'Wir wollen die 100-Millionen­-Grenze knacken'
Quelle: Swiss IT Security

"Wir wollen die 100-Millionen­-Grenze knacken"

Swiss IT Security, eine Gruppe bestehend aus rund einem Dutzend kleinerer Sicherheitsspezialisten, will in diesem Jahr sowohl Umsatz wie auch Zahl der Mitarbeiter annähernd verdoppeln.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2019/05

     

Seit rund zwei Jahren macht Swiss IT Security regelmässig mit Übernahmen im Security-Umfeld von sich reden. So wurden 2018 im deutschsprachigen Raum etwa Alphabit, Expertcircle, die MIT-Group oder Keynet Teil der Gruppe, und jüngst ist das deutsche Unternehmen Pallas zu Swiss IT Security gestossen.

Doch welches Ziel verfolgt Swiss IT Security durch die zahlreichen Übernahmen, und welche Philo­sophie steckt hinter der Gruppe, die inzwischen mehr als 300 Mitarbeiter beschäftigt? Dazu hat sich "Swiss IT Reseller" mit CEO Philipp Stebler unterhalten. ­Stebler, der 2002 den Sicherheitsspezialisten Execure gründete, hat zusammen mit Ufenau Capital Partners vor rund zwei Jahren Swiss IT Security ins Leben gerufen.


"Swiss IT Reseller": Können Sie die Idee hinter dem Konstrukt Swiss IT Security ein wenig ausführen?
Philipp Stebler: Im Security-Umfeld ist die Situation für kleine Unternehmen überall dieselbe: Sie können sich zwar nur auf gewisse Themen fokussieren, müssen dem Kunden aber die ganze Bandbreite an Lösungen liefern und zusätzlich einen 24/7-Service anbieten. Das wird zunehmend schwieriger, auch darum, weil Kunden zunehmend ihre Lieferanten konsolidieren möchten und auch die Hersteller immer höhere Anforderungen stellen – beispielsweise gewisse Volumen bei der Abnahme verlangen. Mit diesen Herausforderungen war auch mein 2002 gegründetes Unternehmen Execure konfrontiert. Meine Idee war, mehrere Firmen aus dem Security-Umfeld in einer Art Konglomerat zusammenzuschliessen. Allerdings wusste ich, dass dabei lose Zusammenschlüsse nicht funktionieren. Vor zwei Jahren wurde ich dann mit Ufenau Capital Partners zusammengeführt, einem kleinen Wachstumsinvestor mit Sitz in Pfäffikon SZ, der viel Erfahrung beim Thema Gruppenbildung vorweisen kann. Swiss IT Security ist heute eine von rund zehn Gruppen dieses Investors – und zwar die Gruppe, die am schnellsten wächst.
Werden die Firmen der Gruppe übernommen?
Ja, jedes Unternehmen, das zu Swiss IT Security stösst, wird zu 100 Prozent übernommen. Die Eigentümer bleiben aber operativ im Geschäft und müssen sich am Eigenkapital von Swiss IT Security beteiligen. So hat Swiss IT Security heute ein Dutzend Aktionäre – nämlich alle Geschäftsführer der Gruppengesellschaften.


Die übernommenen Firmen agieren aber weiter unter ihrem Namen?
In der Regel schon. Der Entscheid ist abhängig von der Grösse des Unternehmens und davon, wie verankert der Name ist. Menschen – sowohl Kunden wie auch Mitarbeiter – verbinden mit einem Firmennamen immer auch Emotionen. Ein Mitarbeiter ist in der Regel stolz, bei der Firma X oder Y zu arbeiten, und das wollten wir erhalten. Die Firmen bleiben auch selbstständig. Wir bieten seitens Swiss IT Security drei zentrale Dienste an: HR, Finance und Marketing. Das sind typischerweise die Bereiche, bei denen sich ein Kleinunternehmen keine vollwertigen Stellen leisten kann. Gemeinsam aber können wir ein professionelles HR oder ein vollwertiges Marketing finanzieren.
Gegenüber dem Kunden treten sie ­somit nie unter dem Namen Swiss IT Security auf?
Kaum. Bei einer Ausschreibung beispielsweise kann es Sinn machen oder nötig sein, ansonsten wollen wir den Charakter der einzelnen Unternehmungen aber im Vordergrund stehen lassen. Wir wollen nicht Firmen kaufen und einen Namen darüberstülpen, denn so nimmt man den Mitarbeitern die Identität, was schlecht ist – Beispiele dafür gibt es genug, auch in der IT-Branche.

Kann jedes Unternehmen, das Teil von Swiss IT Security ist, nach aussen als Full-Service-Anbieter auftreten?
Jedes Unternehmen der Gruppe kann die ganze Bandbreite an Diensten, die wir vereinen, anbieten. Wir werden in Kürze auch einen Servicekatalog aufschalten, aus dem ersichtlich wird, was Swiss IT Security alles anbietet. Und für den Kunden spielt es keine Rolle, aus welchem Tochterunternehmen die Leistung letztlich erbracht wird.


Sie haben bereits über die Vorteile gesprochen, die sich einer Firma durch die Zugehörigkeit zur Gruppe eröffnen. Gibt es noch weitere Aspekte, die dafür sprechen, Teil von Swiss IT Security zu werden?
Ein Faktor ist sicherlich die Mitarbeiterperspektive. Ein Mitarbeiter eines kleinen Unternehmens, der sich weiterentwickeln will, kann dies meist nur eingeschränkt tun – in dem Bereich, in dem sein Arbeitgeber tätig ist. Ist dieser Arbeitgeber nun aber Teil von Swiss IT Security, kann der Mitarbeiter auch zu einem Schwesterunternehmen wechseln und seine Perspektive dort erweitern. Ein weiterer Punkt ist, dass die Abhängigkeit von den Inhabern, die man bei kleinen Firmen häufig beobachtet, durch die Zugehörigkeit zur Gruppe wegfällt. Nicht zu vergessen auch das Thema Nachfolgeregelung – häufig eine Herausforderung, welche sich als Teil von Swiss IT Security aber erledigt.
Die grosse Frage, die sich mir stellt, ist das Thema Futterneid: Wie verhindern Sie, dass kein Neid, keine Missgunst unter den einzelnen Töchtern aufkommt?
Dadurch, dass alle Geschäftsführer an Swiss IT Security beteiligt sind, ist das nicht wirklich ein Problem. Es spielt keine Rolle, wer welche Einnahmen generiert oder verrechnet, alles landet in derselben Kasse.


Doch Sie haben es selbst gesagt, man ist stolz, für sein Unternehmen tätig zu sein, und auch wenn man auf dem Papier nun Teil einer Unternehmensgruppe ist, ist man nicht automatisch eine homogene Gruppe.
Das stimmt für gewisse Bereiche mit Sicherheit – etwa für den Verkauf. Aus diesem Grund ändern wir im Verkauf auch die Strukturen, die Verkäufer werden künftig nicht mehr für das einzelne Tochterunternehmen tätig sein, sondern für das ganze Land. Sie werden zwar beim Tochterunternehmen angestellt bleiben, sind aber für alle Unternehmen eines Landes unterwegs. Das kann man mit Provisionsmodellen relativ einfach steuern. Bei den Engineers stellt sich die Frage des Futterneids aber tatsächlich weniger – bei Engineers stellt die Problemlösung im Vordergrund.
Wo liegen sonst noch Herausforderungen der Gruppe?
In der Veränderung. In jedem Unternehmen, das übernommen wird, findet eine Managementveränderung statt. Wenn wir ein Unternehmen übernehmen und ich mich den Mitarbeitern stelle, kommen in der Regel drei Fragen aufs Parkett. Die Leute wollen wissen, ob ihr Chef ihr Chef bleibt, ob der Firmenname bestehen bleibt und ob der Standort bleibt. Wenn man alle drei Fragen mit "Ja" beantworten kann, hat man die Ängste von 90 Prozent der Belegschaft aus der Welt geschafft.

Swiss IT Security zählt im DACH-Raum heute 320 Mitarbeiter. Wie viele davon sitzen in der Schweiz?
Rund 100 davon sitzen in der Schweiz, der Rest in Deutschland. In Österreich sind wir aktuell noch nicht präsent, der Markt ist schwierig, doch Gespräche laufen.


Swiss IT Security möchte noch weitere Unternehmen integrieren. Was muss ein potentieller Übernahmekandidat mitbringen, worauf achten Sie bei der Zusammenstellung der Gruppe?
Wir achten bei potentiellen Übernahmekandidaten im Wesentlichen auf drei Punkte: den Standort, also die Frage, ob ein Unternehmen geografisch passt, sowie auf die Ausrichtung der Themen und die Service­orientierung. Abgesehen davon ist uns wichtig, dass ein Unternehmen über die letzten Jahre nachhaltig rentabel und erfolgreich gewesen ist – wir machen keine Sanierungen. Und es muss unternehmergeführt sein.
Wo finden sich die weissen Flecken auf Ihrer Landkarte?
In Basel und in Bern möchten wir noch präsenter werden, hier laufen auch schon Gespräche mit Unternehmen. In Deutschland wäre mir der Raum München wichtig, Berlin und der Norden.

Wie kann ein Unternehmen herausfinden, ob es zu Swiss IT Security passt?
Wir sind hier proaktiv am Markt unterwegs, haben M&A-Berater, die für uns tätig sind. Selbstverständlich kann ein Unternehmen, das Interesse hat, Teil der Gruppe zu werden, mich gerne auch anrufen.


Wie gross soll Swiss IT Security noch werden?
Unser Ziel lautet, noch 2019 auf 600 Mitarbeiter zu kommen – davon sollen rund 150 bis 200 in der Schweiz tätig sein. Und wir wollen die 100-Millionen-Grenze knacken. Zuletzt waren wir bei einem Jahresvolumen von 58 Millionen. Diese Ziele erreichen wir aber nur, wenn wir die passenden Unternehmen finden und diese auch verkaufen wollen. (mw)


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