Der Schweizer ICT-Channel geht mit Optimismus ins 2022
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Der Schweizer ICT-Channel geht mit Optimismus ins 2022

Auch wenn die Coronapandemie weiter anhält und die Liefersituation rund um IT-Equipment vorerst noch schwierig bleibt, blickt der hiesige ICT-Channel optimistisch aufs angelaufene 2022. So rechnet das Gros der Schweizer Reseller und ICT-Dienstleister mit steigenden Umsätzen beziehungsweise mehr Aufträgen. Investieren will die Branche vor allem in Cloud- respektive As-a-Service-Angebote, die Kundenakquise und in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2022/01

     

Die vorangaloppierende Digi­talisierung, neue hybride Arbeitsformen, Lieferengpässe – nicht nur, aber vor allem im Technologieumfeld – und eine Wirtschaft, die allen coronabedingten Widrigkeiten zum Trotz wächst und dabei immer kurzfristigere IT-Projekte mit sich bringt – das vergangene war ein anhaltend bewegtes Jahr für die ICT-Branche, das in vielen Aspekten weiterhin von der Pandemie geprägt war. Und 2022? Vieles deutet darauf hin, dass sich die Wirtschaft weiterhin positiv entwickeln wird und die Nachfrage nach digitalen Lösungen hoch bleibt. Allgemein wird davon ausgegangen, dass sich die schwierige Verfügbarkeitssituation im Laufe der kommenden Monate etwas entspannt – dies jedenfalls der allgemeine Tenor von Herstellern und Distributoren (siehe Übersicht ab Seite 30). Und was bewegt die Reseller und Integratoren? Dieser Frage sind wir mittels Online-Umfrage von Mitte Dezember 2021 bis Mitte Januar 2022 nachgegangen, an der rund 50 Händler teilgenommen haben. Nachfolgend die Ergebnisse zusammengefasst.

Besser gefüllte Pipelines

Zuallererst wollten wir von den Resellern und IT-Dienstleistern wissen, wie sich das vergangene Jahr bei ihnen bezüglich Umsatz im Vergleich zu 2020 – dem ersten Jahr der Pandemie – entwickelt hat. Weit über die Hälfte der Umfrageteilnehmer kann dabei von gestiegenen Umsätzen berichten. Bei 29,8 Prozent ist der Umsatz um bis zu 10 Prozent gestiegen, bei 24,3 Prozent gar um mehr als zehn Prozent. 27 Prozent der Umfrageteilnehmer geben an, die Umsätze 2021 entsprächen in etwa denen von 2020, während alles in allem knapp 19 Prozent von rückläufigen Umsätzen berichten. Vor Jahresfrist, als wir dieselbe Frage im Hinblick auf den Vergleich 2019/2020 schon einmal stellten, meldeten noch 26 Prozent der Händler gesunkene Umsätze.


Besser gefüllt als noch vor einem Jahr scheinen auch die Auftrags-Pipelines der Händler zu sein. Mehr als ein Drittel der Reseller gibt nämlich an, ihre Auftragsbücher seien um bis zu 10 Prozent besser gefüllt, und gut jeder Fünfte erklärt sogar, über eine deutlich besser gefüllte Auftrags-Pipeline zu verfügen. Demgegenüber geben weniger als 14 Prozent an, die Aussichten bezüglich Aufträge sei für dieses Jahr weniger gut als noch im letzten Jahr.

Lieferengpässe als Herausforderung

Keine Überraschungen liefert die Frage zu Tage, welche Herausforderungen für die Reseller und Integratoren aktuell besonders gross sind. Von über 70 Prozent werden dabei die Lieferengpässe seitens der Hersteller genannt. Ebenfalls Bauchschmerzen bereitet den ICT-Dienstleistern hierzulande das Finden von qualifiziertem Personal auf dem Arbeitsmarkt – diese Herausforderung wurde von gut 54 Prozent der Umfrageteilnehmer aufgeführt. Jeweils auf gut 35 Prozent der Nennungen kommen die Herausforderungen «Unsichere Geschäftsentwicklung/Fehlende Planbarkeit» sowie «Personelle Ausfälle aufgrund der Pandemie (Krankheit, Quarantäne, Impftermine, etc.)». Zumindest bei Zweitgenanntem darf man etwas Hoffnung haben, dass sich das Problem in den kommenden Wochen und Monaten von allein erledigt. Die Schwierigkeiten beim Unterhalten beziehungsweise Aufbauen von Kundenbeziehungen liegen rund 32 Prozent auf dem Magen, der Margendruck wird von knapp 22 Prozent und auf Eis gelegte beziehungsweise verschobene oder stornierte Aufträge von gut 19 Prozent genannt.


Wissen wollten wir im Rahmen der Umfrage auch, wie gross der Umsatz­anteil bei den Resellern und Integratoren ist, den sie heute in der Cloud respektive mit As-a-Service-Modellen generieren – eine Frage, die wir vor zwei Jahren zum letzten Mal stellten. 43,2 Prozent geben heuer an, 6 bis 10 Prozent ihres Umsatzes mit Cloud und As a Service zu machen, bei 21,6 Prozent sind es 11 bis 20 Prozent des Umsatzes und bei 8,1 Prozent 21 bis 50 Prozent. Demgegenüber steht ein Viertel der Befragten, die weniger als 5 Prozent ihrer Umsätze via Cloud machen. Vor zwei Jahren betrug dieser Anteil noch deutlich mehr als einen Drittel.

Weitere Investitionen Richtung Cloud und As a Service

Der Channel bewegt sich also in Richtung Cloud und Service-Modelle, wenn auch langsam. Und diese Bewegung könnte heuer an Fahrt aufnehmen, zumindest lassen die Antworten auf die Frage nach den geplanten ­Investitionen für 2022 diesen Schluss zu. Hier geben nämlich fast 65 ­Prozent der Befragten an, in diesem Jahr auf Investitionen in Richtung Cloud und As-a-Service-Angebote fokussieren zu wollen. 62,2 Prozent wollen in ­Sales und Marketing mit dem Ziel Kundenakquise investieren, 54,1 Prozent in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden und 45,9 Prozent in das Thema Rekrutierung. Als wir dieselbe Frage vor einem Jahr gestellt haben, gaben gut 56 Prozent an, in Sales und Marketing investieren zu wollen, und jeder zweite erklärte, die Investitionen auf Cloud und As-a-Service-Angebote zu fokussieren. Spannend auch: Vor einem Jahr gaben gut 12 Prozent an, dass (Corona-bedingt) keine Investitionen geplant sind. Dieses Jahr betrug der Anteil der Antwortgeber, bei ­denen keine Investitionen geplant sind, lediglich knapp 3 Prozent.

Das vergangene Jahr war nicht nur geprägt von der Digitalisierung und Lieferschwierigkeiten, sondern auch von Cyberangriffen auf Unternehmen. Die Frage, ob ihre Firma in den letzten 12 Monaten Opfer eines solchen ­(versuchten) Angriffs war, beantworteten 10,8 Prozent mit Ja. Allerdings müssen wir selbst die Aussagekraft dieser Antwort relativieren, denn ­bekanntlich geben die wenigsten gerne zu, ins Visier von Hackern geraten zu sein.


Untenstehend respektive auf den folgenden Seiten zeigen wir, wie ­insgesamt 22 Hersteller und Distri­butoren auf das vergangene Geschäftsjahr 2021 ­zurückblicken und wie es um deren Auftrags-Pipeline steht. Aus­serdem haben wir nachgefragt, wie sie der Problematik rund um die pandemiebedingten Lieferengpässe begegnen, welche Produkte und Services im 2022 besonders nachgefragt werden, welche eher schleppend ­laufen und welche Unterstützung und Neuerungen sie für die Partner im ­angelaufenen Jahr in petto haben. (mw)


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