Der Gaming-Markt ist anspruchsvoll
Quelle: Digitec Galaxus

Der Gaming-Markt ist anspruchsvoll

Schweizer Gamer kaufen gerne hochwertige Produkte und greifen dafür entsprechend tief in die Tasche. Die Nähe zu den Games und den Gamern ist aber unabdingbar, um in diesem Markt bestehen zu können.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2019/05

     

Die Hersteller von Gaming-Hardware schauen zuversichtlich auf den Schweizer Markt, der weiterhin konstant wächst. Und auch Distributoren und Reseller erfreuen sich am wachsenden Interesse der Gamer an entsprechenden Produkten, wie etwa Daniel Rei, Leiter Corporate Communications beim Distributor Alltron, erklärt: "Die grössten Umsätze erzielen wir aktuell mit Zubehör für PC-Gaming. Hauptumsatzträger sind hierbei neben Monitoren auch Gaming-Stühle. Ausser­dem sind aus der Konsolensparte vor allem Nintendo-Produkte sehr gefragt – sowohl Konsolen als auch Zubehör vom Hersteller und 3rd-Party-­Produkte." Beim Distributor CPS ist die Situation ähnlich, wie Geschäftsführer Nino Pietrafesa sagt: "Die meistgefragten Produkte sind Tastaturen, Mäuse und Kopfhörer. Seit circa einem Jahr sehen wir aber eine starke Zunahme der Verkäufe von Gaming-Stühlen, Gaming-Tischen und neu auch der Streaming-Mikrofone." Und auch beim Online-Händler Digitec Galaxus erlebt man den Trend hin zu mehr Gaming-Mobiliar: "Sehr gefragt sind bei uns seit jeher Spielkonsolen und Controller, also typische Gaming-Produkte. Seit ein paar Jahren verkaufen wir zudem immer mehr VR-Brillen sowie Gaming-Stühle. Der neueste Trend in meinem Sektor sind Gaming-Tische", so Jan Heidenreich, Category Marketing Specialist.

Gamer haben oft klare Vorstellungen

Viele Gamer kennen sich mit technischen Spezifikationen aus und sind bereit, hochwertige Produkte zu kaufen, wie Daniel Rei von Alltron bestätigt: "Die Zielgruppe ist zwischen 14 und 30 Jahre alt, vor allem männlich – wobei sich in den letzten Jahren auch immer mehr Frauen mit Gaming beschäftigen. Durch die relativ hohe Kaufkraft in der Schweiz werden vor allem High-end-Produkte gut abgesetzt. Der Preis ist dennoch ein wichtiger Punkt. Durch die hohe Preistransparenz wird meist beim günstigsten Anbieter bezogen." Laut Nino Pietrafesa von CPS ist der Preis für eingefleischte Gamer indes nicht so wichtig: "Die Käufer für Gaming-Produkte sind mittlerweile sehr vielfältig. Der Release von Spielen wie Fortnite sowie PUBG hat das Kaufverhalten stark beeinflusst, weil die junge Gamer Community stark von den Top-Spielern der Szene beeinflusst wird. Was unbestritten ist, ist das Kaufverhalten der Core Gamer, welche sehr stark auf die Funktionalität sowie die Qualität des einzelnen Produktes achten. Die Marke und der Preis spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Sie wollen das beste Produkt für sich selbst haben, um die beste Leistung abrufen zu können. Es ist wichtig ein "good, better, best"-Sortiment zu führen, um den Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden. Es ist empfehlenswert, die Top-Marken mit ihren Top-Produkten zu führen." Dem pflichtet auch Jan Heidenreich von Digitec Galaxus bei: "Unsere Kunden achten sehr auf die Qualität der Produkte und kaufen am liebsten die neuesten Modelle. Diese Schweizer Eigenschaft trifft freilich nicht nur auf den Gaming-Sektor zu."

Die Möglichkeit, mit Gaming-Produkten hohe Margen zu erzielen, ist jedoch von der Produktgruppe abhängig. "Die Margen für Konsolen sind gering. Bei diversen Zubehörprodukten wie Stühlen oder auch Mäusen und Tastaturen lassen sich höhere Margen erzielen. Verglichen mit dem allgemeinen IT-Umfeld sind die Durchschnittsmargen marginal höher", so Daniel Rei von Alltron. Und Jan Heidenreich von Digitec Galaxus fügt an: "Bei den Games sinken die Margen ebenfalls, da digitale Kanäle die Oberhand gewinnen. Mit Gaming-Stühlen und VR-Brillen erzielen wir dagegen nach wie vor gute Margen." Für Nino Pietrafesa von CPS ist deshalb das Portfolio von Bedeutung: "Bei den Top-Marken sind die Margen aufgrund des Preisdrucks eher tief. Das Rezept für ein erfolgreiches und gewinnbringendes Geschäft liegt bei der Sortimentsgestaltung und der Mitarbeiterschulung."

Reseller müssen Gamer verstehen

Resellern, die sich einen Teil des Gaming-Kuchens sichern möchten, rät Daniel Rei von All­tron: "Eigeninteresse ist ein wichtiger Punkt. Die Entwicklung ist rasant, und wer nicht am Ball bleibt, verliert schnell den Anschluss. Man sollte die Release-Termine der neuesten Games kennen, Ankündigungen im Auge behalten und schnell auf Trends reagieren." Nino Pietrafesa von CPS ist der Ansicht, dass die Gestaltung der Ladenfläche sowie das Know-how der Mitarbeiter entscheidend sind: "Es braucht genügend Platz, um die Produkte zeigen zu können. Gamer testen gerne die Produkte, bevor sie diese kaufen. Das Verkaufspersonal sollte über die Games sowie Zubehörartikel im Bilde sein. Es geht dabei nicht um die persönlichen Präferenzen, sondern um eine optimale Beratung." Und Jan Heidenreich von Digitec Galaxus erklärt: "Wer im Markt erfolgreich sein will, muss ein gut ausgebautes Sortiment haben. Je tiefer das Sortiment, desto besser. Die wichtigsten Produkte sollten ausserdem ab Lager verfügbar sein."
Im Hinblick auf die weitere Entwicklung des Schweizer Gaming-Marktes ist Daniel Rei von All­tron vorsichtig: "Cloud-Gaming-Abonnementsdienste wie etwa Google Stadia werden den Hardware-­Absatz beeinflussen. Heute sind die Latenzzeiten in Vergleich mit Gaming auf lokalen Rechnern noch hoch, aber sobald sich das ändert, werden die Umsätze bei Konsolen und PCs wahrscheinlich einbrechen. Rund um den E-Sport-Trend gibt es dafür immer mehr Zubehör wie Tische, Sitzsäcke, Rucksäcke, Energy Drinks et cetera – speziell für Gamer." Und auch Jan Heidenreich von Digitec Galaxus teilt Reis Bedenken: "Digitale Inhalte werden immer wichtiger und Reseller müssen dafür entweder Ersatz finden oder den Kunden eine attraktive Lösung für den Kauf von digitalen Inhalten bieten. Ausser­dem wird Gaming-Infrastruktur wahrscheinlich noch relevanter." Positiver beurteilt hingegen Nino Pietrafesa von CPS die Situation: "Wir sind überzeugt, dass dieser Markt in den nächsten Jahren nochmals stark wachsen wird. Dies Aufgrund der Situation, dass einerseits die Technologie es erlaubt, jederzeit und überall zu spielen, und andererseits die Industrie beträcht­liche Investitionen in diesem Bereich tätigt." (luc)


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