Reto Dürler - der Berufene

2. Februar 2009 - Reto Dürler, General Manager und Inhaber der Firma Elconex, fühlte sich schon in frühen Jahren zum Verkäufer berufen. Nachdem er das Unternehmen ein halbes Jahr geleitet hatte, hat er es gekauft. Seither hat sich der Umsatz mehr als verdoppelt. Angst vor der Zukunft hat Dürler nicht.

Leise rauscht der VW Tiguan über die Landstrasse Richtung Seewil bei Schüpfen im Berner Seeland. Seewil, ein idyllisches Dorf ohne Anschluss an den öffentlichen Verkehr. Ab und an steht ein Traktor im Weg, ausser Landwirtschaft gibt es hier nichts. Fast nichts: Hinter Bauernhäusern und Feldern versteckt, steht inmitten weiter Landschaft der Marken-Zubehör-Distributor Elconex. «Es ist wunderbar hier zu arbeiten», sagt Reto Dürler, General Manager und Mehrheitsaktionär des Unternehmens. «Es ist noch nicht so hektisch.» ()


Klassische Laufbahn

Dass Dürler die Verkäufer-Laufbahn einschlagen wird, war schon sehr früh klar. Quasi aus Tradition heraus. Sowohl seine Grosseltern als auch seine Eltern waren im Verkauf tätig. Seine Mutter hatte beispielsweise ein Lebensmittelgeschäft. «Ich wollte nie etwas anderes als eine Verkaufsausbildung machen. Verkauf ist für mich eine Berufung, weil ich sehr gerne mit Menschen zu tun habe», so Dürler. Gesagt, getan. Dürler absolvierte eine Lehre im Detailhandel und später Weiterbildungen in den Bereichen Marketing und Betriebswirtschaft. Seine Laufbahn startete er in der Konsumgüterbranche. Später machte er einen Abstecher in die Dienstleis­tungsbranche im Bereich Versicherungen, kam aber letztlich zum Konsumbereich zurück. «Das ist eigentlich meine Welt», sagt er.

Seine Karriere verlief klassisch aufsteigend vom Verkaufsinnen- und Verkaufsaussendienst über mehrjährige Etappen als Key Account Manager bis hin zum Verkaufsleiter. Rund 13 Jahre war er bei Telion in verschiedenen Funktionen tätig. «Das war eine sehr intensive und lehrreiche Zeit. Es war ein gegenseitiges Investment», betont Dürler. ()


Schritt ins Unternehmertum

2005, just in dem Moment, als Dürler eine einjährige Auszeit plante, um im Ausland sein Englisch und Französisch wieder aufzufrischen, erhielt er das Angebot, Geschäftsführer von Elconex zu werden. Er disponierte um, nahm das Angebot an und hat das Unternehmen nach einem halben Jahr auch gleich übernommen. Die 1976 unter dem Namen Hänni Elektronik gegründete Firma wurde im Jahr 2000 durch den Verkauf an die Eurochanel Holding in Elconex umbenannt.

Seit der Übernahme durch Dürler 2007 hat sich der Umsatz mehr als verdoppelt, die Mitarbeiterzahl ist um 30 Prozent auf heute 26 gewachsen. Das 1300 Quadratmeter grosse Lager fasst derzeit rund 7000 Produkte von bekannten Zubehör-Marken wie Logi­tech Consumer Electronic, Bandrigde, Profigold, Varta oder Inakustik. Elconex betreut die meisten Marken exklusiv im Schweizer Markt. Beliefert wird der gesamte helvetische IT- und CE-Handel.

Der Sitz in Seewil sei ideal, so Dürler, da die Kosten überschaubar seien und Elconex auch viele Westschweizer Kunden hat, an denen man näher dran ist, als wenn man von Zürich aus agieren würde. Sämtliche Mitarbeiter sprechen zudem sowohl deutsch als auch französisch und identifizieren sich noch mit dem Unternehmen, wie er sagt. «In Zürich sind solche Leute schon schwieriger zu finden.» ()


Rekordjahr 2008

Das Geschäftsjahr 2008 war mit einem Umsatz zwischen 10 und 15 Millionen Franken ein Rekordjahr in der Firmengeschichte, sagt Dürler. «Wir haben unsere Marktführerschaft im Segment Marken-Zubehör klar gefestigt», fügt er an. Den Sprung ins Unternehmertum habe er nie bereut. «Es war der logische Schritt in meinem beruflichen Werdegang. Das ist das, was ich immer wollte. Ich frage nicht mehr, was kommt als Nächstes. Ich bin angekommen.» Zudem habe er als Inhaber, Verwaltungsratspräsident und Geschäftsführer das Sagen. «Das ist ­sicherlich einer der Unterschiede zu börsenkotierten Unternehmen, die doch sehr stark share­holdervalueorientiert sind. Das Führungsteam von drei Personen kann zudem rasch und unkompliziert auf die jeweiligen Markteinflüsse reagieren.» ()


Keine Angst vor schweren Zeiten

Auch 2009 sei, trotz globaler Wirtschaftskrise, gut angelaufen, sagt Dürler. «Momentan spüren wir die Krise noch nicht. Der Kampf im Markt wird sich in den nächsten Monaten sicherlich verschärfen. Ab März könnte es hart werden. Der Konsum wird allerdings nicht gegen null gehen», meint Dürler. Jetzt sei sein Team noch mehr gefordert. «Wir müssen vor der sogenannten Finanzkrise Respekt, aber keine Angst haben», so der Elconex-Chef. So hat er seine Ziele für das laufende Geschäftsjahr denn auch gleich wieder ein bisschen höher gesteckt als 2008. Im ersten Quartal werden zwei Zubehör-Marken, die ­Elconex neu vertreten wird, hinzukommen. Klar sei Profit ein wichtiges Thema, aber qualitatives Wachstum stehe vor quantitativem Wachstum, betont Dürler. Die grösste Herausforderung für die beiden kommenden Jahre wird jedoch der schleichende Platzmangel darstellen. Das Lager platzt jetzt schon aus allen Nähten. Die Tage im idyllischen Seewil dürften also über kurz oder lang gezählt sein. ()


Reto Dürler

Reto Dürler wurde 1964 in Zürich ­geboren und lebte später bis zum 26. Lebensjahr in Maienfeld im Bündner­land. Aus beruflichen Gründen zog es ihn zurück nach Zürich. Heute lebt er in Buchs (ZH). Dürler ist nach 14 Jahren «wilder Ehe», wie er selbst sagt, vor sechs Monaten doch noch in den ­Hafen der Ehe geschifft. Der Grund: Die Geburt seiner Tochter im Juli letzten Jahres. «Meine Familie ist jetzt mein Hobby», antwortet Dürler auf die Frage nach seiner liebsten Freizeitbeschäftigung. Zwar ist er als Firmenchef oft sehr eingespannt, Zeit für Frau und Kind nimmt er sich trotzdem, so oft es geht. Jeden Freitag legt Dürler deshalb einen Vatertag ein.

Seine grosse Leidenschaft, die seine Frau mit ihm teilt, ist das Reisen. Erst allein, dann zu zweit, habe er schon viel von dieser Welt gesehen, sagt Dürler. «Diese Leidenschaft pflegen wir sehr und werden sie auch zu dritt weiterhin pflegen. Reisen bildet.» Besonders Australien hat es den beiden Reiselustigen angetan. «Wir reisen am liebsten möglichst einfach, in der ­Natur, nicht den Städten nach.» Die Abwechslung mache den Reiz aus: Vom 5-Dollar- bis zum 6-Sterne-Hotel habe man schon alles probiert. «Je älter man wird, desto unwichtiger wird alles Materielle», fügt er noch an und auf die Frage nach seinen Träumen, die er noch verwirklichen will, sagt er: «Ich bin zufrieden und glücklich, mit dem, was ich habe.» ()

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