Microsoft bleibt vom PC abhängig

Microsoft versucht heftig, neue Absatzmärkte zu erobern. Der Löwenanteil seiner Umsätze und Gewinne stammt aber immer noch aus dem Geschäft mit PC-Software und -Betriebssystemen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/21

     

Das PC-Hardware-Geschäft dümpelt vor sich hin, aber mit PC-Software scheint man weiterhin gutes Geld verdienen zu können – zumindest wenn man Microsoft heisst. Im Geschäftsbericht zum Quartal Juli/August/September 2002, dem ersten Quartal seines Geschäftsjahrs 2003, hat Microsoft zum ersten Mal in seiner Geschichte die Umsatzanteile seiner individuellen Geschäftsbereiche veröffentlicht.
Diese Zahlen zeigen insgesamt für Microsoft ein erfreuliches Bild: Mitten in der IT-Investitionskrise stieg der Umsatz der Redmonder im Vergleich zum gleichen Quartal im letzten Jahr um 26,4% von 6,13 auf 7,75 Mrd. Dollar, der operative Gewinn um 39,8% auf 4,05 Mrd. Dollar. Licensing 6.0 scheint für Microsoft, trotz aller Schelte durch die Kunden und der verzögerten Einführung, zumindest momentan noch ein voller Erfolg zu sein. Netto werden vom Gewinn, auch nach Steuern, Abschreibungen usw. immer noch satte 2,73 Mrd. Dollar übrigbleiben.

Gewinne (fast) nur auf PCs

Der Geschäftsbericht zeigt aber auch, wie stark Microsoft, trotz aller Bemühungen die Rechenzentren zu erobern und zusätzlich in ganz neue Produktbereiche vorzustossen, auch weiterhin vom PC-Geschäft abhängig ist: 37% seines Gesamtumsatzes erzielte Microsoft im Segment «Client», 31% im Segment «Information Worker» (siehe Kasten), die beiden PC-lastigen Segmente machen also insgesamt rund zwei Drittel des Gesamtumsatzes aus.
Noch krasser sieht es beim operativen Gewinn aus: 61% davon erwirtschaftete das Segment «Clients», 46% das Segment «Information Worker» und nur 13% das Segment «Server Platforms». Und wenn sich jetzt jemand wundert, dass das zusammen mehr als 100% ergibt: Der Grund ist, dass alle anderen Segmente operative Verluste einfuhren.
Die Abhängigkeit Microsofts vom Desktop hat sich ausserdem, verglichen mit dem gleichen Zeitraum im letzten Jahr, kaum gemindert. Damals wurden im Segment Client 59%, im Segment «Information Worker» 51% und im Segment «Server Platforms» 12% des operativen Gewinns erzielt. Auch im letzten Jahr mussten alle anderen Segmente Verluste verbuchen.
«Client» und «Information Worker» erzielten mit 34% resp. 26% zudem hohe Umsatzzuwächse gegenüber dem letzten Jahr, während das Segment «Server Platforms» vergleichsweise nur um 13% zulegte.

Business Solutions und Xbox verlustreich

Mit seinen Gehversuchen im Markt für Business-Software hat Microsoft einige Ängste bei lokalen Software-Herstellern ausgelöst. Dicke Stricke werden in Redmond aber in diesem Markt noch nicht zerrissen. Das Segment «Business Solutions», zu dem ja jetzt nicht nur Great Plains sondern inzwischen auch Navision gehört, hat seinen Umsatz zwar um 43% auf 106 Mio. Dollar gesteigert, dabei fielen aber auch 68 Millionen Dollar operativer Verlust an, 74% mehr als vor einem Jahr.
Auch das «Home and Entertainment»-Segment, mit dem Paradeprodukt Xbox, beschert Microsoft weiterhin nur Verluste. Der Umsatz konnte zwar fast verdoppelt werden, auf 505 Mio. Dollar, der operative Verlust stieg aber noch stärker, nämlich um 160% auf 177 Mio. Dollar.
MSN konnte seinen Verlust dafür halbieren, bei 531 Millionen Dollar Umsatz liegt er nun noch bei 97 Millionen. Der Umsatz im Segment «CE/Mobility» ist mit 17 Mio. Dollar für einen Riesen wie Microsoft noch vernachlässigbar, der Verlust betrug 33 Mio. Dollar. (hjm)

Die Microsoft Segmente


Microsoft segmentiert seine Umsätze folgendermassen:

Client: Windows XP Professional und Home, Windows 2000 Professional, Windows NT Workstation, Windows Me, Windows 98 und «embedded» Systeme.
Server Platforms: Server-Software-Lizenzen und Client-Access Lizenzen (CALs) für Windows Server, SQL Server, Exchange Server, Systems Management Server, Windows Terminal Server, und Small Business Server. Zu dem Segment gehören ausserdem noch Backoffice/Core CALs, Entwicklungstools, Training, Zertifikationen, die Microsoft Verlagserzeugnisse, Premier Product Support Services und die Microsoft Consulting Services.
Information Worker: Umsätze mit Microsoft Office, Microsoft Project, Visio, anderen für sich stehenden Anwendungen, Sharepoint Portal Server and CALs sowie Professional Product Support Services.

Business Solutions: Microsoft Great Plains; bCentral und Navision.


MSN: MSN-Subskriptionen und MSN Network-Services

CE/Mobility: Einkünfte durch die Pocket PC-, Handheld PC- und Windows CE Betriebssysteme.
Home und Entertainment: Xbox, PC-Spiele; Software und Hardware für Consumer sowie die TV-Platform.


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Was für Schuhe trug der gestiefelte Kater?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER