Channel Insight: Mega interessant…
Quelle: Maxdata Schweiz

Channel Insight: Mega interessant…


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2013/03

     

Als ich kürzlich die Michael Jackson Immortal Tour des Cirque du Soleil besuchte, wurde ich unfreiwilliger Zuhörer eines Gesprächs zwischen jungen Damen: «Wie? Der Fäbu wohnt jetzt in Züri West? Cool. Mega interessant…» Warum ich das erzähle? Selbst die Jugend wurde mit dem allgegenwärtigen Trendausdruck «Mega» längst von der Wirklichkeit abgehängt, in der Tera, Exa und Peta die Realität bei Hertz und Bytes, bei digitalen Schaltkreisen und Speichern darstellen. Und der Trend wird weitergehen – bereits 1991 wurden Zetta (10²¹) und Yotta (10²4) geschaffen, um Begriffe für eigentlich unvorstellbare Zahlen zu haben.
Prozessoren und Speicher werden seit Jahren exponentiell leistungsfähiger. Die grossen technischen Innovationen folgen sich nicht mehr jedes Jahr, der Fortschritt äussert sich mindestens bei der Hardware und Betriebssystemsoftware mehr als Evolution denn als Revolution. Das Moor’sche Gesetz, nach dem sich die Komplexität der Schaltkreise alle rund 18 Monate verdoppelt, behält noch auf Jahre seine Gültigkeit.

Auf der einen Seite steht also eine exponentielle Zunahme von Rechenleistung und Speicherkapazität, auf der anderen Seite eine Ausverkaufsstimmung bei Herstellern, Distributoren und Händlern. «Cash-back», «Trade-in», und «Aktion» sind Synonyme für die Preis- und Margenentwicklung unserer hochentwickelten IT-Hardware. Wo und in welchen Märkten gibt es das sonst noch?

Der Computer – ein notwendiges Gut
Als ich gestern an der Tankstelle mein Auto auftankte, musste ich die Strategie der Ölmultis und -Scheiche bewundern. Sie schaffen es, bei gleichbleibender Qualität des Produktes stetig steigende Preise zu etablieren. Vielleicht sollten wir mal darüber nachdenken. Warum nicht steigende Preise bei Computern? Sie sind doch ein notwendiges Gut für jede existierende Volkswirtschaft geworden – und es gibt keinerlei alternative Technologien dazu. Der neurale Computer, der mit Eiweiss funktioniert, ist noch nicht marktreif.
Neue Technologien in der IT werden über neue Kanäle verkauft, die Margen konvergieren seit Jahren gegen Null. Und warum? Hardware wird vielfach vom Fachhändler als notwendiges Übel wahrgenommen, mit der er keine echte Wertschöpfung mehr erzielt, die er aber als Basis für den Verkauf seiner Dienstleistung benötigt. Oder er bietet sie als Teil seiner Lösung an – wobei die Kunden ohnehin nur die Gesamtlösung im Vordergrund sehen. Aber: So wie eine breite Autobahn nutzlos ist ohne Autos, sind auch die tollsten Softwarelösungen nutzlos ohne vernünftige Clients in Form von Rechnern, gepaart mit einem Display, in welcher Form auch immer.
Der zukünftige Channel wird sich diesem Wechsel stellen müssen. PC, Notebooks, Tablets und Smartphones werden in Koexistenz unser Dasein begleiten. Die fundamentale Veränderung unserer Gesellschaft durch die IT ist nicht reversibel, aber sie führt als Innovationstreiber zu neuen Verhaltensmustern.
Wer hätte sich einst vorstellen können, dass ein grosser Teil des Konsums über Online-Shops im Internet abgewickelt wird? Auch hier beeinflusst die Erklärungsbedürftigkeit eines Gutes den Entscheid, ob es via Channel oder über einen Online-Shop verkauft wird. Das beste Beispiel für die schnelle Akzeptanz für den Vertrieb über das Internet sind Kameras und Fotozubehör.

20 Franken Eintritt für die Retail-Ausstellung


Der Retail-Kanal befindet sich sozusagen in Eigenkonkurrenz mit seinen eigenen Online-Shops, was zu kuriosen Situationen führen kann. Nämlich dann, wenn dasselbe Produkt in derselben Organisation zu unterschiedlichen Preisen angeboten wird. Abhilfe schaffen könnte einzig ein Modell, bei dem der Kunde zwanzig Franken Eintritt in den Retail-Markt bezahlen muss, damit er nicht nur die Geräte anschaut und sie dann im Internet kauft.
In gesättigten Märkten wie in unseren Landen lebt der Channel vornehmlich vom Austauschgeschäft. Bestehende Gerät werden durch neue, noch bessere ersetzt – womöglich mit Kacheln.
Verbesserte Qualität gepaart mit kleineren Innovationsschritten führt dazu, dass ein PC im Schnitt sechs Jahre, ein Monitor sogar noch länger seinen Dienst tut. Als Innovations- und Konjunkturtreiber sollte man eigentlich eine Schaltung einbauen, welche das Gerät nach drei Jahren endgültig aus dem Verkehr zieht. Etwa so, wie es die Druckerhersteller mit dem Toner machen: Tonerstand tief – Drucker stellt ab. Notebook ist drei Jahre und einen Tag alt – System fährt herunter – das war's.


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