2015 forderte CE-Händler

Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses hat 2015 für die Schweizer CE-Händler zur Herausforderung werden lassen. Trotzdem zeigen sie sich optimistisch.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2015/12

     

Anspruchsvoll, eher schwierig, nicht das einfachste: So fällt das Fazit der Schweizer Händler im Consumer-Electronics-Umfeld für das Jahr 2015 aus. Begründet wird diese Einschätzung vielerorts wenig überraschend unter anderem mit der Aufhebung des Euro- Mindestkurses Anfang Jahr. So meint etwa Adrian Meier, Teamleiter Einkauf CE bei der Competec-Gruppe, zum CE-Geschäftsverlauf von Brack.ch: «Ein Jahr ohne sportliche Grossanlässe, mit einem Jahrhundertsommer und einer massiven Entwertung der Produkte, die durch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Januar noch beschleunigt worden ist: 2015 war nicht das einfachste Jahr. Trotz all dieser Einflüsse konnten wir unseren Umsatz gegenüber Vorjahr steigern. Dies ist auf die gestiegene Bekanntheit von Brack.ch zurückzuführen.» Der Rückblick von Richard Breyer, Merchandise Buying & Planning Manager Multimedia bei Manor, fällt ähnlich aus: «2015 war ein anspruchsvolles Jahr. Die Preissenkungen als Folge der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im
Januar haben den Wettbewerb weiter verschärft. Dennoch ist es uns gelungen, Marktanteile zu gewinnen. Wenn auch das Weihnachtsgeschäft gut verläuft, werden wir unsere Ziele dieses Jahr übertreffen.»

Innovationen fehlten

Auch Pierre Wenger, Leiter Interdiscount, haut in dieselbe Kerbe: «2015 war ein sehr anspruchsvolles Jahr. Die Euro-Thematik hat zu noch grösserem Druck auf die Verkaufspreise geführt. Zudem war 2015 ein Jahr mit wenig wirklich grossen Innovationen, welche in der Elektronik die Umsätze antreiben.» Nichtsdestotrotz habe aber Interdiscount seine Marktposition in diesem kompetitiven Marktumfeld weiter stärken können, ebenso wie Melectronics, das laut Patrick Marti, Spartenleiter Melectronics beim Migros-Genossenschafts-Bund, 2015 Marktanteile gewinnen konnte – vor allem in den Bereichen Unterhaltungselektronik, IT und Staubsauger – und dies trotz des Drucks im Markt. Und auch Lino Bugmann, Public Relations Manager bei Digitec, zieht am Ende des Jahres ein positives Fazit: «Wir sind mit unseren Umsätzen sehr zufrieden. Aufgrund unserer marktgerechten Preise sowie unserer kundenorientierten Sortiments- und Dienstleistungsgestaltung waren wir mit Digitec in der Lage, uns in einem schwierigen Marktumfeld zu behaupten.»

Tablets und TVs enttäuschen

Zu verdanken sind die Umsätze bei Digitec vor allem den Produktekategorien Foto und IT, wo der Händler mit dem Verkauf «überdurchschnittlich zufrieden» ist. Unter den Erwartungen geblieben ist 2015 derweil der Bereich Spielkonsolen. Diese Einschätzung bezüglich Spielkonsolen teilt auch Richard Breyer von Manor, er ergänzt die Liste der eher enttäuschenden Sparten allerdings noch um Kameras und Fernseher. «Über unseren Erwartungen lagen dieses Jahr die Umsätze in den Bereichen IT und Smartphones sowie bei portablen Geräten im Audiobereich», fügt er an.

Ebenfalls im Bereich Smartphones sowie bei den Abo-Abschlüssen gewachsen ist
Interdiscount, wie Pierre Wenger erklärt: «Dazu haben unter anderem auch die neuen Smartphones von Apple und Samsung beigetragen.» Smartphones würden häufiger gewechselt als andere elektronische Geräte und das führe folglich zu mehr Ersatzbedarf. Als enttäuschend stuft auch er, wie Breyer von Manor, den Absatz von TVs ein und auch die Tablets vermochten 2015 nicht zu überzeugen. «Bei den Tablets und Fernsehern fehlten 2015 die wirklich wahrnehmbaren Innovationen», so Wenger. Dieser Ansicht ist auch Patrick Marti von Melectronics, in dessen Augen die Kategorien Home Cinemas und Tablets die Erwartungen nicht erfüllen konnten – auch aufgrund einer gewissen Marktsättigung.


«Positiv zu werten sind sicherlich die Verkäufe im Bereich der Staubsauger ganz allgemein sowie Smartphones und Wearables», so Marti. Zudem sei die Entwicklung der Gopro Action Cams enorm positiv, ergänzt der Spartenleiter. Und Adrian Meier von der Competec-Gruppe erklärt: «Über Erwartung gut laufen Multiroom-Lösungen und Fotozubehör. Unter den Erwartungen geblieben sind Curved-Fernseher und 5.1-Kanal-Surround-Systeme.» Er begründet diesen Umstand damit, dass Curved bei den Kunden noch nicht als «Must» empfunden werde, während bei den Multiroom-Audiosystemen neue Hersteller aufgesprungen seien. Zudem seien Systeme wie Philips Izzy auf den Markt gekommen, die relativ einfach einzurichten seien.

Breiter Produktfokus für Weihnachten

Für das anstehende Weihnachtsgeschäft geht Meier von der Competec-Gruppe davon aus, dass sich bei Brack.ch vor allem Fernseher mit grosser Bilddiagonale und einfache Multiroom-Systeme gut verkaufen werden. «Unsere Prognose lautet, dass auf einen eher schwachen Sommer ein starkes Wintergeschäft folgt», so Meier. Derweil geht man bei Interdiscount davon aus, dass neue Kategorien wie etwa der Bereich Wearables eine grosse Rolle im diesjährigen Weihnachtsgeschäft spielen werden. Nicht auf eine spezifische Produktkategorie festlegen, die das vorweihnachtliche Business ankurbeln soll, will sich Lino Bugmann von Digitec. Man richte den Fokus vielmehr auf die gesamte Produktpalette, so Bugmann, und auch bei Manor setzt man auf eine breite Auswahl, wie Breyer betont.

Blick in die Kristallkugel

Für das kommende Jahr rechnet man bei Manor damit, dass sich Smartphones ohne Abo, kabellose Audioprodukte und Smartwatches gut verkaufen werden. «Zudem wird sich zweifellos ein weitere Anteil des Marktes auf Online verschieben», so Breyer.

Lino Bugmann von Digitec erwähnt im Zusammenhang mit dem Geschäft 2016 ebenfalls intelligente Uhren: «Smartwatches werden technisch immer ausgereifter und unabhängiger vom Smartphone. Sie sind auch keine überdimensionierten Techie-Gadgets mehr. Das Design geht kontinuierlich in Richtung stylisches Accessoire.» Darüber hinaus rechnet man bei Digitec mit einer steigenden Nachfrage nach Drohnen und RC-Artikeln.


Nach den Trends im nächsten Jahr gefragt, antwortet derweil Patrick Marti von Melectronics: «Ich bin überzeugt, das Thema Connectivity wird noch weiter an Bedeutung gewinnen, und auch im Bereich der Fernseher wird das Thema OLED sicherlich ganz interessant sein.» Bei Brack.ch rechnet man für 2016 damit, dass man «noch ausgefeiltere Screen-Mirroring-Lösungen im Zusammenspiel von grossen Bildschirmen und mobilen Endgeräten sehen» wird, so Adrian Meier. Die Fortsetzung übergeordneter Trends erwartet indes Pierre Wenger von Interdiscount: «Dazu gehört die nahtlose Integration von Hardwareprodukten wie Smartphones, Tablets, PCs oder Notebooks in eine umfassende Lösung.» Zudem werde es immer mehr Produkte für die Heimvernetzung geben und auch bei den Wearables sieht man bei Interdiscount ein weiteres Wachstum. «Gespannt darf man nicht zuletzt auch auf Neuheiten und Innovationen im Gaming-Umfeld warten», so Wenger abschliessend. (abr)

Kommentare
Alle scheinen Marktanteile gewonnen zu haben. Warum klagen sie dann?
Freitag, 18. Dezember 2015, Leo



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