Schweizer PC-Markt im Plus - Acer, Lenovo und HP mit kräftigem Wachstum
Quelle: IDC

Schweizer PC-Markt im Plus - Acer, Lenovo und HP mit kräftigem Wachstum

In der Schweiz wurden gemäss IDC 2017 1,436 Millionen PCs verkauft – ein Plus von 3,5 Prozent gegenüber Vorjahr. Während sowohl Acer als auch Apple, HP und Lenovo zulegen konnten, setzte Dell deutlich weniger ab. Getrieben wurde das Wachstum vom Geschäft mit Notebooks sowie von den Unternehmen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2018/04

     

Malini Paul, Research ­Manager bei IDC Western European Personal Com­puting Devices und damit auch verantwortlich für die Zahlen in der Schweiz, führt zum Schweizer PC-Markt 2017 aus, dass vor allem das ­erste und das dritte Quartal 2017 stark waren. "Apple und Lenovo konnten in diesen Quartalen mit starkem Wachstum aufwarten, und HP konnte das gesamte Jahr hinweg konsistente Wachstumszahlen ausweisen. Die Gründe sind vielfältig. Bei Apple als Beispiel wurde das Wachstum durch den Re­lease neuer Produkte wie dem Macbook Pro getrieben, das 2016 veröffentlicht wurde, dann aber einige Zeit brauchte, um signifikante Abverkäufe zu erzielen. Bei Lenovo ist das Wachstum mit der Umsetzung einer Reihe grössere Deals zu erklären, welche bereits früher abgeschlossen wurden und für die nun Geräte geliefert wurden." Und ganz grundsätzlich habe Lenovo seine Position im Enterprise-Umfeld im letzten Jahr verbessern können, so Paul weiter.

Acer auf Kurs, Dell zieht Strategie durch

Alles in allem wurden in der Schweiz im letzten Jahr 1,436 Millionen PCs (IDC zählt dazu Desktops, Notebooks und Workstations, aber keine Slate ­Tablets und Detachables) verkauft. Der grösste Anteil fiel dabei mit 484’000 Einheiten auf HP Inc., was einem Marktanteil von 33,7 Prozent (Vorjahr 32,6%) entspricht. HP Inc. konnte innert Jahresfrist um 7,1 Prozent zulegen. Sogar noch stärker wachsen konnte Lenovo auf Platz zwei, nämlich um 8,5 Prozent auf 256’000 Stück. Mit 16,9 Prozent Marktanteil drittstärkste Kraft in der Schweiz ist Apple mit 243’000 verkauften Macs im letzten Jahr, was einem Wachstum von 4,3 Prozent gegenüber Vorjahr entspricht. Mit 11,4 Prozent am stärksten steigern konnte sich derweil Acer auf Platz vier. Acer verkaufte 2017 147’000 Rechner und erhöhte den Marktanteil in der Schweiz so von 9,5 auf 10,2 Prozent. Weniger Rechner verkauft hat von den Top Fünf einzig Dell mit 117’000 Einheiten – 6000 weniger als noch vor einem Jahr.


Das Wachstum von Acer erklärt Malini Paul zum einen damit, dass sich die neuen Premium-Produktlinien – namentlich Ultraslims, Convertibles und Gaming-PCs – gut verkauft hätten. "Zum anderen hatte Acer in ganz Westeuropa in den letzten Jahren einige Inventarprobleme, welche dazu führten, dass die Absätze bei Acer 2016 stockten, da das hohe Inventar aufgeräumt werden musste. 2017 konnte sich Acer wieder dem Thema Wachstum zuwenden, die Lieferungen erreichten wieder ein normales Level."

Apple durch High-End-Produkte der Konkurrenz unter Druck

Zu Apple beziehungsweise zum vergleichsweise geringen Wachstum von Apple in der Schweiz erklärt die IDC-Analystin derweil, dass man seit kurzem ganz grundsätzlich beobachte, dass sich die Adaption von Apple-Rechnern in Ländern, in denen der Mac-Hersteller traditionell stark ist, verlangs­ame. Als Grund dafür sehe man, dass die Mitbewerber mehr und mehr innovative, attraktive High-End-Pre­mium-Produkte lancieren – ein Bereich, der bislang die Domäne von Apple war. "Das hat Apple ein wenig gebremst. Allerdings hat man in der Vergangenheit immer wieder gesehen, dass Apple auf sich abschwächendes Wachstum mit neuen Wachstumsstrategien reagieren konnte."

Auf die Frage, wo die Schwierigkeiten von Dell angesichts der Tatsache liegen, dass die Texaner als einziger Top-Hersteller weniger Rechner verkaufen konnten, antwortet Malini Paul: "Betrachtet man den ganzen EMEA-Raum, würde ich Dells Situation nicht als schwierig bezeichnen. Dell hat seit jeher schon auf Profitabilität an­stelle von Marktanteilen und Stückzahlen fokussiert." Bei IDC glaube man, dass das so bleiben wird, und darüber hinaus gehe man davon aus, dass auch die anderen Hersteller ihren Fokus diesbezüglich verlagern. "Denn im rückläufigen PC-Markt Profit zu machen, geht nur, indem die Profitabilität erhöht wird. Nicht zuletzt deshalb beobachtet man die signifikante Zunahme an Premium-Produkten, die auf den Markt kommen."


Für Dell in der Schweiz bedeutete das laut Paul, dass der Hersteller in Ausschreibungen, die vor allem über den Preis entschieden wurden, oft relativ früh ausstieg, weil man die Profitabilitäts-Strategie durchgezogen hat. Das erklärt auch das geringere Wachstum, was laut der IDC-Analystin aber nicht negativ zu werten sei.

HP Inc. und Acer legen bei Note­books, Lenovo bei Desktops zu

Dass der Schweizer PC-Markt gewachsen ist, ist unter anderem dem Notebook-Geschäft zu verdanken, das 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent auf 982’000 verkaufte Einheiten zugelegt hat. Im Notebook-Business heissen die grossen Gewinner HP Inc. mit einem Stückzahlen-Wachstum von 14,5 Prozent sowie Acer mit einem Plus von 16,4 Prozent. Alles in allem kommt HP Inc. bei den Notebooks auf einen Marktanteil von 32,1 Prozent (Vorjahr 30,3%), Acer auf 13 Prozent (Vorjahr 12,1%). Die übrigen drei Hersteller in den Top Fünf konnten ihre Absätze zwar ebenfalls steigern, allerdings ging deren Marktanteil zurück. Im Falle von Lenovo heisst das, dass mit 205’000 Geräten 12’000 Notebooks mehr als vor einem Jahr verkauft wurden (+6,2%), der Marktanteil aber von 21,2 auf 20,9 Prozent zurückgegangen ist. Apple verkaufte mit 189’000 Macbooks 11’000 Geräte mehr als 2016 (ebenfalls +6,2%), der Marktanteil sank jedoch von 19,6 auf 19,2 Prozent. Und Dell konnte den Geräteabsatz um 1000 auf 66’000 Stück steigern (+1,5%), der Marktanteil ging dabei von 7,2 auf 6,7 Prozent zurück.
Etwas weniger rosig sehen die Zahlen im Desktop-Segment aus. Bei den Desktop-PCs konnte mit Lenovo nur ein Hersteller zulegen, das dafür gleich kräftig um 18,6 Prozent. Lenovo verkaufte vor dem Hintergrund, dass die Position wie von Malini Paul erklärt im Unternehmens- und Enterprise-Umfeld gestärkt wurde, letztes Jahr 51’000 Desktop-Rechner und kommt so auf einem Marktanteil von 11,2 Prozent.

Bei Marktführer HP ging der Desktop-Absatz um 8000 Einheiten auf 169’000 Geräte zurück (-4,5%), der Marktanteil stieg nichtsdestotrotz um 0,2 auf 37,2 Prozent. Das ist damit zu erklären, dass die anderen Top-Hersteller noch deutlichere Einbussen hinnehmen mussten – allen voran Acer mit einem Minus von 13,6 Prozent (Marktanteil neu 4,2%) und Dell mit einem Minus von 12,1 Prozent und einem Rückgang des Marktanteils von 12,1 auf 11,2 Prozent. Bei Apple fiel der Rückgang mit einem Minus von 1,8 Prozent derweil glimpflich aus, mit 54’000 verkauften Geräten und einem Marktanteil von 11,9 Prozent hat ­Apple zudem Dell als Nummer zwei im Schweizer Desktop-Markt abgelöst.

Unternehmen sorgen für Wachstum

Bei der Betrachtung nach Consumer- und Commercial-Geschäft wird zudem ersichtlich, dass vor allem das Geschäft mit Unternehmenskunden für Wachstum im Schweizer PC-Markt gesorgt hat. So wurden im Commercial-Bereich 2017 835’000 Geräte verkauft, was einem Plus von 5,3 Prozent gegenüber 2016 entspricht. Im Consumer-Umfeld, wo das Volumen mit 601’000 verkauften PCs auch deutlich kleiner ist, betrug das Wachstum lediglich 1,2 Prozent.

In diesem angesprochenen Consu­mer-­Umfeld fällt einmal mehr Acer auf. Acer konnte die Zahl der verkauften Geräte innert Jahresfrist um 21’000 auf 112’000 um beinahe ein Viertel steigern. So kommt Acer auf einen Marktanteil von 18,6 Prozent (Vorjahr 15,3%), hat Lenovo auf Platz drei abgelöst und liegt auch nur noch knapp 3 Prozentpunkte hinter HP Inc. auf dem zweiten Platz mit einem Marktanteil von 21,5 Prozent und einem Wachstum von 8,4 Prozent.


Marktleader in der Schweiz im Consumer-Bereich mit 27,8 Prozent Marktanteil ist Apple mit 167’000 verkauften Rechnern – 6000 Einheiten mehr als 2016 (+3,7%). Lenovo, wie angesprochen auf Rang vier zurückgefallen, konnte letztes Jahr noch 80’000 Consumer-PCs verkaufen, 15’000 weniger als vor einem Jahr (-15,8%). Entsprechend fiel der Marktanteil von 16 auf 13,3 Prozent. Mit 11,3 Prozent deutlich im Minus in der Schweiz war letztes Jahr auch Asus mit 55’000 verkauften Rechnern. Der Marktanteil fiel entsprechend von 10,4 auf 9,2 Prozent.
Im Commercial-Bereich sieht die Situation etwas anders aus: Hier konnte Lenovo im letzten Jahr um mehr als 25 Prozent zulegen und die Zahl der verkauften Rechner von 141’000 auf 177’000 Einheiten steigern. Das reicht zwar für einen Marktanteil von 21,2 Prozent (2016: 17,8%), allerdings ist das immer noch nur die Hälfte des HP-Inc.-Marktanteils im Commercial-­Bereich, der bei 42,5 Prozent liegt. HP Inc. konnte an Schweizer Unternehmen im letzten Jahr 355’000 PCs verkaufen, 22’000 oder 6,6 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Ebenfalls im Plus im Commercial-Bereich war letztes Jahr Apple mit 76’000 verkauften Rechnern (+7%). Derweil hat Dell 6 Prozent weniger PCs verkauft – was noch 110’000 Rechnern entspricht und einen Marktanteil von 13,2 Prozent ergibt. Acer, der Gewinner im Consumer-Umfeld, hat im Commercial-Segment 14,6 Prozent weniger Geräte verkauft und kommt noch auf einen Marktanteil von 4,2 Prozent (2016: 5,2%).


Abschliessend kann zu den Schweizer PC-Marktzahlen 2017 noch ergänzt werden, dass die Hersteller ausserhalb der Top Fünf, die bei IDC unter "andere" geführt werden, in allen Kategorien und Segmenten eingebüsst haben. "Das zeigt ganz deutlich, dass sich der Markt rund um die Top-5- oder sogar um die Top-3-Hersteller konsolidiert", erläutert IDC-Analystin Malini Paul. "Für die kleineren und insbesondere lokalen Anbieter heisst das ganz klar, dass sie sich auf Nischenprodukte und -services konzentrieren müssen, wenn sie noch Wachstum generieren wollen."

"Ich würde nicht damit rechnen, irgendwann noch einmal zweistellige Wachstumsraten zu sehen." Malini Paul, Research Manager, IDC

"Swiss IT Reseller": Welche Erwartungen hat IDC bezüglich der PC-Marktentwicklung in der Schweiz für 2018?
Malini Paul: Wir rechnen damit, dass sich der Markt stückzahlenmässig flach entwickelt oder gar schrumpft. Vor allem im ersten Quartal wird der Absatz zurückgehen, um dann wieder leicht ins Plus zu kehren. Getrieben wird der Markt in der ersten Jahreshälfte vor allem vom Enterprise-Sektor, der bereits 2017 für Wachstum gesorgt hat, während im zweiten Halbjahr die PC-Nachfrage im KMU-Umfeld zunehmen wird.

Im Consumer-Umfeld erwarten Sie kein Wachstum?
Nein, Wachstum wird wohl ausschliesslich im Commercial-Umfeld generiert. Es gibt jedoch einen Lichtblick im Consumer-Markt, und der heisst Gaming. Der Gaming-Bereich wächst, allerdings sind die Volumina zu gering, um den rückläufigen Gesamt-Consumer-Markt zu stützen.


Spricht man mit den Herstellern, hört man, dass die Unterscheidung von Consumer und Commercial zunehmend schwierig wird. Unternehmen kaufen Consumer-Geräte, Private wollen Geräte, die eigentlich für Unternehmen gedacht sind. Wie sehen Sie die Situation?
Aus unserer Perspektive stellen wir diesbezüglich nur eine leichte Überschneidung fest. Ich bin der Überzeugung, dass ein Enduser in den seltensten Fällen ein Business-Gerät ausschliesslich für den privaten Gebrauch kauft. Es ist vielleicht richtig, dass er ein solches Gerät als Einzelperson über den Re- oder Etail kauft. Dann aber vor dem Hintergrund, dass er mit dem Gerät auch arbeiten möchte – im Home Office zum Beispiel. Ansonsten würde er den Mehrpreis für so ein Gerät nicht in Kauf nehmen. Etwas häufiger beobachten wir, dass kleine Unternehmen im Retail und Etail Consumer-Geräte für den kommerziellen Einsatz kaufen. Dies geschieht tendenziell aber in Märkten mit geringerer Kaufkraft, eher selten in Ländern wie der Schweiz.
Welche Formfaktoren werden in naher Zukunft besonders gefragt sein und Wachstum generieren?
Was Formfaktoren angeht, wird im Mobile-Bereich die Bedeutung von Convertibles und Ultraslim-Geräten weiter zunehmen, im Desktop-Bereich werden All in Ones mehr gefragt sein. Allerdings sind die Volumen dieser Geräteklassen immer noch relativ gering.

Wird sich das in absehbarer Zeit ändern?
In naher Zukunft werden in der Kategorie der mobilen Rechner weiter traditionelle Notebooks den Löwenanteil der Absätze ausmachen, und im Desktop-Umfeld der klassische Tower. Bis in einigen Jahren aber werden die Anteile von Convertibles, Ultraslim-Notebooks und All in Ones einen signifikanten Anteil ausmachen und Mainstream werden.


Werden diese Geräte wieder Wachstum in den PC-Markt bringen?
Ich würde sicher nicht damit rechnen, dass wir irgendwann noch einmal zweistellige Wachstumsraten sehen. Die angesprochenen Formfaktoren sind alle eher im Premium-Segment angesiedelt, und wir rechnen allgemein damit, dass sich die Lebens- und Nutzungsdauer der Geräte verlängert. Aber die Nachfrage wird kommen, und damit auch ein gewisses Wachstum. (mw)


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