Querdenker: Von einem der auszog, Innovationen zu finden

6. April 2014 - Von Jean-Paul Warts

Es war mal wieder soweit: März, erste Blümchen am Wegesrand und ganz klar die CeBIT – nicht der Berg – rief!
Früher schlugen dann alle Herzen höher: Party, IT-Familienfeier, Wiedersehen mit den Urgestalten des langen IT-Lebens. In den letzten Jahren war das mit den Partys eher weniger, viel ziviler und man traf auch alte Haudegen weniger. Etliche blieben der Messe fern oder waren plötzlich bei einem neuen Arbeitgeber. Der beständige Wechsel gehört in dieser Branche mittlerweile fast dazu, die Verweildauern werden dramatisch kürzer. Und viele entlassen auch gute Leute, die sich dann als Freischaffende bewähren dürfen oder müssen.
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Heuer war ich das erste Mal in meiner Zeit in der IT auf der Cebit-Eröffnung mit Pomp, Politik und B- und C-Prominenz. Der Stehplatz neben der Tribüne war für die Nähe zu Frau Merkel und Herr Cameron ganz nützlich beim Event-Ende und der Innenminister Herr de Maiziere im Small Talk beim Essen war auch ganz nett. Damit war der Party-Part schon mal abgedeckt – aber eigentlich suchte ich mit dem Geschick des Detektivs die Innovationen.
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Watson, wo sind die Highlights?


Ich höre quasi die Antwort im Geiste: «Holmes, alles wie bei einem sehr dezenten Facelift: Es geschieht unter der Haube, wenig sichtbar.» Es war nicht so einfach, nach der Neuausrichtung alles so direkt zu verstehen – sollte doch alles aufs Business ausgerichtet sein und mit dem Kunstwort Datability war eine Rahmenbedingung geschaffen.
Selbst mir viel es schwer, diesen roten Faden immer zu finden und zu verstehen. Dennoch: Die britische Seite des Humors blieb mir nicht verborgen – wie anders ist sonst die Komponente zu verstehen, dass Herr Cameron über die innovative Zusammenarbeit in Forschung und Technik sowie gemeinsame Datenschutzziele auf EU-Ebene sprach und sich jeder fragte, wann er denn wieder mal die Seekabel abhorcht. Oder krasser gefragt: Welche der britischen Forschungen der letzten vier Jahre ist denn wirklich «pure british»? Oder haben wir dort auch Entwicklungshilfe gegeben? Nun denn: Weitersuchen, Sherlock Holmes.
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Lego statt Hana – klein, schlank und sexy


Und dann habe ich sie gesehen – viele kleine Apps, an jedem Stand, zu ERP, CRM und BI. Für Self Service oder eben auch als Renner für den Handel. Die Appisierung greift um sich und alle bauen kleine, schlanke Lösungen – nicht mehr nur weil sie es können, sondern auch weil die Kunden es wollen. Kleiner Preis, schlank, schnell, flexibel und sexy sollen die Apps sein. Und gut verkaufbar sollen sie auch noch sein – sonst sind ja die Partner der Hersteller nicht happy. Appisierung oder Modularität – für mich die Wiederentdeckung des Baukasten- oder besser des Lego-Prinzips. Die Bausteine kennt jeder, versteht jeder. So kann man bauen, erklären, verdeutlichen. Und die Veränderung der neuen Cebit greift. Selbst auf den Gängen zwischen den Hallen – wie früher zu Stosszeiten kaum passierbar – ist die Kommunikation permanent präsent. So treffe ich eine Berliner Microsoft-CRM-Partnerin, die sich auf das herstellen von Add-ons spezialisiert hat. Die kleinen, agilen schlanken Zusatzmodule, die dann Nutzen und Detailexpertise zum Standardprodukt schaffen. Also: Nicht nur für die portablen Geräte gibt es Lego.
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Ach ja, die Datenbanken: Nichts gegen Hana und die tollen Möglichkeiten – aber es gab neben den Lösungen von SAP, das sich kreativ, sportlich im Olympia-Motto präsentierte, auch andere sportliche Datenbanken. Ein irgendwie sehr versteckter Innovator ist für mich Exasol. Deren Open-Source-Datenbank lässt verschiedene marktführende Produkte aussehen wie einen Tretroller, ist doch die Performance Formel-1-verdächtig. Etwas weiter in derselben Halle zeigt ein kleiner Anbieter vom Bodensee die enge Verzahnung von zwei Trendthemen – mit Cobra CRM BI hat man dort die Funktionen miteinander verheiratet und die Datensicht aus einem Guss verschafft dem Anwender Zuverlässigkeit und simple Bedienung. Und expandieren wollen die agilen Kreativen vom Bodensee auch – sie suchen Partner, weil etliche Projekte nun eine Grösse annehmen, die oft auch 25 Manntage Dienstleistung bedeuten. Da strahlt nicht nur der Kunde über das gelungene Projekt, sondern auch der Vertriebspartner über eine ausreichende Marge – quasi eine Innovation für Partner.
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Die letzte Effektivitäts-Bastion im Vertrieb


Mit Smarter Sales oder der Integration einer Verkaufsmethode/Effizienzmethodik gehen verschiedene Anbieter weitere innovative Wege – bis hin zur Transformation von Sprache in Text und Integration der Texte in das CRM-System. Was die Generationen von Anwälten uns schon vormachen, klappt nun auch bei Ärzten und Verkäufern – Dictateam macht es möglich. Gesehen habe ich das bei Anywhere.24 am Microsoft-Stand. Ich glaube, da kommt noch mehr und andere werden das ebenfalls in ihre Systeme bringen. Ebenso smarte wie neuartige Scanner von Avision, die in den Safety Space die Dokumente einlagern oder Iris mit einer Maus, die scannen kann.
Für den Reseller bedeutet dies eine phantastische Frühlingsphase – Microsoft-Partner, die ei-
gene Rechenzentren aufbauen, Microsoft, das noch mehr Datenschutz und Transparenz pflegen will und etliche Infrastrukturanbieter, die sich auf Safety Spaces spezialisieren. Und all das können Händler dann ihren Kunden anbieten.
Auf ein nächstes Mal.
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