Stimmung in Schweizer ICT-Branche hellt sich auf

Der Schweizer ICT- und CE-Markt blickt zuversichtlicher als auch schon in die Zukunft. Dabei offenbaren sich aber je nach Branche grosse Unterschiede. Während die Sektoren IT-Services und Software über dem Durchschnitt liegen, bleibt die Stimmung im CE- sowie im Imaging-Segment weiterhin negativ.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2013/04

     

Mit dem ICT Index liefert der Wirtschaftsverband Swico durch die Befragung diverser ICT- und CE-Unternehmen hierzulande vierteljährlich eine Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung. So wurde etwa die Stimmung vor einem Jahr, im zweiten Quartal 2012, in der Schweizer ICT- und CE-Branche knapp positiv beurteilt, mit einem Wert von 101,8 Indexpunkten. Ein Jahr später zeigen sich die Unternehmen in der Schweiz nun optimistischer, erreicht der Index für das zweite Quartal 2013 doch 106,7 Punkte und übertrifft damit den Wert der entsprechenden Vorjahresperiode deutlich. Aber auch im Vergleich zu den zwei vorhergehenden Quartalen, die beide rückläufig und nur noch knapp im grünen Bereich waren, scheint die Branche aktuell wieder positiver gestimmt zu sein.
Doch wie ist die Stimmung in der Schweizer ICT- und CE-Branche, wenn man die Ergebnisse der Umfrage nach Tätigkeitsfeld unterscheidet? «Swiss IT Reseller» hat den Swico ICT Index im Detail analysiert und bei IT- und CE-Firmen hierzulande nachgefragt.

IT-Technologie


Der Index im Segment IT-Technologie beträgt für das zweite Quartal 2013 105,5 Punkte und liegt damit zwar leicht über dem Wert der entsprechenden Vorjahresperiode, aber deutlich unter den 112 Punkten des ersten Quartals 2013. Nebst dem Bereich Consumer Electronics ist das Feld IT-Technologie im aktuellen Index das einzige, das Punkte abgeben musste. Im Gegensatz zum CE-Segment ist die Stimmung im IT-Technologie-Bereich aber noch immer klar positiv.
Im Vergleich zum zweiten Quartal 2012 beurteilen die Unternehmen im IT-Technologie-Sektor ihre Sales Pipeline für das zweite Quartal 2013 um 4 Prozent besser. Gemessen am ersten Quartal des laufenden Jahres ist die Entwicklung der Sales Pipeline allerdings beinahe deckungsgleich. In der Sales Pipeline befinden sich Projekte, die mit hoher Wahrscheinlichkeit akquiriert werden können, bei welchen aber der Vertrag noch nicht unterschrieben ist.
Auch beim Auftragseingang und beim Wert des Auftragsbestandes sind die Firmen zuversichtlicher, haben sie doch durchschnittlich 3,8 respektive 2,7 Prozent höhere Erwartungen gegenüber dem zweiten Quartal 2012. Dies bestätigt auch Jörg Sachers, Head of Strategy and Operations bei HP Schweiz: «Die Finanzkrise der letzten Jahre hat zu Zurückhaltung bei IT-Investitionen geführt. Das Vertrauen in die Finanzmärkte ist nun wieder weitgehend zurückgekehrt – was die neuen Höchststände an den internationalen Börsen belegen. Wir erwarten daher auch vorsichtig positive Tendenzen im 2013.»

Umsatz und Kosten nehmen zu
Ebenso erwarten die Unternehmen eine positive Entwicklung des Umsatzes, gehen die IT-Technology-Spezialisten doch im Schnitt von einer Zunahme um 3,8 Prozent aus. Aber auch die Betriebskosten werden zunehmen. So rechnen die Unternehmen im Jahresvergleich durchschnittlich mit 1,5 Prozent höheren Kosten. Etwa auf dem Niveau des Vorjahresquartals bleiben derweil die Investitionen, wollen die Unternehmen doch 0,4 Prozent weniger ausgeben.
Wenig rosig sieht die Entwicklung der Preise im Technologie-Sektor aus, wo ein Minus von 3,7 Prozent erwartet wird. Damit geht die Abwärtsspirale weiter, resultiert doch nach dem ersten Quartal dieses Jahres auch im zweiten Quartal ein Preisrückgang. Diese Preiserosion führt zusammen mit den höheren Betriebskosten gemäss Swico ICT Index zu einer negativen Entwicklung der Bruttomarge. Die IT-Technology-Unternehmen rechnen für das zweite Quartal 2013 im Jahresvergleich im Durchschnitt mit einem Margen-Rückgang um 2,2 Prozent.

Nicht ganz geteilt wird diese Einschätzung allerdings von Jörg Sachers von HP, der sich zuversichtlich zeigt: «Neue Mitbewerber auf dem Markt erhöhen den Druck auf die Margen, insbesondere im Commodity-Bereich. Unser technologischer Vorsprung, beispielsweise im Bereich Converged Infrastructure, erlaubt es uns, unsere Margen zu verteidigen.»
Bezüglich der Entwicklung der Konjunktur scheint Sachers mit den Prognosen der am Swico ICT Index beteiligten Firmen allerdings übereinzustimmen. Sie gehen davon aus, dass die Konjunktur im zweiten Quartal 2013 gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,3 Prozent zulegen wird. Sachers erwartet eine echte Erholung des Marktes erst ab Ende 2013 oder Anfang 2014. Im Vergleich zum Vorquartal und zum zweiten Quartal 2012 entspricht die aktuelle Einschätzung im Swico ICT Index allerdings einer Steigerung, erwartete man damals doch eine negative konjunkturelle Entwicklung.

Preisdruck statt Fachkräftemangel
Als momentan grösste Herausforderung wird im IT-Technology-Sektor der zunehmende Preisdruck identifiziert. Dieser hat demnach den lange dominierenden Fachkräftemangel als dringlichstes Problem abgelöst. Die Vakanzen an Fachkräften werden laut Index im zweiten Quartal 2013 um 1,3 Prozent abnehmen.
Als zweitgrösste Aufgabe nebst dem Preisdruck gelten anstehende Prozessoptimierungen. Jörg Sachers von HP allerdings sieht im Bereich Cloud die grösste Herausforderung, ergänzt aber noch um die Segmente Security und Big Data Management respektive Business Intelligence. Und er betont, dass diese Bereiche «die grössten Herausforderungen, aber auch die grössten Chancen» bieten.
Auch laut Susan Orozco, Mediensprecherin von IBM Schweiz, verändern Trends wie Cloud, Mobile, Social Business und Big Data die IT grundlegend: «Dieser Wandel ist eine Chance für Unternehmen, sich neue Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Um dies umzusetzen, müssen sie jedoch Hürden wie Kosten, Komplexität und Risiken überwinden.»

Software


Nach drei rückläufigen Perioden prognostizieren die Software-Unternehmen für das zweite Quartal des laufenden Jahres einen Anstieg. So beläuft sich der ICT Index auf 114 Punkte. Damit erwartet das Software-Segment den höchsten Wert über alle Felder gesehen und liegt über dem Gesamtindex der ICT-Branche, der 106,7 Punkte beträgt.
Die Unternehmen in der Schweizer Software-Branche rechnen mit einer Steigerung der Sales Pipeline um satte 5,5 Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal 2012. Und auch verglichen zum Vorquartal fällt die Steigerung höher aus. Ebenso sollen sich Auftragseingang (+5,7%) und der Wert des Auftragsbestandes (+3,4%) im zweiten Quartal positiv entwickeln, wobei sich insbesondere der Erwartungswert bezüglich Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahreswert mehr als vervierfacht. Der positiven Einschätzung stimmt auch Thomas Köberl, Geschäftsleitungsmitglied von Abacus, zu: «Wir erwarten für das kommende Quartal weiterhin eine gute Auftragslage, sowohl im Vergleich zum ersten Quartal als auch im Vergleich zur Vorjahresperiode.» Abacus habe in den letzten Monaten und Jahren massiv in neue Technologien investiert. Diese Investitionen werden nun laut Köberl dazu beitragen, dass neue Kundensegmente angesprochen und erschlossen werden können. Auch bei Sage Schweiz verzeichnet man eine positive Entwicklung. «Allein mit Sage Start konnten wir in den letzten drei Monaten über 300 Neukunden gewinnen. Unsere Geschäftsbeziehungen werden langfristiger, da sich der Wunsch unserer Kundinnen und Kunden nach einer verlässlichen und sicheren Partnerschaft intensiviert. Für uns bedeutet das, dass unsere Kunden vermehrt in unsere Dienstleistungen wie Wartungsverträge investieren, die ihnen eine dauerhafte Absicherung ihrer Investition gewährleisten», führt Sage-Schweiz-CEO Jean-Jacques Suter aus.

Steigende Bruttomarge
Der Umsatz soll sich laut Swico ICT Index im Jahresvergleich deutlich um 4,1 Prozent erhöhen. Zum Vergleich: Im zweiten Quartal 2012 wurde noch ein Rückgang von 1,6 Prozent prognostiziert. Auch bei Abacus erwartet man heuer eine Umsatzsteigerung, wie Köberl zu Protokoll gibt. Zu verdanken sei diese Entwicklung der weiterhin guten, allgemeinen Konjunkturlage sowie den neuen Entwicklungen des Unternehmens.
Und während die Technologie-Unternehmen mit einer rückläufigen Bruttomarge planen, können die Software-Firmen hierzulande das Umsatzwachstum auch auf eine Steigerung der Marge ummünzen. Prognostiziert wird ein Plus von 2,1 Prozent im Vergleich zur entsprechenden Vorjahresperiode. Diese Steigerung ist angesichts der negativen Entwicklung der Preise im Software-Markt umso erfreulicher. Die Unternehmen in der Schweizer Software-Branche rechnen mit 0,7 Prozent tieferen Preisen, während die Betriebskosten im Durchschnitt 1,1 Prozent zunehmen werden. Bei Abacus rechnet man hingegen damit, dass die Bruttomargen «ähnlich hoch bleiben» wie im ersten Quartal 2013 oder im zweiten Quartal 2012.

Die konjunkturelle Entwicklung schätzen die Software-Spezialisten mit einem erwarteten Plus von 0,2 Prozent etwa gleich ein wie die Technologie-Firmen, die eine Steigerung um 0,3 Prozent erwarten. Suter von Sage Schweiz prognostiziert derweil: «Bei den Anbietern von betriebswirtschaftlicher Software ist eine Konsolidierung im Gange. Ich erwarte deshalb, dass viele kleine Anbieter vom Markt verschwinden und grössere Anbieter wie Sage mit einem breit abgestützten Angebot an Software und Services gestärkt aus dem zweiten Quartal hervorgehen werden.»
Während die Software- und IT-Technologie-Firmen bezüglich der Konjunkturentwicklung praktisch einer Meinung sind, scheiden sich die Geister betreffend Investitionen. Die Software-Unternehmen planen demnach, mehr Geld auszugeben. In Zahlen ausgedrückt heisst das: Technologie-Firmen wollen 0,4 Prozent weniger investieren als noch im zweiten Quartal 2012, während die die Software-Entwickler planen, ihre Investitionen um 2,3 Prozent zu erhöhen – dies nach rückläufigen Investitionen im Vorquartal und im zweiten Quartal 2012.

Fachkräftemangel hemmt Potential
Auch wenn die Software-Sparte insgesamt weit über dem Branchendurchschnitt liegt, so kann sie laut Einschätzung der am Swico ICT Index beteiligten Unternehmen ihr volles Potential nicht ausschöpfen. Daran schuld ist der Fachkräftemangel, der als grösste Herausforderung bezeichnet wird. Die Vakanzen an Fachkräften in der Schweizer Software-Branche werden im zweiten Quartal um 1,7 Prozent zunehmen.
Laut Einschätzung von Suter von Sage Schweiz steht der gesamte ICT-Werkplatz Schweiz aktuell bei der Suche nach geeigneten Nachwuchskräften vor grossen Herausforderungen. «Hier braucht es nachhaltige und innovative Ansätze. Wir bei Sage schaffen ICT-Lehrstellen und engagieren uns für berufliche Perspektiven von Jugendlichen, die auf ihrem beruflichen Weg bisher erfolglos waren», so Suter.
Derweil ist laut Köberl von Abacus «der fortgesetzte Trend hin zu Anwendungen aus der Cloud» eine der momentanen, generellen Herausforderungen. «Allein im letzten Jahr verdoppelte sich bei Abacus der Absatz von Software aus der Cloud gegenüber dem Jahr 2011», so Köberl.
Eine weitere im Index genannte Herausforderung ist die Entwicklung neuer Produkte sowie neuer Dienstleistungen.

IT-Services


Nach einem starken Rückgang des Index von 116,7 auf 108,1 Punkte im ersten Quartal 2013 kann die IT-Services-Branche für das zweite Quartal 2013 wieder ein Wachstum auf 113,8 Punkte verzeichnen. Damit wird das IT-Services-Segment im Gesamtindex von der Software-Branche, die 114 Punkte erwartet, äusserst knapp auf den zweiten Platz verwiesen, ist aber trotzdem sehr positiv gestimmt.
An der Spitze im Bezug auf den gesamten Swico ICT Index liegen die IT-Services-Anbieter derweil bezüglich der Sales Pipeline, erwarten sie doch ein Plus von 6,4 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal – und dies ausgehend von einem bereits relativ hohen Niveau. Ebenfalls zunehmen sollen sowohl Auftragseingang (+4,5%) als auch der Wert des Auftragsbestandes (+4,4%). Mit dieser Einschätzung einig geht Oliver Schalch, CEO von Bison IT Services (BITS), der für das zweite Quartal 2013 eine höhere Auftragslage meldet als für das Vorquartal sowie für das zweite Quartal 2012 – vor allem im Dienstleistungsbereich. Und auch Roger Semprini, Head of Sales & Marketing bei Swisscom IT Services, sieht für das zweite Quartal grosse Möglichkeiten. Und: «Wir konnten im ersten Quartal 2013 einen Rekordauftragseingang verzeichnen.» Dieser Auftragseingang werde sich, wie im Service-Geschäft üblich, nachgelagert auf den Umsatz auswirken. Dementsprechend erwartet Swisscom IT Services für das zweite Quartal 2013 ein Umsatzwachstum. Damit entspricht die Einschätzung von Semprini der allgemeinen Prognose der IT-Services-Anbieter. Denn auch bezüglich Umsatzerwartungen scheint die IT-Services-Branche hierzulande die positivsten Erwartungen zu haben, rechnet sie doch für das zweite Quartal im Schnitt mit einer Umsatzsteigerung um 5,1 Prozent – und dies trotz sinkender Preise. Diese werden im zweiten Quartal 2013 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal um 1,3 Prozent abnehmen. Das Umsatzwachstum vermag allerdings im zweiten Quartal 2013 den Preisrückgang aufzufangen, weshalb eine Steigerung der Bruttomarge um 1,2 Prozent prognostiziert wird. Schalch von Bison IT Services ist allerdings etwas vorsichtiger: «Wir rechnen in etwa mit den gleichen Bruttomargen wie im vorhergehenden Quartal beziehungsweise im Vorjahr. Dies erreichen wir aber nur durch eine laufende Optimierung unseres Angebotsportfolios und den bewussten Verzicht auf rein preisgetriebene Projekte.» Und auch Semprini von Swisscom IT Services ist sich bewusst: «Die Marge bleibt eine Herausforderung. Durch das grössere Volumen profitieren unsere Kunden von Kostenvorteilen und wir können unsere bestehenden Kapazitäten effizienter nutzen, was sich positiv auf die Marge auswirkt.»

Optimistische Einschätzung der Konjunkturlage
Während die Betriebskosten im IT-Service-Bereich im Jahresvergleich um 0,5 Prozent geringer ausfallen, wird die Konjunktur um 0,4 Prozent ansteigen. Im ersten Quartal 2013 und im zweiten Quartal 2012 wurde noch eine leicht negative Entwicklung der Konjunktur erwartet. Mit der aktuellen Prognose sind die IT-Services-Unternehmen über alle Branchen des Swico ICT Index gesehen am optimistischsten. Entsprechend wollen sie auch ihre Investitionen intensivieren und planen, im zweiten Quartal des laufenden Jahres 2,5 Prozent mehr auszugeben als in der entsprechenden Vorjahresperiode. Als stabil bezeichnet derweil Semprini von Swisscom IT Services die konjunkturelle Entwicklung. Sie sei aber immer abhängig vom gesamtwirtschaftlichen Umfeld und werde durch den Eurokurs und die europäische Schuldenkrise beeinflusst. Bei Bison IT Services rechnet man derweil mit einem leichten Konjunkturwachstum im Dienstleistungsbereich, so Schalch.
Bezüglich Herausforderungen unterscheidet sich das IT-Services-Segment kaum von der Schweizer Software-Branche. Auch hier wird die Rekrutierung von Fachkräften als grösste Herausforderung bezeichnet, gefolgt von der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen. So werden die Vakanzen an Fachkräften im zweiten Quartal 2013 um 2,3 Prozent zunehmen. Schalch von Bison IT Services meldet aber noch ein weiteres Phänomen: «Wir beobachten zurzeit recht grosse, kurzfristige Nachfrageschwankungen, besonders im Hardware-, aber auch im Dienstleistungsbereich. Entsprechend wird eine grosse Flexibilität bei der Leistungserbringung und dem Ressourceneinsatz verlangt.» Semprini von Swisscom IT Services gibt derweil zu Protokoll: «Im Vordergrund steht die Herausforderung, wie wir unsere Kunden dank ICT-Lösungen erfolgreicher machen können.» Zudem sehe man im Bedürfnis, Daten überall und jederzeit geräteunabhängig abzurufen, eine weitere Herausforderung.

Consulting

Nachdem die Lage im Schweizer IT-Consulting-Markt im ersten Quartal 2013 mit einem Indexwert von 98,7 Punkten noch negativ beurteilt wurde, hat sich die Stimmung nun stark verbessert und liegt wieder im positiven Bereich. Für das zweite Quartal 2013 wurde nämlich ein Indexwert von 104,1 Punkten ermittelt. Allerdings liegt die Consulting-Branche mit diesem Wert noch immer unter dem Gesamtindex von 106,7 Punkten.
Während im ersten Quartal 2013 sowohl Sales Pipeline als auch Auftragseingang und Wert des Auftragsbestandes im negativen Bereich lagen, sind die Prognosen für das zweite Quartal 2013 positiver. So soll die Sales Pipeline im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal um 3,4 Prozent zunehmen. Aber auch Auftragseingang und der Wert des Bestandes sollen sich nach negativen Vorquartalen wieder positiv entwickeln und im Vergleich zum zweiten Quartal 2012 um 3,5 respektive 3,1 Prozent ansteigen. Thomas Wüst, CEO von Ti&m, meldet etwa eine «Vollauslastung mit exzellentem Wachstumspotential».

Zurückhaltung bei der Umsatzprognose
Beim Umsatz hingegen zeigen sich die Consulting-Firmen vorsichtig und prognostizieren im Jahresvergleich lediglich eine Steigerung um 0,8 Prozent. Wüst von Ti&m teilt diese Einschätzung nicht, rechnet er doch für das zweite Quartal 2013 mit einer Umsatzsteigerung von 20 Prozent. Und auch die Bruttomarge werde aufgrund der steigenden Nachfrage ansteigen, so Wüst. Damit widerspricht er der durchschnittlichen Prognose im Schweizer Consulting-Markt. Denn dieser zufolge wird sich die Bruttomarge weiterhin negativ entwickeln und verglichen mit dem zweiten Quartal 2012 um 0,6 Prozent abnehmen. Bereits im Vorquartal als auch im zweiten Quartal 2012 wurde ein Rückgang der Bruttomarge verzeichnet. Und auch der Preis wird sinken, und zwar durchschnittlich um 0,8 Prozent. Immerhin nähert sich dieser Wert, ebenso wie derjenige der Bruttomarge, wieder dem Nullpunkt an. Die Betriebskosten werden derweil leicht, um 0,3 Prozent, zunehmen.
Auf Vorjahresniveau bewegt sich derweil die Konjunkturlage im zweiten Quartal 2013 – so die Einschätzung der Beratungsunternehmen. So gibt etwa Joe Thomas, Managing Director von Capgemini Schweiz, zu Protokoll, dass sich die wirtschaftliche Lage stabilisiert habe: «Dadurch erwarten wir für die ersten beiden Quartale des Jahres einen leicht positiven Trend im Gegensatz zum vergleichbaren Zeitraum 2012.» Positiv bewertet die Situation auch Thomas Wüst von Ti&m, der aufgrund der Innovationsnachfrage von einem massiven Wachstum ausgeht. Leicht ansteigen – um 0,4 Prozent – sollen hingegen laut Prognose der IT-Consulting-Unternehmen die Investitionen im zweiten Quartal 2013 (+0,4%).

Mehr Vakanzen
Wenig erstaunlich ist auch im Consulting-Sektor der Fachkräftemangel die dominierende Herausforderung – um 2 Prozent werden die Vakanzen zunehmen. Auch bei Ti&m beklagt man den Fachkräftemangel. Laut Ti&m-Chef Wüst gibt es auf dem Arbeitsmarkt Schweiz einen Mangel an qualifizierten Software-Ingenieuren, die man brauchen würde, um das Wachstum des Unternehmens bewältigen zu können.
Für international ausgerichtete Beratungsunternehmen spielen laut dem Swico ICT Index zudem die Wechselkursproblematik sowie der daraus resultierende internationale Konkurrenzdruck eine entscheidende Rolle. Des weiteren dauert der Zeitraum vom ersten Kundenkontakt bis zur Vertragsunterzeichnung immer länger und wird unvorhersehbarer, urteilt ausserdem Thomas von Capgemini Schweiz. Und: «Weiterhin beobachten wir, dass grosse Projekte zunehmend in kleinere und kürzere Projekte unterteilt werden.»

Consumer Electronics


Wie bereits im ersten Quartal des laufenden Jahres muss die Schweizer Consumer-Electronics (CE)-Branche auch im zweiten Quartal 2013 einen Rückgang verkraften. Der Indexwert beläuft sich auf 94,1 Punkte und liegt damit klar im negativen Bereich und weit unter dem Gesamtindex von 106,7 Punkten. Im Vorquartal wurde noch ein Indexwert von 98,8 Punkten verzeichnet.
Weniger rosig als die Sektoren IT-Technology, Software, IT-Services und auch Consulting sehen demzufolge die Unternehmen der Sparte Consumer Electronics (CE) das zweite Quartal 2013. So erwarten die CE-Firmen hierzulande eine Steigerung der Sales Pipeline um lediglich 0,3 Prozent, was weit weniger ist als die Prognosen der restlichen Sektoren – abgesehen vom Bereich Imaging, Printing und Finishing (IPF), wo gar ein Minus von 0,6 Prozent resultiert. Negativ entwickeln werden sich im CE-Segment im zweiten Quartal 2013 derweil Auftragseingang und -bestand, wo die Unternehmen von jeweils 0,3 Prozent weniger ausgehen.
Trotz der negativen Entwicklung bei den Aufträgen wird sich der Umsatz im zweiten Quartal 2013 mit einem Plus von 0,6 Prozent leicht erhöhen, so die Einschätzung der CE-Spezialisten. Allerdings ist dieses Wachstum geringer als im ersten Quartal 2013.
Die Bruttomarge hingegen wird um 2,2 Prozent sinken und auch der Preiszerfall geht weiter. Die CE-Unternehmen rechnen damit, dass die Preise um 3,4 Prozent tiefer ausfallen werden. Die Betriebskosten sollen sich derweil auf dem Niveau des zweiten Quartals des Vorjahres bewegen.
Bei Sony scheint man die Schwierigkeiten im Schweizer CE-Markt indes nicht zu spüren. Denn Sean Ryan, Senior Marketing Manager Vaio Schweiz und Österreich bei Sony, lässt verlauten: «Wir sind bestens in neue Jahr gestartet. Die Zahlen stimmen uns zuversichtlich. Was die Entwicklung des zweiten Quartals betrifft, so versprechen wir uns vom nächsten Line-up einiges.»

Rückläufige Konjunktur
Die Konjunktur im CE-Segment hierzulande wird sich laut Swico ICT Index um 0,3 Prozent abschwächen. Damit geht der CE-Sektor mit dem Bereich Imaging, Printing und Finishing (IFP) einig, der ebenfalls einen Konjunkturrückgang um 0,3 Prozent prognostiziert, und zeigt sich aber im Vergleich zum Vorquartal etwas weniger negativ. Entsprechend dem Konjunkturrückgang planen die CE-Unternehmen denn auch, im zweiten Quartal 2013 2,1 Prozent weniger zu investieren als in der entsprechenden Vorjahresperiode.
Das grösste Problem im CE-Segment hierzulande ist nach wie vor der starke Preiszerfall der Produkte. Und Urs Fischer, Country Manager von Panasonic Schweiz, ergänzt: «Eine grosse Herausforderung wird das Halten der Marktposition im hart umkämpften, rückläufigen Markt sein. Insbesondere da der Consumer momentan nicht in erster Linie in Consumer-Electronic-Produkte investiert. Zudem findet dieses Jahr kein Grossanlass wie Olympia oder Fussball WM/EM statt, der jeweils eine positive Auswirkung auf die Anschaffung neuer Geräte hat.» Laut Ryan von Sony, ist die grösste Herausforderung aktuell derweil, Trends frühzeitig zu erkennen und darauf mit passenden Produkten zu reagieren.

Imaging, Printing und Finishing


Seit dem dritten Quartal 2011 erreichte der Sektor Imaging, Printing und Finishing (IPF) nie mehr einen positiven Indexwert. Dieser Trend setzt sich auch im zweiten Quartal 2013 fort, verbucht die Schweizer IPF-Branche doch einen Wert von 92,3 Punkten. Damit ist die Stimmung weiterhin eindeutig negativ. Zudem ist dies der tiefste Indexwert für das zweite Quartal 2013 über alle Branchen des Swico ICT Index gesehen. Nur die CE-Branche mit einem Indexwert von 94,1 Punkten bewegt sich wie die IPF-Sparte ebenfalls im negativen Bereich. Allerdings muss man dem IPF-Sektor zugutehalten, dass diese 92,3 Punkte der höchste Wert seit dem vierten Quartal 2011 sind.
Die IPF-Branche erwartet für das zweite Quartal 2013 in allen Kategorien zur Auftragslage einen Rückgang. So soll etwa die Sales Pipeline um 0,6 Prozent abnehmen, während beim Auftragseingang ein Minus von 1,4 Prozent resultieren wird. Gar um 2,3 Prozent rückgängig soll im zweiten Quartal 2013 derweil der Wert des Auftragsbestandes sein. Nicht mit dieser Einschätzung stimmt allerdings die Prognose von Xerox überein. «Für das zweite Quartal 2013 erwarten wie ein leichtes Wachstum bei der Auftragslage sowohl gegenüber dem ersten Quartal 2013 als auch gegenüber dem zweiten Quartal 2012», erklärt Christophe Touton, General Manager Xerox Schweiz und Österreich. Und auch die Prognose von Walter Briccos, Managing Director von Oki Systems Schweiz, sieht anders aus: «Die Auftragslage wird sich im zweiten Quartal für Oki positiv entwickeln, da wir mit einer Fülle von neuen Produkten in neue Teilmärkte vordringen werden, die wir bisher nicht abdecken konnten; wir rechnen mit einem Wachstum im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal.» Im Vergleich zum zweiten Quartal 2012 werde man indes etwa auf Vorjahresniveau liegen, da man im Vorjahr «genau in dieser Zeit den grössten Produkte-Launch in der Geschichte von Oki» hatte.

Weniger Umsatz und Marge
Beim Umsatz prognostizieren die IPF-Firmen mit einem Minus von 0,9 Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal 2012 als einziger Sektor einen Rückgang für das zweite Viertel des laufenden Jahres. Diese Umsatzprognose teilt man bei Xerox nicht. «Auch beim Umsatz gehen wir von einem leichten Wachstum im kommenden Quartal gegenüber dem ersten Quartal 2013 sowie gegenüber der Vorjahresperiode aus», so Touton. Erfreulich entwickle sich etwa der Markt im grossvolumigen Bereich sowie im Managed-Print-Services (MPS)-Segment.
Auch die Bruttomarge soll sich negativ entwickeln, rechnen die Unternehmen hierzulande doch im Jahresvergleich mit 3,1 Prozent weniger. Im Vergleich zum Vorquartal fallen aber sowohl Umsatz als auch Bruttomarge etwas weniger negativ aus. Um 3,1 Prozent tiefer sollen die Preise im zweiten Quartal 2013 sein. Damit liegen die IPF-Firmen mit ihrer Prognose über den Werten der Technology- und CE-Unternehmen, die ein Minus von 3,7 respektive 3,4 Prozent erwarten. Trotzdem werden die IPF-Spezialisten ihre Betriebskosten entsprechend dem Preisrückgang um 3,3 Prozent und ihre Investitionen um 2,3 Prozent reduzieren. Die Konjunktur wird sich ihrer Einschätzung nach ebenfalls abschwächen – und zwar um 0,3 Prozent.

«Bei Preisen und Margen gab es in den letzten Jahren fast nur eine Richtung: nach unten. Wir haben jedoch im 2012 die Talsohle erreicht und können im Moment zwar mit tiefen, aber stabilen und kostendeckenden Margen arbeiten. Wir stellen dabei auch eine zunehmende Abkehr von der «Geiz ist geil»-Gesellschaft zu Gunsten von fairen Preisen zum langfristigen Überleben einer Firma und ein gesteigertes Qualitätsbewusstsein fest», beurteilt Briccos von Oki Systems Schweiz die Situation. Bezüglich der Konjunktur geht der Managing Director davon aus, dass das zweite Quartal 2013 ein paar Prozentpunkte unter dem ersten Quartal liegen wird, «weil das erste Quartal zu Beginn des Jahres mit vielen neuen Jahresbudgets traditionell eher etwas stärker ist als das zweite». Briccos erwartet aber ab September einen verstärkten Aufschwung, sofern sich die wirtschaftliche Lage in Europa bis dahin weiter stabilisiere.
Bei Xerox ist man derweil davon überzeugt, dass das Kostenmanagement und ein Programm zur Steigerung der Produktivität dabei helfen, die Preiserosion wettzumachen. «Unsere Bruttomargen sind deshalb konstant», erklärt Touton die Lage. Und auch bezüglich Konjunktur erwartet Xerox eine stabile Entwicklung. Touton ist sich aber auch bewusst: «Allerdings wird die Unsicherheit im Markt aufgrund der Lage in der EU sowie aufgrund der Preisentwicklung zunehmen.»

Konkurrenz aus der EU
Als grösste Herausforderung nennen die Unternehmen im Bereich Imaging, Printing und Finishing die Folgen der Globalisierung, was vor allem die Konkurrenz aus dem Euro-Raum sowie die damit verbundene Wechselkursproblematik zum Schweizer Franken beinhaltet. Diese Einschätzung teilt auch Briccos von Oki Systems Schweiz, der unter anderem den Preis- und Margen-Druck, die Euro-Problematik sowie die globale und lokale Wirtschaftslage als Herausforderung bezeichnet. Ebenso erwähnt er aber auch den stetigen Technologie-Wandel, das hohe Tempo der IT-Branche sowie das Finden von qualifiziertem Personal. Als grösste Herausforderung bezeichnet derweil Touton von Xerox das Meistern der anstehenden Managed-Print-Services (MPS)-Deals. Zudem konzentriere man sich auf das Wachstum der bestehenden Project-Pipeline.



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