Oracle: Open Source Storage und Tape-Produkte von Sun bleiben erhalten
Quelle: Vogel.de

Oracle: Open Source Storage und Tape-Produkte von Sun bleiben erhalten

Kurz nachdem bekannt wurde, dass Oracle Sun Microsystems für sieben Milliarden Dollar übernehmen will, wurde heftig spekuliert, welche Rolle Suns Speicherprodukte im Oracle-Portfolio spielen werden. Mit einigen Wochen Verzögerung hat der Datenbankanbieter nun seine Integrationsstrategie für Sun vorgestellt.
2. Februar 2010

     

Mit einigen Wochen Verzögerung, bedingt durch die Bedenken der EU-Kommission gegen den Sieben-Milliarden-Dollar-Deal, hat Oracle sich zur Zukunft von Sun geäussert. In einem ganztägigen Webcast stellte Oracles CEO Larry Ellison dabei zu Beginn klar: "Wir sind in beiden Geschäftsfeldern aktiv, sowohl im Geschäft für Best-of-Breed-Komponenten als auch für vollständig integrierte Systeme." Oracles CEO griff im Anschluss unvermittelt Netapp an, Suns heftigsten Storage-Mitbewerber, der in der Vergangenheit Prozesse gegen das Unternehmen geführt hatte. Netapp hatte Sun vorgeworfen, mit dessen Open-Source-Dateisystem Zettabyte File System (ZFS) Netapp-Patente zu verletzen.


"Wenn Sie ein Netapp-Anwender sind, dann sollten Sie einen Blick auf die (Oracle) ZFS Storage Appliance werfen – das ist eine Art Netapp-Appliance der kommenden Generation", gab sich Ellison kämpferisch und fuhr fort: "Wir gehen davon aus, Marktanteile bei Servern zu gewinnen, wir erwarten höhere Marktanteile bei Speichersystemen und erwarten höhere Marktanteile bei der Tape-Archivierung."


Tape-Geschäft bleibt erhalten

Zwar hatte Oracle – noch ehe die Übernahme komplett unter Dach und Fach war – das ZFS und die Open-Speicherprodukte von Sun (bekannt als Sun-7000-Serie, von Oracle in ZFS Storage Appliance umbenannt) in die Exadata-2-Maschine integriert. Allerdings blieb unklar, wie viel Interesse Oracle am Tape-Geschäft von Sun haben wird. Nach der Übernahme von Storagetek im Jahre 2005 stieg Sun zum Marktführer im allgemein rückläufigen Tape-Markt auf.


John Fowler, Executive Vice President der Sun Systems Group und nun Executive Vice President Hardware Engineering bei Oracle, erklärte, das Oracle-Portfolio werde auch weiterhin Storagetek-Bandprodukte enthalten, die Kunden zur Langzeitarchivierung angeboten werden. Die ZFS Storage Appliance solle darüber hinaus für gemischte Disk-Tape-Umgebungen zusammen mit Tape Libraries verkauft werden. "Wir werden unsere Roadmap in Bezug auf kontinuierliche Verbesserungen der Bandbibliotheken fortsetzen", so Fowler.


Geplante Verbesserungen der 7000-Serie umfassten laut Fowler sowohl eine Sammlung vordefinierter Objekte unter Oracle-Anwendungen, um die Speicherbereitstellung innerhalb des Geräts zu vereinfachen, als auch eine Speicher-Appliance für virtuelle Oracle-Maschinen.


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Oracles Integrationspläne

Obwohl Vertreter von Oracle betonten, man werde Suns Speicherprodukte eigenständig anbieten, konzentrierten sich die Gespräche an der Pressekonferenz darauf, wie man die Produktlinien der beiden Unternehmen künftig enger miteinander verzahnen könnte. Oracles Präsident Charles Phillips erklärte, jetzt, da die Entwicklung beider Unternehmen unter einem Dach vereint sei, "werden wir die ganze Maschine im Hinblick auf die Performance optimieren, und nicht nur das, was in die Speicher fliesst und das, was in die Datenbank geht."


Oracle liess zudem verlauten, es werde Neuerungen bei der Exadata-Linie geben, wie auch Verbesserungen beim Exadata-Produkt. Dazu werden beispielsweise schnellere Knoten zählen oder ein Offline-Zugriff auf Speicherzellen sowie eine verbesserte Prozessor-Performance für Anwendungen wie Data Warehousing und Online Transaction Processing (OLTP).


Auch das Berichtswesen, das Monitoring und der Support sollen laut Thomas Kurian, Vice President Produktentwicklung bei Oracle, für kombinierte Oracle-Sun-Produkte enger miteinander verzahnt werden. "Wenn ein Disk-Controller ein Problem hat oder ein Thread im Betriebssystem hängt, erkennen wir das, indem uns das Betriebssystem und die Firmware bestimmte Vorkommnisse melden und wir sie dann anweisen, den Workload an andere Knoten zu leiten", so Kurian.


Kurian erklärte ebenfalls, Oracle werde den Enterprise Manager mit Suns Management-Konsole Operation Center zusammenlegen. Auch der Support soll künftig über Oracles Portal "MyOracleSupport" gemeinsam angeboten werden. "Indem wir intelligenter festhalten, was auf Ihrem System passiert und diese Informationen an den Oracle-Support weiterleiten, können wir Sie proaktiv dabei unterstützen, Ihr System besser zu verwalten", erklärt Kurian.


Auswirkungen auf die Storage-Branche

Analysten sind der Meinung, dass der Markteinstieg des weltgrössten Anbieters von Datenbanken das Potential habe, die Spielregeln für etablierte Speicherhersteller zu verändern. "Das ist eine Warnung an die Speicherindustrie", schrieb IDC-Analyst Benjamin Woo in einer E-Mail an "Searchstorage.com". "Sun war in den vergangenen zwölf Monaten recht untätig. Nach dem Zusammenschluss mit Oracle wird das Unternehmen nun zu einer brauchbaren Alternative zu Netapp, EMC und Hewlett-Packard. Das Oracle-Sun-Modell ist stärker auf Software ausgelegt als Hewlett-Packards Hardware-basierender Ansatz oder Service-zentrierte Ansätze (Acadia, VCE). Anwender werden nun mehr Wahlmöglichkeiten haben."


Aaron Rakers, Analyst bei Stifel Nicolaus Equity Research, wies in einem Schreiben an Kunden auf Oracles Absicht hin, im Geschäftsjahr 2011 4,3 Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung zu stecken. Rakers schätzt, dass Hewlett-Packard in diesem Jahr 2,9 Milliarden Dollar in R&D investieren wird, EMC 1,9 Milliarden Dollar und Netapp 510 Millionen Dollar. "Wir glauben auch, dass die Strategie von Oracle und Sun die Frage aufwerfen wird, wie sich Dell sich langfristig im sich weiterentwickelnden Markt für Enterprise-Rechenzentren positionieren wird", schrieb Rakers.




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