Hoffen auf Nachhaltigkeit: Der französische Reparaturindex

30. April 2022 - In Europa nehmen die Bestrebungen zu, mittels Regulierung mehr Nachhaltigkeit zu erreichen. Frankreich ist mit dem «Indice de réparabilité» vorgeprescht. Wir zeigen hier auf, wie dieser funktioniert – und was derartige Regulierungen für Schweizer Reseller bedeuten.

Text: Giuseppe Sampietro, Leiter Energie, Swico

Grundlage des französischen Re­paraturindexes ist das 2020 erlassene Gesetz zur Abfallbekämpfung und Kreislaufwirtschaft: Damit soll die Nutzungs- und Lebensdauer von ­Produkten verlängert und eine klare Schonung von Ressourcen angestrebt werden. In einem ersten Schritt ist der Index für Smartphones, Fernseher, Laptops, Wasch­maschinen und elek­trische Rasenmäher eingeführt ­worden. ()


Wie funktioniert der Index?

Der Index beruht auf den fünf Kriterien Dokumentation, Zerlegbarkeit, Verfügbarkeit von Ersatzteilen, deren Preis sowie produktspezifischen Aspekten. Jedes Produkt wird anhand dieser Kriterien und dazugehöriger Unterkriterien bewertet. Zusammengerechnet können die Werte für die fünf Kriterien maximal 100 Punkte ­erreichen. Geteilt durch 10 ergibt dies den Reparatur­index: einen Wert ­zwischen 1 und 10.

Die Hersteller müssen diesen Wert per Gesetz bei den vorgeschriebenen Produktekategorien ermitteln und an die Händler weitergeben. Diese müssen die Kundinnen und Kunden darüber informieren – online und am physischen Markt. Ähnlich wie bei der Energieetikette ist der Index mit Farbstufen hinterlegt, wobei rot für schlechte und grün für gute Reparierbarkeit steht: Zum Index gehört jeweils eine Tabelle mit den Kriterien und Unterkriterien, wie die Punkte zustanden gekommen sind. Dies, weil der Gesamtwert über allfällige Probleme hinwegtäuschen kann, wenn zum Beispiel Ersatzteile schlecht verfügbar und teuer sind, dafür das Gerät sehr einfach zerlegbar ist. ()


Frankreich mit Regulierungs­bestreben nicht allein

Über Swico
Swico ist der Wirtschaftsverband der ICT- und Online-­Branche. Er vertritt die Interessen von etablierten Unternehmen und Start-ups in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Seine über 650 Mitglieder mit ca. 56’000 Mitarbeitenden erwirtschaften jährlich einen Umsatz von 40 Milliarden Franken, ­insbesondere im Bereich Hardware, Software, Hosting, IT-­Services, Consulting, Digital­marketing und -kommunikation. Weitere Infos: www.swico.ch
Die EU – und in Übereinstimmung ­damit auch die Schweiz – hat hin zu besserer Reparierbarkeit bereits erste Schritte unternommen: Seit 2021 müssen Hersteller bestimmter Elektro­geräte wie TV, Monitore, aber auch Haushalt-Grossgeräte, per gesetzlicher Verordnung wichtige Ersatzteile sieben bis zehn Jahre verfügbar halten und mit Anleitungen an Reparatur­betriebe liefern können. Swico nimmt im Posi­tionspapier «Kreislaufwirtschaft» ebenfalls einige dieser ­Themen bereits auf, und die ­zuständige Arbeitsgruppe verfolgt die Entwicklungen innerhalb von Europa mit ­Interesse. Allfällige Schweizer ­Bestimmungen müssen auf Europa ­abgestimmt werden und die Eigen­verantwortung der Hersteller und der Konsumentinnen und Konsumenten gleichermassen berücksichtigen

Weitere Informationen:

Geräteplattform bzw. Produktliste mit Reparatur-Indizes:
https://www.indicereparabilite.fr/

Swico Positionspapier Kreislaufwirtschaft:
www.swico.ch/kreislaufwirtschaft. ()

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