Querdenker: Der Traum der sicheren Cloud oder besser - Wo ist meine Datenfestung, die mich schützt?
Quelle: zVg

Querdenker: Der Traum der sicheren Cloud oder besser - Wo ist meine Datenfestung, die mich schützt?

Von Jean-Paul Warts

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2013/10

     

Datenschutz ist und bleibt ein heikles Thema. Ob es die Playstation von Sony, die Telekom um Weihnachten vor zwei Jahren oder letzte Woche Vodafone in Deutschland war – stets gingen nicht ein paar, sondern ein paar Millionen Datensätze verschwunden – oder besser wanderten zu anderen. Etwas was uns als Kunden, aber auch Dienstlei­stern nicht geheuer sein darf.

Sicherheit gewinnt an Dynamik
Kennen Sie die Auflösung des Wortes Team? Toll, ein anderer macht's. Das kennt jeder. Besser passend in diesem Kontext ist aber: Total einfaches arbeiten mit… der sicheren Cloud-Lösung Ihres Vertrauens. Aber welche ist das? Wo sind die Wolken in Zeiten von Geheimdiensten und Pressefreiheit ignorierenden Regierungen wirklich sicher? Was können Sie Ihrem Kunden empfehlen? Eine berechtigte und sehr wichtige Frage. Es gibt gute Gründe, dass mittlerweile drei Dienste in den USA auf dortigem Boden ihren Dienst einstellen. Statt der NSA Tür und Tor zu öffnen, schliessen sie lieber den Laden. Respekt. Allerdings werden sichere Datenhäfen damit immer rarer. Und nicht jeder mag Island. Was ist also eine Alternative vor Ort?

Sonderkonjunktur in Deutschland und der Schweiz

Ohne dass Sie deutsches und schweizerisches Datenschutzrecht studiert haben müssen, können Sie eines festhalten: Das deutsche und schweizerische Recht ist sehr, sehr streng mit Kundendaten. So wie das Bankenwesen im Land der besten Schokolade und feiner Chronometer einem Bollwerk gleicht – schliesslich ist hier eine der stabilsten Währungen zu Hause und es wird einer deutschen Steuer-Kavallerie vehement getrotzt –, so solide sind auch die Datenburgen. Hosting made in Switzerland könnte ein Qualitätsmerkmal werden – ähnlich wie Hosting made in Germany. Die deutschen Datenfestungen stehen auf dem Dop-
pelknoten in Frankfurt, auf der deutschen Bodenseeseite oder in alten Atomwaffenbunkern der amerikanischen Streitkräfte. Das Modell macht Schule. So bemühen sich Telekom und Co. mühsam zu versichern, dass sie sicheren Mailverkehr ermöglichen – ohne grossen Aufwand durch den Anwender. Aber wer mag es ihnen glauben?



Die schweizerischen Datenfestungen machen ihrem Namen auch optisch alle Ehre. Den bis jetzt entmilitarisierten Bergfestungen in den Bergen verschaffen NSA & Co. einen zweiten Frühling. Mancher deutsche Finanzminister wäre froh, könnte er frühere militärische Einrichtungen so pfiffig und elegant neu nutzen. Aus der Bergfestung wird die Datenfestung und alles ist sorgfältig gesichert. Die Konzepte sind ordentlich, werden transparent dargestellt und die Datenschutz- und Rücksicherungskonzepte sind in der Schweiz und an sicheren Orten in Deutschland konform mit den strengsten Vorschriften.

Der Team-Gedanke neu belebt


Sicherheit hat ihren Preis. Und was einer allein nicht schafft, gemeinsam kann man es verwirklichen. Deutschland und die Schweiz sind den Genossenschaften und dem Genossenschaftsgedanken schon immer verbunden gewesen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis clevere Organisatoren die ersten Datenschutzgenossenschaften gründen, um Hosting in Switzerland umzusetzen. Denn der Kunde muss rasch abwägen, ob er auf den Datenschutz pfeift oder ein paar Franken pro User und Monat mehr honoriert und wieder ruhig schlafen kann. Endlich kann es dann (wieder) heissen – in Anlehnung an das One-Hit-Wonder: «Don’t worry – be happy!»

Geschäfte machen auch Dienstleistern wieder Freude

Während die Cloud für den Dienstleister und Partner im Softwaregeschäft mehr und mehr ein Albtraum wird, kann eine sichere Datenhaltung wiederum eine neue Perspektive vermitteln. Den schwankenden und schrumpfenden Margen im Lizenzgeschäft folgt bei der Softwareanpassung leider keine neue grosse Gewinnzone. Möglicherweise ist die Plattform as a Service in Form des Hostings aber eine valide Ergänzung.
Mit der richtigen, lokalen Hosting-Lösung lässt sich sogar noch mehr erwirtschaften. Es wundert mich nur, dass noch nicht die ersten autarken Anbieter für die beliebten Lösungen populärer Hersteller zum Hosten made in Switzerland auf den Plan gerufen haben. Ich bin aber davon überzeugt, dass bald die ersten schweizerischen SAP, Microsoft und Sage Hosting Center in der sicheren Berg­umgebung eröffnen. Betrieben von zertifizierten Partnern und auschliesslich nicht-britischen und nicht-amerikanischen Staatsangehörigen – damit auch niemand in die Verlegenheit kommt, aufgrund einer Beherrschungssituation – menschlich oder finanziell – FBI, CIA, NSA oder den britischen Diensten Daten herausgeben zu müssen.
Interessanterweise wird dann aus Kundensicht vielleicht auch für deutsche Anwender das unsichere Drittland Schweiz ein sicherer Datenhafen oder eine Datenfestung. «Yes they scan, but we do not worry» – so könnte bald das Motto der lokalen Datenfestungen lauten.
Auf ein nächstes Mal.


Ihr ergebener Jean-Paul Warts


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Was für Schuhe trug der gestiefelte Kater?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER