IPTV wird Realität – oder doch nicht?

IPTV nähert sich langsam dem Massenmarkt und soll Anbietern bald gute ­Erträge bescheren, sagt Canalys. Forrester und Accenture halten dagegen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/03

     

Gemäss der jüngsten Studie des Marktforschers Canalys bewegt sich IPTV (Fernsehen via Internet) langsam, aber sicher in Richtung Massenmarkt. So ist die Zahl der IPTV-Abonnenten und auch -Anbieter 2006 ­enorm angestiegen. Weltweit gibt es mittlerweile schätzungsweise rund 3,6 Mio. Abonnenten. 2,4 Mio. fallen dabei auf Westeuropa, das damit weltweit zur führenden Region wird. «Der bereits wettbewerbsfähige Markt wird 2007 noch härter umkämpft sein, da IPTV-Angebote von etablierten Providern durch günstigere Web-TV-, Kabel-, Satelliten- und Content-Unternehmen herausgefordert werden», sagt Canalys-Analystin Nadia Griffiths die Entwicklung fürs laufende Jahr voraus. Momentan teilen sich fünf grosse Anbieter 60 Prozent des weltweiten Marktes. Der Markt sei allerdings stark fragmentiert, so Canalys. 2006 seien zahlreiche Anbieter mit nur ­wenigen tausend Abonnenten auf den Markt gekommen.

Frankreich liegt in Europa vorn

Laut Canalys sind die drei grössten Provider PCCW (Hongkong) mit einem Marktanteil von 18,2%, France Telecom mit 16,8% und der ebenfalls französische Anbieter Free mit 14%, gefolgt von der spanischen Telefónica und dem italienischen Provider Fastweb. Neben Frankreich und Italien ist in Westeuropa auch noch Slowenien, das als IPTV-Pionier gilt, an vorderster Front zu finden. Die Zukunft von IPTV sieht vielversprechend aus, meint ­Canalys. Vor allem im asiatisch/pazifischen Raum - allen voran China und Indien - sowie in Nordamerika rechnen die Auguren für 2007 mit einem grossen Anstieg der IPTV-Nachfrage und -Angebote. Eine Forrester-Studie vom letzten November sieht das hingegen ganz anders: So kommen die Forrester-Auguren zu dem Schluss, dass IPTV grundsätzlich keine Goldgrube für Telko-Unternehmen sein wird. Die Studie bescheinigt dem Fernsehen via Internet nur geringes Konsumenteninteresse und mässiges Umsatzpotenzial. Auch eine Studie von Accenture vom letzten Herbst sagt den Anbietern von Internet-Fernsehen voraus, dass sie frühestens in drei Jahren mit IPTV Geld machen werden, wenn überhaupt.

IPTV? Nie gehört!

Neben hohen Investitionen in Infrastruktur, Technologie und Inhalte fehle es auch noch an anderen Medienangeboten, wie zum Beispiel Triple-Play (TV, Telefonie, Breitband-Internet) oder Video-on-demand. Laut der Accenture-Studie könne IPTV den Kunden nur schmackhaft gemacht werden, wenn preisgünstige Paketlösungen angeboten werden. Zudem wissen noch immer viele ­Konsumenten nichts oder nur wenig mit dem Begriff IPTV anzufangen: ­Gemäss einer Umfrage von TNS Emnid Medienforschung im Auftrag des Fachmagazins «W&V», kannten sich im September 2006 nur drei Prozent der befragten Konsumenten mit IPTV aus und bloss 27 Prozent hatten den Begriff an sich überhaupt schon einmal gehört. (sk)


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