Alles für die Konsole

Die Spielkonsolenhersteller beginnen das Geschäft mit der Peripherie erst allmählich zu entdecken.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/17

     

Es ist nur ein kleiner Markt, das Geschäft mit dem Zubehör für Spielkonsolen. Im vergangenen Jahr wurden gerade einmal 3 Millionen Franken damit umgesetzt, wie der Branchenverband SIEA (Swiss Interactive Entertainment Association) ermittelt hat. Der Gesamtumsatz mit Hardware lag bei 38 Millionen Franken. Der Löwenanteil wird mit den Konsolen selbst erwirtschaftet. Trotzdem ist
der Zubehörmarkt spannend und von einer eigenen Dynamik getrieben.
Bei Sony etwa hat neues Zubehör lange nach der Markteinführung der Playstation 2 eine völlig neue Spielkategorie geschaffen. Der Partyknüller «Singstar», Karaoke für die gute Stube, wird wie warme Semmeln verkauft, das dazu erforderliche Mikrofon ebenfalls. Mit Eyetoy, einer Kamera für die Playstation 2, ist Sony ein besonders verheissungsvoller Wurf gelungen. Mittlerweile gibt es Titel wie das Tanz-Game «Eyetoy Groove» oder das gerade lancierte «Eyetoy Kinetic», Aerobic zum Mitturnen, die ein neues Spielerlebnis versprechen. Eine solche Entwicklung ist allerdings die Ausnahme. In der Regel funktioniert der Zubehörmarkt so, dass die Konsolenhersteller und Drittfirmen sich mit deckungsgleichen Produkten um die Gunst der Kunden prügeln.

Qualität und Design als Trümpfe

Marc von Allmen, Key Account Manager des Nintendo-Importeurs Waldmeier, schätzt, dass rund 60 Prozent des Umsatzes mit Originalzubehör der Konsolenhersteller selbst erwirtschaftet werden. Der Umsatz mit Produkten von Drittherstellern hingegen hält etwa einen Anteil von 40 Prozent. Die Konsolenhersteller können die Trümpfe Design und Qualität ausspielen, die bei vielen Kunden stechen.
Bei den No-name-Produkten gibt es jedoch keineswegs nur billigen Ramsch, der nach einem Monat das Zeitliche segnet. Wie in anderen Produktgruppen gibt es beim Zubehör für Konsolen auch No-name-Erzeugnisse, die punkto Qualität nicht hinter dem Original zurückstehen. Sie werden bei denselben Produzenten in Fernost hergestellt, wie das Originalzubehör.
«Die gleiche Qualität zur Hälfte des Preises», dieses Ziel verfolgt Mario Ries mit seiner Eigenmarke Rimatec, die zur Firma Allsoft gehört. Ein Unikum: Rimatec konzentriert sich ausschliesslich auf den Schweizer Markt und bietet Zubehör für die Konsolen Gameboy, Gamecube, Playstation und Xbox an. Ries will keine Zahlen nennen, bezeichnet das Geschäft aber als lukrativ.

Spezialfall Logitech

Einen anderen Ansatz als Rimatec verfolgt Logitech. Preislich liegt dieser Hersteller meist im Bereich des Originalzubehörs, entwickelt aber teilweise auch exklusive Produkte, die weder die Originalhersteller noch die No-names bieten: Etwa einen drahtlosen Kopfhörer für die Xbox oder eine optische Maus für die Playstation 2.
Im PC-Markt eine feste Grösse, entfaltet Logitech den Zubehörmarkt für das Spielkonsolenzubehör erst so richtig. Bei der neuen mobilen Konsole PSP (Playstation Portable) ist dem Schweizer Unternehmen ein Coup gelungen. Logitech stellt mit Sonys Gnaden Zubehör für die PSP her, das den Kultfaktor des Teils erhöhen soll. Darunter sind ein Sound-System, Kopfhörer und eine Hülle für das Schmuckstück. Als Bonus gibt es ein Fussel-Wisch-weg-Tuch.

Wichtig ist das Drumherum

Ganz ähnliche Entwicklungen, allerdings in Eigenregie, treibt Microsoft im Vorfeld der Markteinführung der neuen Xbox 360 voran. Zusammen mit der neuen Konsole wurde auch bereits zahlreiches Zubehör vorgestellt: Wireless Controller, ein Batteriepack mit Ladestation, Kopfhörer oder eine Harddisk. Und mit den Faceplates, Frontplatten in verschiedenen Designs, lässt sich der Kiste ein persönlicher Anstrich verpassen. In der Branche werden diese Bemühungen einhellig kommentiert: Für Microsoft sei die Hardware bis jetzt ein Verlustgeschäft gewesen, mit der Zubehörflut werde versucht, hier das Blatt zu wenden.
Microsoft hat sich dabei etwas Besonderes einfallen lassen. Bei den Wireless Controllern, der Fernbedienung und der Ladestation sorgt ein Chip für den Schutz vor Nachahmerprodukten. Erst nachdem Microsoft selbst während zwölf Monaten den Zubehörmarkt für sich behaupten konnte, will das Unternehmen sich gegen-über Drittherstellern öffnen und Lizenzen für die Produktion verteilen – und natürlich mit den Lizenzgebühren auch weiterhin Geld machen.
Dies ist nicht der einzige Trend, der die Marktmacht zu den Konsolenherstellern hin verschiebt. «Die neuen Konsolengenerationen bieten bereits standardmässig immer mehr Möglichkeiten», sagt Marc von Allmen. Die bunte Schar der Dritthersteller blickt schwierigen Zeiten entgegen. Mario Ries sieht dieser Zukunft gelassen entgegen: «Eine Konzentration würde dem Markt gut tun.» (map)


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