Der Kompetitive: Giuseppe Gallo, Manager of Channels Switzerland bei Veeam
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Der Kompetitive: Giuseppe Gallo, Manager of Channels Switzerland bei Veeam

Früher wollte Giuseppe Gallo, Manager of Channels Switzerland bei Veeam, der Welt ­beweisen, dass er etwas war. Dass er heute etwas ist, hat den Kampfgeist kaum getrübt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2021/09

     

«Ich hatte in der Jugend das Gefühl, ein typischer Secondo zu sein, und mein Umfeld hat mir dem Stereotyp entsprechend immer empfohlen, etwas Handwerkliches zu machen», erinnert sich Giuseppe Gallo, Manager of Channels bei Veeam in der Schweiz. Leider wurde er bei allen Schnupperlehren wieder heimgeschickt – «Null Affinität für Handwerkliches», so sein kurzes Fazit.


Aus Mangel an einer Lehrstelle hat er sich damals, im Jahr 1997, für das zehnte Schuljahr in Aarau angemeldet und kam auf dem ersten Schulweg an einem PC-Fachgeschäft vorbei. An der Türe hing ein Zettel: «Lehrling gesucht». Gallo trat ein und meldete kurzerhand sein Interesse an. «Der Filialleiter hat nur gelacht und sich gefreut, dass ich so spontan und selbstbewusst reinlaufe», erinnert sich der heutige Branchenveteran. Im Klassenzimmer ist er nicht mal mehr aufgetaucht, denn aus zwei Tagen schnuppern wurde eine Woche, aus einer Woche ein jähriges Praktikum und daraus schliesslich eine Lehre als Detailhandelsangestellter Multimedia. So rutschte Gallo – im Wesen weder Techie noch ausgewiesener Nerd – in den 90er-Jahren in die IT-Welt und verkaufte, installierte und reparierte PCs und Zubehör für Consumer und ansässige Kleinunternehmen. «Ich bin aber damals wie heute kein Nerd, auch wenn das die Leute bei meinem Beruf natürlich oft denken», so der 41-Jährige. «Der Einstieg in die IT hat mir aber sehr viel gegeben und ist der Ausgangspunkt für das, was ich heute bin.»

Eine Channel-Karriere

Nach der Ausbildung mauserte sich der heutige Manager of Channels Switzerland bei Veeam in seinem Lehrbetrieb zum Filialleiter von zwei Standorten. 2001 wechselte er als Product Manager in den Channel zum Disti Magirus und spurte damit seinen heutigen Karriereweg vor. Und nachdem er das Volumen des IBM-Geschäfts dort in wenigen Jahren verfünffacht hatte, wurde er zum Leiter der Business Unit ernannt. Weitere Karrierestationen waren Also und Dell, damit feiert Gallo gerade sein 20-jähriges Jubiläum im Channel. «Viele im Schweizer Channel kennen mich, seit ich 20 Jahre alt bin», so der gut vernetzte Sales-­Profi. Vor sechs Jahren wechselte er als Partner Manager zum heutigen Arbeitgeber Veeam, einem Anbieter von Backup-, Recovery- und Datenmanagementlösungen für moderne Datensicherung; nach einem Jahr wurde er zum Channel-Leiter befördert. Heute führt er dort ein Team von etwa zehn Personen und verantwortet die Allianzen, das Cloud-Geschäft, die Distribution und die rund 250 aktiven Reseller. Nach seinem Arbeitgeber gefragt, schwärmt er vor allem vom «Spirit» bei Veeam, der ihn damals wie heute begeistert, und ist dankbar für das Mitbestimmungsrecht, das ihm seit jeher eingeräumt wird.

Lektionen fürs Leben

Die richtigen Leute zu treffen, die ihm Mentoren waren und ihn vorangetrieben haben, bezeichnet er heute als das Wichtigste, was ihm beruflich passiert sei. Das trifft besonders auf seinen Chef bei Magirus zu, dem er seinen Channel-Einstieg verdankt. Derweil habe er dann bei Dell gelernt, was es heisst, sich durchzusetzen, grossen Druck auszuhalten und seinen «Kampfgeist zu entwickeln». Und bei Veeam habe er gelernt, dass die Welt nicht so schwarzweiss ist, wie er sie früher sah: «Für mich waren harte Fakten und Zahlen früher das Wichtigste. Heute stehen für mich die Menschen und ihre weichen Faktoren im Zentrum.»


Und wer ist Giuseppe Gallo heute? In seiner Vergangenheit hätte er seine Emotionen aus ­Leidenschaft zum geschäftlichen Erfolg nicht ­immer im Griff gehabt – Niederlagen verkraftete er nur schwer. «Aber Giuseppe aus dem Jahr 2021 hält viel Druck aus, behält eigentlich immer einen klaren Kopf, ist sehr loyal und konzentriert sich auf die Menschen um ihn herum», so seine Selbstanalyse. Und während er früher seine ­Karriere mit Meilensteinen plante, ist er auch diesbezüglich ruhiger geworden. «Ich bin sicher, dass sich beruflich noch etwas tun wird. Aber was es ist, weiss ich nicht, dem kann ich heute auch gelassen entgegenblicken.»

Eineinhalbzimmerwohnung

Die Familiengeschichte von Giuseppe Gallo ist die einer mittellosen italienischen Secondofamilie. Aufgewachsen ist er in Wohlen im Aargau, gemeinsam mit seinen Eltern und drei Geschwistern in einer Eineinhalbzimmerwohnung. «Warum ich vor der Lehre nie Kontakt zur IT hatte? Ganz ehrlich und ohne auf die Tränendrüse drücken zu wollen: Wir waren schlicht zu arm, solche Geräte gab es bei uns nicht».


Wenn er von seiner Jugend und seinem kompetitiven Trieb – seinem «inneren Feuer» – erzählt, der ihn auch die Karriereleiter hochgetrieben hat, kommt man kaum umhin, dieses klischeehafte Bild des aufsteigenden Tellerwäschers vor dem inneren Auge zu sehen. Heute amüsiert er sich darüber: «Mitte meiner Zwanziger hatte ich einen starken Geltungsdrang – grosse Autos fahren, schöne Anzüge tragen, wie ein König herumstolzieren. Und das im Dorf!» Dieser Drang sei letztlich aber wichtig gewesen, um zu seiner heutigen Gelassenheit zu finden.

Mit Klischees spielen

Giuseppe Gallo ist nach eigenen Angaben ein erfüllter, glückseliger Mensch. Er lebt mit seiner Ehefrau und den vier gemeinsamen Hunden, die er als seine Familie bezeichnet, noch immer in seinem Aargauer Heimatdorf. Dabei schätzt er sehr, dass man ihn in der Dorfbäckerei mit seinem Vornamen anspricht und er sein Auto zu einem alten Schulfreund in die ansässige Werkstatt bringen kann. Die Liebe zu grossen Motoren hat er übrigens nie verloren – heute lebt er sie aber am liebsten auf seiner Harley aus.

Die grosse Konstante in seiner Freizeit ist für ihn aber der Sport, den er seit dem siebten Lebensjahr leidenschaftlich in allen nur erdenklichen Disziplinen betrieben hat. Mittlerweile trifft man ihn mehrmals wöchentlich im Fitnesscenter an, was auch sein Äusseres unübersehbar prägt. «Der Sport gibt mir damals wie heute sehr viel Struktur in meinem Leben. Er lehrt einen auch, mit Niederlagen umzugehen: Man steht wieder auf, richtet die Krone, wischt den Dreck ab und macht weiter. Das gab mir meinen kompetitiven Antrieb», wie er schwärmt.


Seine Lebensgeschichte habe ihn immer wieder zum Aussenseiter, zum «Underdog» gemacht. Und auch wenn er Vorurteile hasst, so räumt er doch ein, dass er auch gerne mal selbst die ­Klischee-Karte spielt. Und als friedliebender volltätowierter Bodybuilder funktioniert das unter den IT-Techies offenbar noch immer ähnlich gut, wie als kämpferischer Underdog im Bildungs- und Karrieredschungel. (win)
Giuseppe Gallo
Giuseppe Gallo
ist als Secondo italienischer Eltern im aargauischen Wohlen mit drei ­Geschwistern aufgewachsen. Nach der Lehre zum Detailhandelsfachmann Multimedia in einem PC-­Geschäft durchlief er mehrere ­Sales-Positionen im Schweizer Channel, seit Ende 2014 ist er Manager of Channels ­Switzerland beim ­Backup- und Datensicherheitsspezialisten Veeam. Bis heute ist er seiner Heimat­gemeinde treu geblieben und lebt dort mit seiner Ehefrau und vier Hunden.


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