Freud und Leid in Barcelona

5. Februar 2009

     

Die aktuelle Ausgabe des Channel-Forums der Marktforscher von Canalys hat am ersten von zwei Tagen zahlreichen namhaften Redner ein Podium geboten. Zu Beginn sprach Canalys-CEO Steve Brazier naheliegenderweise über die Finanzkrise und deren Herausforderungen, die sie an IT-Unternehmen stellt. Er kam dabei zum Schluss, dass vor allem optimistische Unternehmen schnell der Krise zum Opfer fallen und bankrott gehen. Als Alternative schlug er Besonnenheit vor, vielleicht könne man ja den einen oder anderen Tag am Meer statt untätig im Büro verbringen.

HP hielt ebenfalls eine Präsentation, die unsere Redaktion aufgrund des Nebels über München und der daraus resultierenden Flugverspätung allerdings nicht mitbekam.
Verpasst haben wir auch die Präsentation von Apple, allerdings nicht wegen Nebels sondern wegen der Präferenz des Konzerns, sämtliche Auftritte möglichst geheimnisvoll zu gestalten: Die Presse musste draussen bleiben. Da in darauffolgenden inoffiziellen Tischgesprächen von Channel-Partnern nie der Name Apple fiel, kann man allerdings davon ausgehen, dass der Neuigkeitsgehalt minim war.


Spannenderes wurde von Acer angekündigt. Der PC-Hersteller, der im letzten Jahr mit Packard Bell, E-Machines und Gateway drei Hersteller geschluckt hat, stellte seine neue Marken- und Marketingstrategie vor. Gianpiero Morbello, Marketing & Branding Corporate Vice President bei Acer, redete ebenfalls von schwierigen Zeiten. Acer wolle mit einer Mehrmarkenstrategie und einem gross angelegten Marketing gegen die Krise angehen. Deshalb wird man Sponsor der nächsten olympischen Winterspiele, die 2010 im kanadischen Vancouver stattfinden. Auch das Sponsoring von Ferrari sei eine Massnahme, um die Marke Acer emotional aufzuladen.

An der Mobile World, die in zwei Wochen ebenfalls in Barcelona stattfindet, wolle man zudem eine komplett neue Smartphone-Roadmap vorstellen. Gateway wolle man zudem im Emea-Raum zur neuen Businesslinie aufbauen, die nur indirekt über Partner vertrieben werden soll. Die Ankündigung dieser Neuerungen wurde von vielen anwesenden Systemintegratoren eher mit Skepsis aufgenommen. Des öfteren hörte man die Einschätzung, dass man damit etwas umsetze, das schon lange geplant worden sei, aber nicht in die momentane wirtschaftliche Situation passe.

Wirtschaftsjournalist Tim Harford, bekannt von der Financial Times, von BBC und von seinem Bucherfolg "The Undercover Economist", schloss den ersten Tag der Veranstaltung mit einer Ansammlung witziger Anekdoten, die man zusammenfassen könnte unter dem Motto "Traue nie einem Ökonomen. Einem Journalisten aber auch nicht." Er als Ökonom meine, dass die Krise noch lange nicht ausgestanden sei, auch wenn viele bereits wieder frohlocken. Dabei verglich er die momentane Situation mit einer Prügelei: Nur weil der Typ mit dem Schlagring jetzt aufgehört habe, auf das Gesicht einzuschlagen, sehe das Gesicht nicht schon wieder super aus. Oder anders ausgedrückt: "It's not the end, but it's gonna hurt." (Claudio De Boni/Barcelona)




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