Durchzogene Ergebnisse im ersten Quartal

Das Hardware-Geschäft verlief im ersten Quartal für viele Hersteller wenig erfreulich, dafür gaben die Geschäftszahlen im Software- und Internet-Umfeld Anlass zur Freude.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2012/06

     

In den ersten drei Monaten des Jahres präsentierten die diversen IT-Schwergewichte anders als im vorangegangenen Quartal uneinheitliche Geschäftsergebnisse.
Eher schwierig erwies sich die Berichtsperiode für einige Hardware-Hersteller. Während bei den einen Umstrukturierungen aufs Ergebnis schlugen, hatten andere mit einer doch eher schwachen Consumer-Nachfrage zu kämpfen, die sich entsprechend in den Umsatz- und Gewinnzahlen niederschlug.
Anders präsentiert sich das Bild bei den Software- und Internet-Konzernen: Die Quartalszahlen lagen in den meisten Fällen über den Prognosen der Börsianer, und auch der Ausblick aufs laufende Geschäftsjahr fiel fast unisono positiv aus.
Die Veröffentlichung der Quartalszahlen hatte auf die nachfolgende Kursentwicklung allerdings in vielen Fällen nur marginalen Einfluss. Insbesondere der Trend noch oben wurde nicht selten durch die Euro-Krise gebremst, welche in den vergangenen Wochen die Stimmung trübte. Der sich anbahnende Austritt Griechenlands aus der Währungsunion sorgte zusätzlich für erhebliche Verunsicherung, die unweigerlich auf die Kurse drückte.

Uneinheitlicher Hardware-Sektor

Die Quartalszahlen der Hardware-Hersteller zeigten ein gemischtes Bild: Auf der Sonnenseite fanden sich Börsenlieblinge wie Apple oder Samsung, die einmal mehr mit ausserordentlich erfreulichen Zahlen aufwarten konnten, auf der anderen Seite mussten einstige Platzhirsche wie Dell oder Nokia über immense Gewinn­einbrüche berichten, was von Anlegerseite umgehend mit Abschlägen quittiert wurde.
Apple: Wie kaum anders zu erwarten, lief auch das erste Quartal des Jahres für Apple äusserst erfolgreich. Der Konzern konnte den Gewinn gegenüber dem Vergleichsquartal 2011 fast verdoppeln. Als Renner im Berichtsquartal erwies sich insbesondere das iPad: Hier legten die Verkäufe im Vorjahresvergleich um über 150 Prozent zu. Obwohl Apple einen eher verhaltenen Ausblick aufs laufende Quartal lieferte, machte die Aktie in der Folge einen Sprung auf 610 Dollar.
Cisco: Die Quartalszahlen des Netzwerkspezialisten Cisco wurden überschattet von einem enttäuschenden Ausblick auf den weiteren Geschäftsverlauf. Zwar entsprachen Gewinn und Umsatz durchaus den Markterwartungen, doch hatten sich die Analysten eine deutlich optimistischere Prognose erhofft. CEO John Chambers äusserte Befürchtungen hinsichtlich der weiteren Entwicklung bei den IT-Investitionen im Unternehmensumfeld. Ein Kurssturz von über 10 Prozent war die Folge, von dem sich die Papiere bis zum aktuellen Zeitpunkt nicht erholen konnten.

Dell: Beim texanischen PC-Hersteller Dell sorgten die Quartalszahlen für einen regelrechten Kurssturz: Ein schlecht laufendes Consumer-Geschäft liess den Gewinn um 33 Prozent einbrechen. Zusammen mit einer überaus enttäuschenden Prognose auf die weiteren Geschäftsgänge liessen die Quartalsergebnisse die Dell-Aktie um über 17 Prozent ein­brechen.
EMC: Speicherspezialist EMC konnte im Berichtsquartal in
quasi allen Geschäftsbereichen zulegen: Die Vmware-Verkäufe stiegen um 25 Prozent, und im NAS-Bereich konnten die Umsätze fast verdoppelt werden. Dennoch hatten sich die Börsianer beim Umsatz mehr erhofft. Da zudem auch die erwartete Erhöhung der Umsatzprognose fürs gesamte Geschäftsjahr ausblieb, entwickelten sich die EMC-Papiere in einer ersten Reaktion rückläufig.
Hewlett-Packard: Der weltgrösste PC-Hersteller hat im abgelaufenen Quartal über 30 Prozent weniger verdient als noch vor einem Jahr. Dennoch hatten die Marktbeobachter mit noch weitaus enttäuschenderen Zahlen gerechnet. Zusammen mit der Ankündigung, durch die Entlassung von 27'000 Angestellten über die nächsten zwei Jahre die Kosten in den Griff zu bekommen, sorgten die Ergebnisse für ein eigentliches Kursfeuerwerk: Die Aktie von Hewlett-Packard legte nach Bekanntgabe in einer ersten Reak­tion um über 9 Prozent zu.

IBM: Die Quartalszahlen von Big Blue wurden zwiespältig aufgenommen. Zwar konnte der Konzern den Gewinn um rund 15 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 3,06 Milliarden Dollar steigern und hob auch die Prognose für das laufende Geschäftsjahr an, doch hatten sich die Marktbeobachter beim Umsatz mehr erhofft. Schuld war insbesondere das Hardware-Business: Hier musste IBM ein Umsatz­minus von 7 Prozent in Kauf nehmen. Unter dem Strich reagierte die Börse nicht sonderlich erfreut auf die Big-Blue-Zahlen und schickte die Titel am Folgetag Richtung Süden.
Intel: Prozessormulti Intel musste für die ersten drei Monate des Jahres einen Gewinnrückgang von über 13 Prozent bekanntgeben. Als Grund gab der Chip-Hersteller höhere Ausgaben in den Bereichen Forschung und Entwicklung wie auch im Marketing an. Von Analystenseite wurde allerdings bereits im Vorfeld mit einem deutlichen Minus gerechnet, wodurch die Zahlen über den durchschnittlichen Analystenprognosen zu liegen kamen. Obwohl auch der Ausblick aufs laufende zweite Quartal durchaus den Erwartungen entsprach, gaben die Intel-Papiere in der Folge leicht nach, um dann in den ersten Tagen im Mai auf ein neues 7-Jahres-Hoch zu klettern.
Nokia: Mit einer regelrechten Hiobsbotschaft überraschte der finnische Handy-Riese Nokia die Anleger. Nachdem der Konzern bereits im Vorfeld mit einer Gewinnwarnung den Markt auf schlechte Zahlen einstimmte, kam es dann knüppeldick: Unter dem Strich meldete das Unternehmen einen Quartalsverlust von 929 Millionen Euro, und der Umsatz fiel um fast 30 Prozent auf 7,35 Milliarden Euro. Offensichtlich konnten die Smartphone-Verkäufe der neuen Lumia-Familie die Umsatzeinbrüche insbesondere in den Schwellenländern nicht annähernd wettmachen. Die Papiere der Finnen segeln seitdem von einem Allzeit-Tief zum nächsten. Seit Herbst 2007 hat die Nokia-Aktie über 90 Prozent ihres Wertes eingebüsst, und ein Ende der Talfahrt ist ? zumindest vorläufig ? nicht in Sicht.
Samsung: Was Nokias Leid, ist Samsungs Freud'. Während die Finnen ein Allzeit-Tief aufs nächste testen, konnte die Konkurrenz aus Südkorea mit einem Rekordgewinn auftrumpfen: In den ersten drei Monaten des Jahres gelang es dem Konzern, den Gewinn von 5,8 Billionen Won (ca. 5,1 Milliarden Dollar) nahezu zu verdoppeln, während der Umsatz im Vorjahresvergleich um 22 Prozent auf 45,3 Billionen Won kletterte. Zwar hatte Samsung im Berichtsquartal mit einbrechenden Umsätzen in der Halbleitersparte zu kämpfen, doch machte das Gewinnplus von 193 Prozent im Mobile-Communications-Bereich, sprich Smartphone-Business, dies mehr als wett.

Viel Optimismus bei den Software-Hersteller

Auf ein äusserst positives Quartal konnten die Software-Hersteller zurückblicken. Fast ausnahmslos entsprachen die Ergebnisse den Analystenerwartungen oder übertrafen diese sogar deutlich. Hinzu kam, dass man sich hier wie dort zuversichtlich über die künftigen Geschäftsgänge äusserte, was vom Markt unweigerlich belohnt wurde.
Adobe: Grafikspezialist Adobe musste sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn rückläufige Zahlen melden. Da die Analysten im Durchschnitt aber mit noch tieferen Zahlen gerechnet hatten, blieb eine Enttäuschung aus. Positiv zum weiteren Kursverlauf hat auch der Ausblick beigetragen: Angesichts des bevorstehenden Releases der jüngsten Creative Suite prognostiziert Adobe fürs gesamte Geschäftsjahr ein Umsatzplus zwischen 6 bis 8 Prozent und einen leicht höheren Gewinn als ursprünglich vorausgesagt.
Microsoft: Der Redmonder Software-Konzern erzielte einen Gewinn von 4,6 Milliarden Dollar bei einem Umsatz von 7,4 Milliarden Dollar und lag damit über den Schätzungen der Analysten. Während sich die klassischen Geschäftsbereiche mit Betriebs­systemen, Server- und Office-Software im Berichtsquartal positiv entwickelten, wurde im Bereich Entertainment & Devices ein Umsatzminus von 11 Prozent eingefahren. Nichtsdestotrotz wurde das Ergebnis unter dem Strich positiv aufgenommen.
Oracle: Mit einem Plus von 3 Prozent auf einen Gesamtumsatz von rund 9 Milliarden Dollar erfreute Oracle die Anleger. Wie schon in den vergangenen Quartalen erwies sich das Software-Lizenzgeschäft als äusserst lukrativ, während man im Hardware-Business einen Umsatzrückgang von 16 Prozent in Kauf nehmen musste. Obwohl die Beobachter mit weniger Gewinn als den gemeldeten 2,5 Milliarden Dollar gerechnet hatten, gaben die Titel in der Folge nach.
SAP: Erfreulich gestalteten sich die Quartalszahlen auch für den deutschen Software-Riesen SAP. Der Gewinn konnte um 10 Prozent auf 444 Millionen Euro gesteigert werden, und auch die Umsätze kletterten im Vorjahresvergleich um 11 Prozent auf 3,35 Milliarden Euro. Zwar lagen die Zahlen einen Tick unter den Analystenprognosen, doch vermochte diese Diskrepanz den SAP-Titeln keineswegs zu schaden.

Internet-Giganten im Plus

Die grossen Player im Internet-Bereich schlossen das Quartal durchs Band erfolgreich ab – nicht einmal Amazon scherte aus der Reihe. Zur positiven Grundstimmung trugen im Fall von Google und Ebay ausserdem optimistische Äusserungen zu den Umsatz- und Gewinnerwartungen für die nächsten Monate bei.
Amazon: Für einmal enttäuschte Online-Händler Amazon die Erwartungen nicht: Mit einem zwar bescheidenen Profit von gerade einmal 190 Millionen Dollar lag das Unternehmen aber dennoch deutlich über den von Analystenseite prognostizierten gut 40 Millionen Dollar Gewinn. Zum Quartalserfolg beigetragen hat insbesondere die jüngste Version des E-Readers Kindle. Obwohl die Umsatzprognose fürs laufende Quartal eher verhalten ausfiel, reagierten die Amazon-Titel mit einem Kurssprung von über 15 Prozent.
Ebay: Einmal mehr für gute Laune sorgten die Quartalszahlen von Ebay. Das Online-Auktionshaus meldete mit 3,3 Milliarden Dollar den höchsten jemals in einem ersten Quartal erzielten Umsatz. Da auch der Gewinn von 570 Millionen über den Prognosen der Marktbeobachter lag und das Unternehmen sich äusserst positiv über die künftigen Geschäftsgänge äusserte, kannte die Ebay-Aktie in der Folge nur noch eine Richtung.
Google: Mit einem Umsatzplus von 24 Prozent auf 10,65 Milliarden Dollar lag der Suchmaschinenkonzern über den Schätzungen der Marktbeobachter. Für mehr Aufsehen als mit der Quartalszahlenveröffentlichung sorgte Google aber mit der Ankündigung, am 21. Juni dieses Jahres an der Hauptversammlung über einen Aktien-Split abstimmen zu wollen, was nicht allerorts positiv aufgenommen wurde. In die Google-Papiere kam trotz Zahlen und Ankündigung allerdings kaum Bewegung.
(rd)


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