Gier lockt zur Selbstzerstörung

10. März 2008 - Bei der Games Convention herrscht ein ruinöser Konkurrenzkampf um den Messe-Standort.

Die Games Convention (GC) hat sich seit 2002 in Leipzig von einer eher national orientierten Spielmesse zur grössten europäischen Messe für interaktive Unterhaltung entwickelt. Sie findet weltweite Beachtung. Stadt und Land unterstützen den Standort. Die Messe deckt fast alle Bereiche der ­digitalen Spielkultur und mehr ab, auch mit Konzerten und thematischen, temporären Freizeit-Anlagen in Leipzig. Dies macht sie weltweit einzigartig für eine Spielmesse dieser Grösse. Ihr wird dank hochkarätig besetzter Entwicklerkonferenz (GCDC) weltweite Beachtung geschenkt.
Wegen der stetig steigenden Besucherzahlen auf rund 200’000 stiess die Stadt Leipzig in den letzten zwei bis drei Jahren an ihre Kapazitätsgrenzen. ()


Umzug bewirkt Splitterung

Die Leitmesse soll nun, nach dem ­Willen des deutschen Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU), ab 2009 in Köln ausgetragen werden. Einzugsgebiet, Infrastruktur, Verkehrsanbindung und Standort von Entwicklerfirmen seien für Köln ausschlaggebend. Mit denselben Argumenten könnte die Games Convention aber auch gleich nach London ziehen, denn dort sind die Bedingungen noch besser und zudem die meisten Mutterhäuser der Industrie sowie die höchste Dichte an Entwicklungsstudios und der grösste Markt Europas.
Mit dem Neuaufbau in Köln bleiben aber die Namensrechte an der Games Convention, das Messekonzept und die Organisationserfahrung bei der Leipziger Messe in Sachsen hängen. Allerdings erhofft sich der Bundesverband mit der Koelnmesse die ­Abkürzung GC als Markenzeichen mitnehmen zu können. Laut Heike ­Fischer, der Presseprecherin der Leipziger Messe, wäre bei Alternativ­stand­orten wie München oder Düsseldorf, die Organisation in Leipzig geblieben. ()


Games Convention im Ausland

Was von der neben Leipzig auch in Singapur stattfindenden Messe und der dazugehörigen Entwicklerplattform übrigbleiben wird, steht noch aus. «Die GC Asia in Singapur wird vorerst sicher weitergeführt», sagt ­Fischer gegenüber IT Reseller. Man wolle die GC 2008 abwarten und damit den Firmen reden. «Die GC 2009 bleibt in Leipzig vorläufig im Kalender. Wir stimmen uns zuerst mit der Industrie ab», sagt Fischer.
Eine Option für Leipzig wäre die GC ohne den Verband weiterzuführen und sich mehr auf Anlässe wie in Singapur zu konzentrieren. Die Leipziger Volkszeitung kommentierte: «Die neue Computer- und Videospielmesse hat verstärkt das Fachpublikum im Fokus, es geht ums grosse Geschäft und nicht um das Erlebnis Spielen.» (Marco Rohner) ()

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