Schweizer ICT: Exportpotential noch nicht ausgeschöpft
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Schweizer ICT: Exportpotential noch nicht ausgeschöpft

ICTswitzerland hat zwei Studien zur Schweizer ICT-Wirtschaft veröffentlicht. Beide zeigen, dass es im Bereich Export noch Luft nach oben gibt – vor allem seitens der Softwareindustrie, die lediglich 12 Prozent ihrer Umsätze im Ausland macht.
2. November 2016

     

ICTswitzerland, die Schweizer Dachorganisation der hiesigen IT-Verbände, hat im Rahmen des CNO Panels in Bern gleich zwei neue Studien präsentiert – zum einen die ICT-Aussenhandelsstudie, die sich mit dem Thema ICT und Export beschäftigt, zum anderen die Swiss Software Industry Survey, die sich der Schweizer Software-Branche widmet.

Die ICT-Aussenhandelsstudie zeigt für das Jahr 2015 unter anderem, dass der ICT-Dienstleistungsbereich mit einem Exportumsatz von 13,1 Milliarden Franken die fünftwichtigste Dienstleistungsexportgruppe der Schweiz ist. Von substantieller Bedeutung bleibe der Handel mit Computerdiensten (9 Mrd. Franken). Weiter seien Telekommunikationsdienste (2,4 Mrd. Franken) und die Informationsdienste (1,7 Mrd. Franken) von hoher Bedeutung. Derweil verliert der Export von ICT-Gütern laut Studie seit Jahren an Bedeutung. 2010 wurden Güter im Wert von 7,3 Milliarden Franken exportiert, 2015 noch im Wert von 6,4 Milliarden.


Die ICT-Dienstleistungshandelsbilanz sei nahezu ausgeglichen, heisst es weiter, und betrug im letzten Jahr minus 0,2 Milliarden Franken. Dabei sei der Export von Schweizer ICT-Dienstleistungen in alle Ländergruppen höher als der Import – von den USA einmal abgesehen. Dies unterstreiche die Qualität und Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer ICT. Bei den ICT-Gütern betragen die Nettoexporte derweil minus 5,7 Milliarden, weshalb sich für die gesamte ICT-Wirtschaft ein Handelsdefizit ergibt.

Klar der wichtigste Handelspartner der Schweizer ICT-Branche ist Europa mit einem Dienstleistungsexportanteil von 62 Prozent, gefolgt von Amerika mit 24 und Asien mit 10 Prozent. Innerhalb Europas seien vor allem Deutschland mit Exporten im Wert von 2,6 Milliarden, Grossbritannien mit 1,5 Milliarden, Frankreich mit 0,9 Milliarden und die Niederlande mit 0,5 Milliarden von grosser Bedeutung.
Bei der zweiten Studie, der von der Uni Bern durchgeführten Swiss Software Industry Survey (SSIS), wurde der Themenfokus im Untersuchungsjahr 2015 auf die Internationalisierung gelegt. Dabei wurde unter anderem festgestellt, dass die Schweizer Software-Branche lediglich 12 Prozent ihrer Umsätze im Ausland generiert und dass 62 Prozent dieser Exporte nach Deutschland gehen. Standardsoftwarehersteller seien mit ihren Internationalisierungsvorhaben zudem zufriedener als Hersteller von Individualsoftware, was auf Abweichungen in den Internationalisierungsstrategien und die Art des Markteintritts zurückgeführt werden könne.

Ausserdem schreiben die Studienverfasser, dass die Profitabilität, Investitionen und Wachstumserwartungen der hiesigen Softwarebranche zwar auf hohem Niveau liege, aber abnehme. So ist die durchschnittliche EBIT-Marge von 8,5 Prozent im Jahr 2014 beispielsweise auf 7,5 Prozent im letzten Jahr gesunken. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Wachstumsaussichten für 2016, die zwar positiv, aber doch tiefer als noch vor geraumer Zeit sind. Für 2015 wurde in der Softwareindustrie noch mit einem Wachstum von 12 Prozent gerechnet, für 2016 liegen die Erwartungen "nur" noch bei 5 Prozent. Dieses Bild schlage sich auch in den Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie im erwarteten Mitarbeiterwachstum nieder, ist im SSIS weiter nachzulesen. Durchschnittlich investieren Schweizer Softwareunternehmen 12 Prozent ihres Umsatzes in die Zukunft – sprich in den Bereich F&E. 2014 waren es noch 14 Prozent. Und sollte die Belegschaft 2015 noch um 12 Prozent ausgebaut werden, rechnet die Schweizer Softwarebranche damit, dass der Mitarbeiterbestand im laufenden Jahr lediglich noch um 8,5 Prozent zunimmt.


Zusammenfassend hält ICTswitzerland zu beiden Studien fest, dass sie die wachsende Bedeutung der ICT für die Schweiz zeigen würden. Andreas Kaelin, Geschäftsführer von ICTswitzerland, zeigt sich zufrieden mit den Ergebnissen, hält jedoch fest: "Damit die Schweiz die Chancen der Digitalisierung nutzen kann, brauchen wir eine ICT-Industrie, die sich auch in ausländischen Märkten mit Best-in-Class-Lösungen behaupten kann. Es gibt einige Leuchttürme der Schweizer ICT-Wirtschaft im Ausland, doch unser Exportpotential ist längst noch nicht ausgeschöpft. Daran müssen wir dringend arbeiten." Mit einem Schweizer Auftritt auf der Gitex in Dubai und der Cebit in Hannover unterstütze ICTswitzerland den Auftritt der Schweizer ICT im internationalen Wettbewerb und damit die Erschliessung ausländischer Märkte für Schweizer ICT-Unternehmen.

Die beiden Studien können in ihrer vollen Länge bei ICTswitzerland heruntergeladen werden. (mw)


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