Trennen, was nicht zusammengehört

In Kürze wird der Datawarehouse-Spezialist Teradata vom Mutterkonzern NCR getrennt. In Warschau buhlte man um osteuropäische Kunden.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/08

     

«Wie lange wird es dauern, bis Teradata gekauft wird?» Diese Frage wird in diesen Tagen sämtlichen Teradata-Verantwortlichen gleich mehrmals gestellt und scheint sie etwas zu nerven. Angesichts der baldigen Abspaltung des Datawarehouse-Spezialisten vom Mutterkonzern NCR ist die Frage allerdings nicht unbegründet.
Das Unternehmen selber sieht sich in einer Position der Stärke und wollte das am diesjährigen Enterprise Intelligence Summit in Warschau auch zeigen. Mehrere hundert Kunden und rund 60 Journalisten aus aller Welt wurden in die polnische Hauptstadt geholt, um ihnen während dreier Tage die Lösungen und Visionen von Teradata aufzuzeigen.
Das Ziel der Datawarehouse-Lösungen von Teradata sei es, die Informationen, die einem Unternehmen zur Verfügung stehen, aktiv zu nutzen und strategisch einzusetzen, erklärt EMEA Vice President Hermann Wimmer in seiner Eröffnungsrede. Die Lösung klingt einfach: Die richtigen Informationen müssen zur richtigen Zeit dem richtigen Mitarbeiter zur Verfügung stehen, damit dieser rasch die richtige Entscheidung treffen kann. Teradata-CEO Mike Koehler (Bild) untermauert diesen Anspruch mit einem Zitat aus der Harvard Business Review: «Unternehmensführer fällen grosse Entscheide, der Unternehmens­erfolg hängt jedoch von tausenden kleinen Entscheiden ab.»

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Informationen rechtzeitig dorthin zu bringen, wo sie gebraucht werden, ist jedoch leichter gesagt als getan und erfordert einiges an Branchenwissen. Kein Wunder Also, dass sich Teradata als Tochter eines seit 120 Jahren agierenden Unternehmens, das mit Kassensystemen gross geworden ist, zuerst auf die Retailbranche konzentrierte. So zählen heute beispielsweise Wal-Mart, Sears, aber auch die Migros zu Teradatas Kunden.
«Es handelt sich bei Datawarehousing um einen Nischenmarkt mit einem Potential von rund vier Milliarden Dollar», schätzt Hermann Wimmer. Da die Einstiegskosten für Teradata-Lösungen hoch sind («unter einer Million gibt’s nichts»), setzt das Unternehmen vor allem auf Grosskunden. «In den nächsten drei Jahren gibt es im Segment der Grossunternehmen ausreichend Wachstumspotential.» Dass man zu einem späteren Zeitpunkt auch gehostete Lösungen für KMU anbieten könnte, schliesst Wimmer jedoch nicht aus.
Im letzten Jahr trug Teradata rund 1,6 Mrd. Dollar zum NCR-Gesamtumsatz von 6,1 Mrd. Dollar bei. Warum also der Spin-off? «Teradata und NCR sind zwei völlig verschiedene Unternehmen, die in verschiedenen Märkten tätig sind. Es macht schlicht keinen Sinn, Synergien zu suchen, wo keine sind, und zusammenzuführen, was nicht zusammengehört», ist Wimmer überzeugt. Um auch in Zukunft als selbständiges Unternehmen in einem boomenden Markt bestehen zu können, müssen neue Branchen erschlossen werden. So zielt Teradata beispielsweise in der Schweiz auf die Finanz- und Pharmaindustrie.

Kompetenzzentren im Ausland

Das nötige Fachwissen holt man sich gegebenenfalls im Ausland. Also unterhält Teradata in verschiedenen Ländern Kompetenzzentren, die sich mit den spezifischen Anforderungen ans Datenmanagement einzelner Branchen auskennen. So sind beispielsweise die Ansprüche des Teradata-Kunden Touring Club Schweiz (TCS) gänzlich anders als diejenigen einer Grossbank. «Beim TCS ist die Datenmenge klein. Dafür ist die sinnvolle Verknüpfung der Informationen äusserst komplex, da die Organisation unter anderem als Reisebüro, Versicherung und Serviceunternehmen tätig ist», weiss Jürg Bühler, Country Manager Schweiz. Dagegen sind bei Banken sowohl die Daten- wie auch die Abfragemengen enorm gross und über die ganze Welt verteilt. Bei solch unterschiedlichen Projekten wären die rund 50 Mitarbeitenden von Teradata Schweiz schlicht überfordert. «Wenn man in einem solch spezialisierten Gebiet tätig ist, muss man sehr kompetent sein, um potentielle Kunden zu überzeugen», erklärt Bühler. Dementsprechend daure es zwischen 18 Monaten und vier Jahren, um einen neuen Kunden hinzuzugewinnen. (mag)


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