Geri Moll - Der Geniesser
Quelle: Noser Engineering

Geri Moll - Der Geniesser

Geri Moll isst gerne gut und bereist regelmässig fremde Länder, vorzugsweise solche ohne Handyempfang. Vom Begriff Work-Life-Balance hält der Geschäftsleiter von Noser Engineering trotzdem nichts.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2015/03

     

Seit 26 Jahren ist Geri Moll Noser Engineering treu. 1988 kam der gelernte Maschinenbauer zur Softwareschmiede, drei Jahre später wurde er zum Geschäftsleiter ernannt. Er ist es bis heute geblieben. Moll erklärt seine Treue damit, dass er im Job immer wieder Neues erleben kann. «Damals waren wir noch ein kleiner Haufen von zehn Leuten», erzählt Moll. «Da bespricht man beim Freitag­nachmittagsbier, was anfällt.» Doch Noser wuchs rasch, baute Filialen im In- und Ausland auf. Die Gruppe hat mittlerweile 530 Mitarbeitende, Noser Engineering 170. Molls Aufgabe als CEO hat sich dadurch gewandelt. «Heute ist meine Aufgabe, unsere Vision mitzugestalten», so der 52-Jährige, «unseren Stern am Himmel.» Die Geschäftsleiter von Noser sind alle jahrelang dabei, ein eingespieltes Team, das gerne auch mal diskutiert. Dann übernimmt Moll die Rolle des Koordinators, er sei ein Moderator mit eigenem Standpunkt, sagt er und lacht. Der Winterthurer lebt und arbeitet nach der Überzeugung: «Wenn Sie wissen, wohin Sie wollen, werden Sie dort ankommen.»

Leben und arbeiten gehören für Geri Moll zusammen, mit dem Begriff Work-Life-Balance steht er auf Kriegsfuss. «Ich lebe auch beim Schaffen, und ich schaffe auch beim Leben», erklärt der Geschäftsleiter. Was er an seinem Job liebt: mit Menschen zu tun haben, Kunden besuchen, im Team Visionen entwickeln und sie umsetzen. Was ihn nervt: in Diskussionen zu schiessen, aber nicht aufs Ziel. Und: Wenn etwas auch beim dritten Anlauf noch nicht funktioniert. Das Motto der Firma Lebensfreude – Technologie – Leistung hat er geprägt. «Ich liebe es, wenn gelacht wird», sagt Moll. «Wenn wir schon Hochleistung erbringen, dann kombiniert mit Lebensfreude.» Dass er diese Einstellung selbst vorlebt, ist im Geschäft kein Geheimnis. «Wenn ich ein Jubiläum habe, zeigen sie ein Foto von mir Zigarre rauchend und ein Glas Wein in der Hand», erzählt Moll. «Ich arbeite gern, ich arbeite viel. Und gleichzeitig kann ich unheimlich viel geniessen.» Trotz aller Freude an der Arbeit lastet auf ihm ein hoher Erfolgsdruck. «Ja, es ist ein hoher Druck», gibt Moll zu. «Ich denke, das lässt niemanden kalt.» Geniessen zu können, ist Molls Ausgleich: «Ich bin keiner von den CEOs, die morgens um 6 Uhr durch den Wald rennen», erklärt Moll. Stattdessen kocht er nach der Arbeit gerne mit seiner Frau, trinkt dazu ein Glas Wein.

Die Vor- und Nachteile, früh Vater zu werden

Wenn Geri Moll mit seiner Frau zusammen ist, lässt er die Arbeit doch auch mal Arbeit sein. Gemeinsam bereist das Paar, seit sechs Jahren verheiratet, jedes Jahr neue Länder. 38 hat Moll auf seiner Liste schon abgehakt. «Dann habe ich durchaus nichts dagegen, wenn das Länder ohne Handyempfang sind», gibt Moll zu. Zum Beispiel Myanmar hat dem Geschäftsmann nicht zuletzt deshalb gut
gefallen. Mit 20 anderen reiste das Paar vier Wochen mit dem Schiff durchs Land – ohne Anrufe, ohne Mails. «Das Land ist 100 bis 150 Jahre hinterher, man sieht Ochsenkarren, die getrocknete Fische durchs Dorf ziehen», erzählt Moll. «Ganz eindrücklich dabei war, dass wir noch nie so viel Lachen gehört und so viele fröhliche, aufgestellte Menschen kennen gelernt haben.» Seit die Kinder aus dem Haus sind, gehört das Reisen zu Molls Leidenschaft. «Es ist wirklich etwas Schönes für mich, fremde Kulturen kennen zu lernen. Und zwar vom südamerikanischen Leben mit Musik, Salsa und Samba bis zum fernöstlichen Geheimnisvollen.»

In jungen Jahren hatte Moll fürs Reisen kaum Zeit. Mit 21 wurde er Vater, unterbrach sein Maschinenbaustudium für ein Jahr, um Geld zu verdienen. Vier Jahre später kam seine zweite Tochter zur Welt. «Kinder zu haben, ist schön, egal wann», sagt der zweifache Vater. «Der Vorteil, jetzt zu reisen ist: Man hat mehr Geld. Der Nachteil ist: Man braucht auch mehr, mit dem Rucksack im Freien zu schlafen, ist nicht mehr so lässig.» Geri Moll ist zum zweiten Mal verheiratet. Mit seiner Frau hat er eine Patchwork-Familie, insgesamt fünf Töchter und Söhne zwischen 25 und 31 Jahren. Die Familie hat zwar einen regen Kontakt, doch ein weiteres seiner Mottos ist: Leben und leben lassen. «Auch in meiner Partnerschaft sind wir zwar aneinander angelehnt», erzählt Moll. «Aber nicht so, dass man kippt, wenn der andere mal nicht da ist. Jeder steht auf den eigenen Füssen.»

Geheimprojekt mit Google USA


Geri Moll lebt in Weisslingen im Zürcher Oberland und hat ein Ferienhaus im Tessin. Seine Heimat aber ist Winterthur. Dort arbeitet er, und dort ist er mit seiner sechs Jahre älteren Schwester aufgewachsen. Auch ging er in Winterthur in die Schule, absolvierte dort die Lehre und das Studium. Gelernt hat er bei der Grossgiesserei Sulzer, die damals etwa die Gehäuse von Schiffsmotoren goss. Giessereitechnologe bleiben wollte Moll aber nicht; er entschied sich, zusätzlich Maschinenbau an der HTL (heute Fachhochschule) zu studieren. «Die Giesserei war damals schon am Bröckeln», meint der Familien­vater. «Maschinenbau zu studieren, war wie ein Befreiungsschlag aus dem engen Feld.» Nach dem Studium verschlug es ihn zunächst zur Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM), wo er ein Produk­tionsplanungssystem implementieren sollte, das nicht passen wollte. «Als ich etwa drei Mal hörte: Das ist Software, da kannst du nichts verändern», erinnert sich Moll, «habe ich gesagt: Das ist nicht der Sinn von Software für mich. Ich will lernen, wie Software funktioniert, ich will das verstehen.»

Ein Kollege machte den Maschinenbauer mit Hans Noser bekannt, der ein Ingenieurbüro für Softwarelösungen führte. Die Verkupplung klappte, Moll erhielt einen Job, Hans Noser machte ihn wenig später zum Geschäftsleiter. Heute wird Hans Nosers Bruder Ruedi Noser dem heute 52-jährigen Geri Moll ausserdem schon bald das Verwaltungsratspräsidium der Noser Gruppe übergeben. Für die Firma macht Geri Moll auf Reisen dafür auch mal Ausnahmen, wenn es um den Handyverzicht geht. Wie zum Beispiel 2007, Moll erkundete mit seiner Frau den indischen Bundesstaat Rajasthan. «Da kam eine Anfrage von Google USA, ob wir mitmachen würden bei der geheimen Entwicklung eines Telefonbetriebssystem», erzählt Moll, «mit dem Namen Android.»

Geri Moll

Geri Moll (52) ist seit 1988 bei Noser Engineering beschäftigt,
seit 1991 als Geschäftsführer. Gelernt hat Moll Giessereitech­nologe bei Sulzer, im Anschluss studierte er von 1982 bis 1986 Maschinenbau an der HTL und arbeitete dann zwei Jahre für die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik. Aufgewachsen ist Moll mit seiner sechs Jahre älteren Schwester als Kind eines Zugführers und einer Papeteristin in Winterthur. Heute lebt Geri Moll mit seiner zweiten Frau in Weisslingen im Zürcher Oberland. Seine beiden Töchter sowie die Kinder seiner Frau stehen bereits auf eigenen Füssen. (aks)


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