Gute Aussichten für den Business-PC-Markt
Quelle: Asus

Gute Aussichten für den Business-PC-Markt

Der Schweizer-PC-Markt war auch 2013 rückläufig, allerdings hat sich laut IDC gegen Ende Jahr eine Trendwende angebahnt: Das Geschäft mit Business-PCs läuft wieder besser.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2014/03

     

Der Schweizer PC-Markt hat im letzten Jahr erneut nachgegeben. Laut Zahlen von IDC wurden in der Schweiz 2013 1,591 Millionen PCs verkauft – ein Minus von 9,3 Prozent gegenüber Vorjahr. Allerdings zeigen die Zahlen für das vierte Quartal eine erfreuliche Trendwende. In den letzten drei Monaten 2013 ging der Markt lediglich noch um 3,7 Prozent zurück. Verantwortlich dafür waren aber nicht etwa ein starkes Weihnachtsgeschäft im Consumer-Bereich, sondern die PC-Absätze im Business, die im Q4 2013 gegenüber Vorjahr von 237'000 auf 246'000 Einheiten (+4,1%) zulegten.
Damit sei eingetroffen, was schon länger prognostiziert wurde, erklärt Chrystelle Labesque, European Research Manager IDC EMEA Personal Computer, die die Schweizer Zahlen für «Swiss IT Reseller» analysiert hat. «Der PC-Markt als Ganzes ist rückläufig, aber die Dynamik im Enduser- und im Commercial-Umfeld unterscheidet sich immer mehr», so Labesque. Im Geschäft mit Business-PCs gibt es laut der IDC-Analystin aktuell eine Reihe von Faktoren, die den Marktrückgang bremsen und sogar für leichtes Wachstum sorgen. Zu diesen Faktoren gehören die wirtschaftlichen Perspektiven, die sich verbessert haben und die sich positiv auf Investitionen in Hardware auswirken.
Ein weiterer Faktor hängt mit den Release-Zyklen von Windows zusammen. «Ende 2009 und 2010 haben viele Unternehmen auf Windows 7 migriert und in diesem Zusammenhang neue Hardware angeschafft. Diese Hardware muss nun langsam ersetzt werde, ein Prozess, der im vierten Quartal 2013 eingesetzt hat und der sich 2014 fortsetzen wird.» Ebenfalls eine Rolle spiele zudem die Tatsache, dass der Support für Windows XP im April endet. Auch in der Schweiz gäbe es Firmen, die noch Windows XP im Einsatz haben und nun PCs erneuern müssen, selbst wenn diese Zahl hierzulande vergleichsweise gering ist. Und schliesslich beobachte man auch, dass viele Firmen daran sind, Technologien wie Windows 8.x und neue Intel-Plattformen zu testen, erklärt Labesque. «Alle diese Faktoren werden dafür sorgen, dass die Perspektiven für das Business-PC-Geschäft 2014 durchaus positiv sind.»

Apple, Lenovo und Dell im Plus


Unangefochtener Marktführer in der Schweiz ist und bleibt HP mit einem Marktanteil von 31,5 Prozent und 501'000 verkauften Geräten (-6% gegenüber Vorjahr) im Jahr 2013 . Auf Platz zwei folgt Apple mit 16 Prozent Marktanteil und einem Absatz von 255'000 PCs, wobei der Apfel-Konzern ebenfalls ein Minus (-5,5%) übers gesamte Jahr hinnehmen muss. Acer kann derweil die dritte Position vor Lenovo verteidigen, muss allerdings erneut ein heftiges Minus von über 20 Prozent hinnehmen.
Etwas anders stellt sich die Situation dar, wenn man nur das vierte Quartal 2013 betrachtet. HP, der Marktfrüher, konnte annähernd so viele PCs wie im Vorjahr verkaufen (157'000). Apple seinerseits legte gegenüber Q4 2012 deutlich um 9,2 Prozent zu. Dieses Plus hängt laut Chrystelle Labesque damit zusammen, dass Apple im vierten Quartal 2012 mit Lieferschwierigkeiten bei einigen Geräten zu kämpfen hatte und entsprechend ein schwaches Q4 2012, aber ein starkes Q1 2013 hatte. In den letzten drei Monaten 2013 hingegen sei Apple stark unterwegs gewesen, unter anderem dank spannenden neuen Produkten, so Labesque. Ebenfalls deutlich im Plus war im letzten Quartal 2013 Lenovo auf dem dritten Rang. Der chinesische PC-Bauer konnte um 11,7 Prozent zulegen und Acer im Q4 vom Podest verbannen. Gemäss Labesque hat Lenovo mit seinen Thinkpad-Business-Produkten zum einen vom Wachstum im Business-Umfeld profitiert und könne in Unternehmen zum anderen zunehmend auch mit Desktops punkten. «Lenovo pusht das Desktop-Geschäft, sucht Deals und geht teilweise mit aggressivem Pricing voran», weiss die IDC-Expertin. Zudem würde Lenovo im Consumer-Geschäft teilweise unterschätzt, denn man dürfe nicht vergessen, dass Medion als Teil der Lenovo-Gruppe ebenfalls einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zu den Absatzzahlen leiste.

Schwach unterwegs – auch im vierten Quartal – waren derweil die japanischen Hersteller Sony, Fujitsu und Toshiba. Sony sei als PC-Hersteller primär auf das Consumer-Geschäft fokussiert, und dieses Geschäft befindet sich wie erwähnt im Rückgang. Ausserdem ist Sony eher im Premium-Bereich zu Hause, und die Konsumenten seien immer preissensitiver, was die Situation für den Elektronikgiganten zusätzlich erschwere. «Es wird nun spannend zu beobachten sein, in welche Richtung sich die Marke Vaio entwickeln wird, nachdem Sony das PC-Geschäft verkauft hat», so Labesque.
Dass die Zahlen von Fujitsu im Q4 2013 von denen vor Jahresfrist stark abweichen erklärt Labesque damit, dass bei Fujitsu als Business-PC-Hersteller vieles von einigen grösseren Deals abhänge, die zustande kämen oder eben nicht. Toshiba sei sowohl im Consumer- wie im Business-Umfeld tätig, dies allerdings nur im Mobile-Geschäft. Im Consumer-Geschäft bekunde Toshiba Mühe mit der aggressiven Preispolitik der Mitbewerber, und im Geschäftsumfeld hätten wohl ebenfalls einzelne Deals den Ausschlag gegeben. Erwähnenswert ist schliesslich noch Dell. Dell befand sich mehrere Quartale in Folge auf dem absteigenden Ast, kann nun aber fürs vierte Quartal 2013 endlich wieder Wachstum (+3,2%) ausweisen.
Laut Labesque profitiert Dell davon, wieder in privater Hand zu sein. «Dell arbeitete 2013 extrem fokussiert und mit einer klaren Strategie. Das zahlt sich aus. Ausserdem hat Dell hart daran gearbeitet, seine Produkte zu überarbeiten und attraktiver zu machen», stellt die IDC-Analystin den Texanern ein gutes Zeugnis aus. Positiv habe sich zudem ausbezahlt, dass Dell seine Partnerprogramme überarbeitet und vereinheitlicht habe. «Dell ist heute für den Channel ein wirklich attraktiver Partner, was sich vor allem auch im KMU-Umfeld ausbezahlt», weiss Labesque.

Gute Aussichten für neue Geräteklassen

Bei der Frage nach dem Ausblick für 2014 verweist Labesque auf die bereits angesprochenen Treiber im Business-Geschäft und dabei vor allem auf die angelaufene Erneuerungswelle von Windows-7-Rechnern. Eine Entwicklung, die man ebenfalls sehe, sei die zunehmende Verbreitung von 2-in-1-Geräten im Geschäftsumfeld. «Wir sprechen hier von Geräten, die zwar als Tablet genutzt werden können, die aber zusammen mit einem Keyboard ausgeliefert und damit als herkömmliches Notebook verwendet werden können. Heute ist es so, dass reine Tablets oftmals sogenannte Companion-Devices neben einem Notebook sind. Wir glauben aber, dass 2014 die Notebook-Tablet-Hybride auf Windows-Basis als Notebook-Ersatz und Hauptgerät gerade im oberen Management oder bei besonders mobilen Mitarbeitern stärker Verbreitung finden werden», ist Labesque überzeugt. Hierzu ist allerdings anzufügen, dass 2-in-1-Geräte bei IDC zur Kategorie der Tablets zählen und nicht zur Kategorie der Portable PCs – entsprechend werden Investitionen in solche Geräte in den IDC-Statistiken auf Kosten der Kategorie Notebooks gehen. Alles in allem rechnet IDC trotzdem damit, dass die Absätze im Schweizer Commercial-PC-Geschäft denen von 2013 entsprechen werden.
Für das Consumer-Geschäft seien die Erwartungen derweil «konservativ bis leicht pessimistisch», erklärt Chrystelle Labesque. Trotz des Tablet-Booms würden auch im Consumer-Umfeld noch PCs gebraucht, und die Angebote seien durchaus attraktiv, doch die Kauflust sei bescheiden. «Ein Grund dafür ist, dass die Konsumenten angesichts der Fülle an verschiedenen Gerätekategorien, Formfaktoren und Plattformen überfordert und unsicher sind, für welches Gerät sie sich entscheiden sollen. Das Angebot ist überwältigend, und für den Retail ist es nicht immer einfach, den Kunden richtig zu beraten und ihm die Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Geräte-Arten zu erklären.» Doch nicht nur der Retail sei gefordert, auch die Hersteller selbst müssten mehr Energie darauf verwenden, zu erklären, welches Gerät für welchen Kunden das geeignete sei.

Andererseits sagt Labesque auch, dass der Consumer-Markt durchaus bereit wäre für neue Geräte, Geräteformen und Formfaktoren – sofern der Preis stimme. Als passenden Preispunkt für Consumer-Notebooks nennt die Analystin heute maximal 500 Franken. Allerdings seien die Kunden durchaus auch bereit, etwas mehr zu bezahlen für ein Gerät, das etwas dünner und leichter sei. Doch dazu müssten Retailer und Hersteller in der Lage sein, besser aufzuzeigen, wo die Vorteile von Ultrabooks liegen, unterstreicht Labesque noch einmal. Und auch für dünnere, leichtere Geräte liege die Obergrenze des Preises nicht allzu hoch – sprich etwa bei 600 Franken. Mehr sei das Gros der Kundschaft «nur» für weniger Gewicht nicht zu zahlen bereit.
Desktops würden im Consumer-Markt derweil mehr und mehr ein Nischenprodukt, beispielsweise für Gamer oder Anwender mit hohem Speicherbedarf. Ein gewisses Potential spricht Labesque den All-in-Ones zu, deren Anteil am Desktop-Geschäft wachse.
In Zahlen ausgedrückt rechnet Labesque für das Consumer-PC-Geschäft 2014 mit einer leichten Verbesserung der Lage – sprich mit einem einstelligen Rückgang und einer negativen Kurve, die gegen Ende Jahr abflache. Übers ganze Jahr gesehen soll der Consumer-PC-Markt in der Schweiz laut IDC um 6,8 Prozent sinken. Und für den gesamten Schweizer PC-Markt (Commercial und Consumer) prognostiziert IDC für 2014 einen Rückgang von 3,8 Prozent.

Dell, Asus und Acer in guter Position


In einer guten Position für das angelaufene Jahr sieht Labesque unter anderem Marktführer HP. HP habe einige spannende Produkt-Innovationen in der Pipeline und sei speziell in der Schweiz in einer enorm starken Position, die der Hersteller mit allen Mitteln verteidigen werde. Lenovo sei derweil gut aufgestellt als erster HP-Herausforderer. Man müsse abwarten, wie Lenovo die Integration von IBMs x86-Servergeschäft und von Motorola schaukle, allerdings habe das Unternehmen grosse Übernahmen in Vergangenheit immer erfolgreich bewältigt. Deshalb rechnet Labesque damit, dass Lenovo mit seiner Eroberungs-Strategie auch weiter erfolgreich sein wird, auch wenn das Lenovo-PC-Geschäft vielleicht nicht mehr ganz so schnell wachsen wird wie bisher. Auch für Dell rechnet Labesque mit einem erfolgreichen 2014, insbesondere dank einer guten Position im Business-PC-Umfeld mit seinen vergleichsweise positiven Perspektiven.
Für erwähnenswert hält Chrystelle Labesque zudem noch die Hersteller Asus und Acer. «Beide Hersteller pushen das Tablet-Geschäft voran, und das wird auch einen positiven Einfluss auf die Notebook-Absätze haben. Asus hat speziell im Bereich von innovativen Ultrabooks mit Touchscreens interessante Produkte. Und Acer wird versuchen, mit attraktiven Angeboten im KMU-Bereich und bei den Channel-Partnern zu punkten.» Die Tatsache, dass sich der Business-Markt erholt, könnte mit Hilfe des Channels eine Chance für Acer darstellen, glaubt die Marktexpertin. (mw)


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