Nein zu Netzsperren (im Geldspielgesetz und wo auch immer)
Quelle: Swico

Nein zu Netzsperren (im Geldspielgesetz und wo auch immer)

Das Referendum gegen das geplante Geldspielgesetz ist lanciert. Weil dieses Netzsperren vorsieht, ist das auch im Sinne der ICT-Branche.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2017/11

     

Die Schweizer Wirtschaft ist auf ein leistungsfähiges, verlässliches, stabiles und sicheres Internet angewiesen. Internetsperren sind keine wirksame Lösung für die neuen Herausforderungen der digitalen Wirtschaft. Gleichzeitig schwächen sie das Internet und schädigen Private und Unternehmen.

Für die ICT-Branche ist grundsätzlich irrelevant, wie der Geldspielbereich reguliert wird. Die Bedenken richten sich ausschliesslich gegen Netzsperren. Die Einführung von Netzsperren ist unverantwortlich, weil damit die Integrität des Internets als einer Schlüsselinfrastruktur kompromittiert und volkswirtschaftlicher Schaden angerichtet wird sowie völlig Unbeteiligte unverhältnismässig geschädigt werden können. Dabei sind Netzsperren unwirksam, da sie sogar nach Meinung des federführenden EJPD einfach, kostenlos und ohne besondere Kenntnisse umgangen werden können. In modernen Browsern ist die Option zur Umgehung von Netzsperren überdies bereits vorinstalliert.

Die technischen und wirtschaftlichen Gründe gegen Netzsperren:

1. Netzsperren machen das Internet unsicher, da damit Internet-Provider gezwungen werden, Datenpakete falsch zu adressieren. Damit werden jedoch die Technologien zur Erkennungen von (kriminellen) Fälschungen im Internet geschwächt und damit der Kampf gegen Internetkriminalität gefährdet, den in der Schweiz insbesondere die Melde- und Analysestelle Informationssicherung Melani sowie Switch betreiben.
2. Netzsperren führen fast zwangsläufig zum Overblocking, also zur (überschiessenden) Sperrung von unbeteiligten ausländischen Internetanbietern. Damit werden in nicht unbedeutendem Ausmass legitime Inhalte für Schweizer Nutzer nicht mehr einsehbar.
3. Bei Netzsperren weichen Internetnutzer auf internationale Dienstanbieter aus. Der Schweizer Wirtschaft gehen Kunden und wichtige Informationen über das Nutzungsverhalten der Internetnutzer verloren. Oder aber Internetnutzer installieren eigene DNS-Resolver. Diese können, wenn sie offen sind, für DDOS-Attacken missbraucht werden. Internetnutzer, die andere DNS-Resolver benutzen, sind nicht mehr durch ihren Provider vor ­Phishing und Malware, aber auch vor Kinderpornografie geschützt.
4. Netzsperren schädigen den Forschungsstandort Schweiz: Forschende benötigen aufwändige Sonderbewilligungen, um entsprechende Untersuchungen und Recherchen durchzuführen. Die in der Botschaft vorgesehenen Ausnahmen für die Forschung werden von mehreren forschungsfernen Behörden verwaltet.
5. Netzsperren schädigen den Startup-Standort Schweiz: Startups müssen damit rechnen, dass eines Tages auch ihre Aktivitäten plötzlich aus wirtschaftspolitischen Gründen blockiert werden (Strukturerhalt à la Booking.com).
6. Wirtschaftlich schwer zu evaluieren, aber nicht vernachlässigenswert, sind Reputationsschäden, die den Firmen widerfahren, wenn ihre Seite zu Unrecht gesperrt wird: (Potentielle) Kunden und Besucher denken sofort, dass hier etwas nicht stimmt und meiden das Angebot danach.
7. Kleinere Telekommunikationsanbieter können sich die Kosten für die Einführung und Betrieb der Netzsperren kaum leisten. Netzsperren verursachen Kosten für Hardware, Lizenzen und Betrieb. Einen ähnlichen Effekt hat schon das neue BÜPF: Die Provider-Branche wird ausgedünnt und konzentriert sich in der Schweiz auf nur noch zwei, drei Mega-Anbieter.

Weitere Infos

Mehr Informationen zum Referendum unter www.internet-zensur-nein.ch.


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