösungen besteht, die von den Nutzern selbst installiert und vernetzt werden können." (luc)


Spezialisten vermehrt gefragt

Laut Tobias Schmid gibt es aber auch vermehrt Nutzer von smarten Gadgets, die sich irgendwann an einen Spezialisten wenden mit dem Auftrag, die vielen einzelnen Smart-Home-Geräte, die sich in der Wohnung oder im Haus angesammelt haben, mit einer zentralen Steuerung zu vernetzen. Dies geschehe meistens dann, wenn das technische Know-how des Nutzers nicht mehr ausreiche oder aber ihm schlicht die Zeit fehle, die Installation selbst an die Hand zu nehmen. Das Kernstück eines smarten Hauses bilden in der Regel Licht, Heizung und Storen sowie die dafür notwendige zentrale Steuerung. Danach kommen die Bereiche Audio, Video, Sicherheit, Netzwerk und Fernzugriff. Weitere Installationen, die heute gewünscht werden, sind laut Schmid ein leistungsstarkes WLAN und schnelles Internet. "Viele Nutzer möchten sich nicht um die Technik in ihrer Wohnung oder in ihrem Haus kümmern müssen. Ausserdem fehlt vielen Leuten nach wie vor das Wissen darum, wie beispielsweise ein Modem funktioniert und wie dieses konfiguriert werden kann. Die Hersteller oder Internet Provider bieten da oft nur ungenügend Hand, weshalb die Nutzer dann Spezialisten beauftragen", erklärt Schmid. (luc)


Technisches Know-how und Erfahrung

Wie der Verkaufsleiter von Spline weiter ausführt, müssten Unternehmen, die sich für einen Einstieg in das Smart-Home-Geschäft interessieren, beachten, dass es zwischen dem Privat- und Geschäftskundensegment Unterschiede gebe: "Ein Geschäftskunde ist eher bereit, eine Rechnung auch dann zu bezahlen, wenn noch nicht alles bis ins allerletzte Detail perfekt funktioniert. Im Privatkundensektor ist das anders. Hier kann es schon einmal vorkommen, dass eine Rechnung nicht beglichen wird, wenn nicht alles genauso läuft, wie der Kunde es sich wünscht. Das kann abschreckend wirken. Dennoch ist das Privatkundensegment sehr vielfältig und spannend, denn jedes Projekt ist sehr individuell." In der Schweiz gebe es heute nicht mehr so viele Smart-Home-Integratoren, die auch Privatkunden bedienen. Einige würden komplett auf Geschäftskunden fokussieren. Nicht zuletzt, weil dieses Kundensegment berechenbarer und deshalb einfacher zu handhaben sei. Wenn man bei Ausschreibungen mitmache, sei der Aufwand ausserdem relativ gut abzuschätzen, findet Schmid. (luc)

Um im Smart-Home-Umfeld zu bestehen, braucht es viel technisches Know-how: "Heute beruhen praktisch alle Systeme auf Netzwerkprotokollen. Man sollte in diesem Bereich also über gute Kenntnisse verfügen. Auch deshalb haben bei uns praktisch alle Mitarbeitenden nach ihren Abschlüssen noch Zusatzausbildungen absolviert", betont Schmid. Und er ergänzt: "Auch im Bereich Smart Home ist die Erfahrung essenziell, denn Kunden möchten es einfach haben und sich nicht um Details kümmern müssen. Wenn also beispielsweise die Grossmutter den neuen smarten Schalter nicht bedienen kann, dann nützt die ganze Technik nichts. Hier kommt auch der persönliche Aspekt ins Spiel, der sehr wichtig ist." Aufträge erhalten Unternehmen wie Spline teils über Architekten oder Elektroplaner, teils über Mund-zu-Mund-Propaganda. Spline selbst betreibt aber auch Akquise, wie Schmid präzisiert. Er ist auch der Ansicht, dass es sich lohnen könne, eigene Systeme beziehungsweise Software zu entwickeln. Denn wenn man auf bestehende ­Systeme setze, sei man abhängig von deren Funktionalitäten, über die in der Regel der Hersteller bestimmt. Entscheide sich dieser zum Beispiel, eine Funktionalität zu entfernen, dann könne es sein, dass dies auch Auswirkungen habe auf den Rest der Installation im smarten Haus. (luc)


In die Zukunft blicken

Wie der Fachmann weiss, ist deshalb auch unumgänglich, vorausschauend zu planen: "Was passiert beispielsweise, wenn ein Hersteller den Online-Dienst für ein Gerät abstellt? Habe ich eine Alternative dafür? Auch darf man nicht vergessen, dass man gerade im Geschäft mit neuen Wohnobjekten über einen langen Atem verfügen muss, denn die Bauzeit beträgt in der Regel rund ein Jahr. Dafür kann man nicht selten seine eigene Erfahrung in das Projekt einbringen, wovon die Bauherren und nicht zuletzt auch der Käufer oder Mieter des Wohnobjektes profitieren." Auch Service ist im Smart-Home-Geschäft wichtig. Schwierig ist es laut Tobias Schmid aber, nicht zuletzt aufgrund der Komplexität der Installationen, einen guten Service zu bieten und diesen auch verrechnen zu können. Im Smart-Home-Bereich gehören Service-Abos oder Service-Verträge noch nicht zum Standard.

Nach den neuesten Trends rund um Smart Home gefragt, nennt Schmid den Sicherheitsbereich, der weiter an Bedeutung gewinnen werde. So seien smarte Kameras, Alarmanlagen oder Schocklichter immer mehr gefragt. Allerdings seien dies Installationen, welche von den Bauherren oft direkt durchgeführt würden. Erst bei grösseren Projekten würden diese Smart-Home-Spezialisten hinzuziehen. Auch werde das Thema Smart Home beim Umbau oder der Sanierung von Gebäuden zusehends wichtiger: "Gerade Hotels müssen heute den Gästen einen hohen Komfort bieten. Deshalb wird bei einem Umbau oft die gesamte Haustechnik modernisiert und mit smarten Geräten ausgestattet, sprich Audio, Video, Netzwerk und Informatik." Zusammenfassend äussert sich Tobias Schmid optimistisch zur Marktentwicklung im Smart-Home-Bereich: "Smart Home ist nach wie vor ein Markt, der wächst, und dies vor allem durch die Vernetzung. Dennoch besteht noch keine Goldgräberstimmung. Der Einstieg in den Smart-Home-Markt ist sicher mit einigem Aufwand verbunden. Es lohnt sich deshalb, sich früh zu spezialisieren. Für kleinere Unternehmen wie beispielsweise Elektriker kann Smart Home durchaus ein Nebengeschäft werden, allerdings nur, wenn man regelmässig Aufträge erhält. Wichtig ist ausserdem, die eigenen Mitarbietenden gut zu schulen." (luc)

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