René Regez - Der Verkäufer
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René Regez - Der Verkäufer

Bechtle-Schweiz-Chef René Regez hat sich schon immer als Verkäufer gefühlt. Früher verkaufte er Lastwagen, später dann ganze Firmen – so unter anderem Alltron.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2011/04

     

Zum ‚Znüni‘, zum ‚Zmittag‘ und zum ‚Zvieri‘ mit einem Chaffeur etwas trinken gehen – und dann ab in den Apéro: So hat man vor 20, 30 Jahren Lastwagen verkauft», erinnert sich René Regez an seine Zeit als Lastwagenverkäufer bei Iveco zurück. «Nach einem Jahr musste ich aufhören, sonst wäre ich zum Alkoholiker geworden.» Und doch: Der heutige Bechtle-Chef kann dieser Zeit durchaus Gutes abgewinnen. Er habe damals den Verkauf von der Pike auf gelernt. «Und als Verkäufer habe ich mich schon immer gefühlt.»
So wechselte Regez von der Lastwagen- in die Halbleiter-Branche, spezialisierte sich auf Mikroprozessoren und vertrat Motorola in der Schweiz. 1988 begann für Regez das Kapitel Alltron, das er als Meilenstein seiner Karriere bezeichnet. Er gründete die Firma und spezialisierte sich mit ihr zuerst auf Halbleiter, später dann auf PCs und Komponenten. 1997 startete Regez mit Coma Services ein weiteres Unternehmen, das auf Services im Printer-Bereich fokussierte.
Im Jahr 2000 verkaufte Regez Alltron, wechselte zu einem US-Unternehmen und war für Europa zuständig. «Das hat nicht funktioniert, vor allem deshalb, weil ich nur noch Befehlsempfänger war. Nach elf Monaten bin ich dort ausgestiegen», erinnerte sich Regez. Als dann sieben Jahre später Coma Services an Bechtle Schweiz veräussert wurde, versuchte sich Regez erneut als Angestellter, dieses Mal bei Bechtle. Die anfängliche Angst vor der erneuten Rückkehr ins Angestelltenverhältnis in Anbetracht des missglückten Versuchs einige Jahre zuvor habe sich aber als unbegründet erwiesen, liege der Ball bei Bechtle doch etwas anders. Bechtle sei zwar ein Grosskonzern, jedoch mit einer einzigartigen Dezentralitäts-Philosophie. «Als Bereichsvorstand kann ich mit unseren Geschäftsführern so agieren, als würden wir unsere eigene Firma führen. Klar, wir müssen Zahlen liefern, aber das Mindset ist ganz anders, viel autonomer.» Man könne seine Ideen einbringen und die Eigenheiten des Schweizer Marktes berücksichtigen. Ausserdem schätze er auch die Vorteile, die ein Grosskonzern mitbringe, beispielsweise, dass man eine professionelle HR-, eine IT- oder eine Finanzabteilung im Rücken habe.
Druck abgefallen sei durch das Angestelltenverhältnis aber nicht – im Gegenteil: «Dadurch, dass ich früherer niemandem Rechenschaft ablegen musste, war der Druck auch weniger da. Und weil ich mit meinen Firmen immer erfolgreich war, musste ich mir auch nie Sorgen darüber machen, die Löhne Ende Monat nicht bezahlen zu können.»

Sport als Ausgleich

Für Regez gibt es aber auch Leben neben dem Business. Einen Ausgleich zur Arbeit findet er bei seiner Familie zum einen, im Sport zum anderen: «Ohne Sport könnte ich nicht funk­tionieren.» Regez läuft Marathon. «Wenn ich nicht fünf, sechs Stunden die Woche trainieren kann, fühle ich mich nicht gut.» Jedoch gesteht Regez ein, dass er in den letzten paar Jahren Niveau verloren hat. «Mein Ziel ist es aber, wieder auf das Niveau vergangener Jahre zu kommen. Allerdings macht mir die Biologie hier einen Strich durch die Rechnung. Entsprechend ist dieses Ziel eher eine Vision», so Regez lachend, und fügt an, dass ihm seine Frau inzwischen um die Ohren renne. Damit umzugehen, sei für ihn schon nicht ganz einfach. «Ich habe aber noch nicht aufgegeben», schiebt er mit einem Augenzwinkern nach. Ernsthafter fügt er an, dass er durchaus ein sehr kompetitiver Mensch sei, und das immer schon war – beruflich und privat. «Zum Teil hat das eigenartige Zustände angenommen, doch ich habe auch gelernt, mich zurück­zunehmen. Aber ich verlange auch heute noch viel, von mir und von anderen. Doch ich gebe auch viel.»
Ein weiteres Hobby, dem Regez früher frönte, war die Start-up-Hilfe. Seit drei Jahren habe er in diesem Bereich aber nichts mehr gemacht. Zum einen, weil ihm die Zeit fehlte, zum anderen, weil er bei den heutigen Jungunternehmern vielfach die Risikobereitschaft vermisse. «Ich habe von den Start-ups immer gefordert, dass sie zumindest so viel Geld selbst einschiessen, dass es sie schmerzt. Mich dünkt, diese Bereitschaft ist heute kaum mehr vorhanden.»

Im Hier und Jetzt

Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, in Zukunft vielleicht nochmals eine Firma zu gründen und selbstständig zu werden, antwortet Regez, dass das Feuer sicher noch da sei. «Doch ich bin der Meinung, dass man nicht auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen kann. Im Moment bin ich bei Bechtle und investiere meine ganze Energie in diese Firma.» Gleichzeitig betont Regez aber auch, dass er heute in zehn Jahren pensioniert sein wird. «Ich werde keiner sein, den die IT aushalten muss, bis er nicht mehr weiss, was in der IT läuft.» Was er dann machen werde, das werde sich dann zeigen. Er habe schon immer im Jetzt gelebt. (mw)
René Regezcrack
René Regez, ältestes von drei Kindern, bezeichnet seine Herkunft als «ganz normal und gutbürgerlich». Seine Mutter war Hausfrau, sein Vater Lehrlingsausbildner bei Novartis. Er selbst ist Vater von zwei Söhnen (20 und 23 Jahre alt) und hat vor rund drei Jahren zum zweiten Mal geheiratet. Nach der obligatorischen Schulzeit machte Regez eine Lehre als Autoelektriker mit Berufsmatur, darauf folgte ein Studium als Automobil-Ingenieur an der Fachhochschule in Biel. Er wäre von Beginn weg in der IT gelandet, sagt Regez heute, doch damals habe es schlicht noch keine IT gegeben. Also habe er sich für seine zweite Leidenschaft, die Autoindustrie, entschieden. Der heutige Geschäftsführer von Bechtle Schweiz, der sich selbst als «manchmal vielleicht zu direkt, dafür aber immer ehrlich» bezeichnet, hat sich unter anderem als Mitgründer von Alltron einen Namen in der Szene gemacht.crackcrack


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